Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
feuchte Arbeit, und die durchnässten Kleider rieben auf seiner verbrannten Haut. Lange bevor er damit fertig war, waren seine Hände steif und wund, sein Rücken schmerzte und ihm wurde vor Anstrengung beinahe schwindelig. Relpda war ungeduldig geworden, während er gearbeitet hatte, und brüllte angstvoll und gequält. Allmählich wandelte sich ihre Sorge in Ärger und Wut.
Hilf mir! Ich rutsche. Hilfe. Nicht Holz machen, sondern hilf MIR !
»Das versuche ich doch gerade. Ich baue dir etwas, worauf du dich ausruhen kannst.«
Vor Wut peitschte sie mit dem Schwanz und den Flügeln und stieß ihn dabei fast ins Wasser. »Hilf jetzt! Baue später!«
»Relpda, ich muss aber erst bauen, bevor ich dir helfen kann.«
» NEIN! « Ihr ungestümer Schrei durchschnitt die Luft, und die Heftigkeit ihres Gedankens machte ihn benommen.
»Tu das nicht«, warnte er sie. »Wenn du mich ins Wasser stößt, und ich ertrinke, dann bist du allein. Dann hilft dir keiner mehr.«
Fällst hinein, fresse ich dich! Dann nicht bauen Bäume. Obwohl sie ihm den Gedanken tonlos sandte, traf er ihn mit aller Gewalt.
»Relpda!« Kurz war er empört und entsetzt, dass sie ihm drohte. Dann wand sich die kalte Furcht, die in ihren Worten mitschwang, um sein Herz. Sie begriff es nicht. Sie glaubte tatsächlich, dass er sie im Stich ließ. »Relpda, sieh her: Wenn es mir gelingt, große Stämme hier so zusammenzubringen, dass sie halten, dann …«
Hilf Relpda! SOFORT!
Wieder stieß sie ihn in Gedanken, und er verlor beinahe das Bewusstsein. Da packte ihn die Wut. »Sieh doch mal, was ich hier versuche!« Und er stemmte sich mit aller Macht gegen ihr halsstarriges kleines Eidechsenhirn und sandte ihr das Bild eines dicken Floßes aus Zweigen und Stämmen, auf dem Relpda sich sicher zusammenrollte.
Wütend schnaubte sie und schlug das Wasser mit den Schwingen, sodass er nass gespritzt wurde. Dann gab sie ein Oh von sich. Jetzt erkenne ich es. Das ergibt Sinn. Ich werde dir helfen.
Ihre plötzliche Redegabe erstaunte ihn. »Was?«
Ich helfe dir, die Stämme an den richtigen Ort zu schieben. Und sie von dem Gezweig zu befreien, das verhindert, dass sie sich aneinanderfügen.
Sie war in seinem Geist und benutzte seine Vorstellung, seine Gedanken, seine Worte. Ihn schauderte bei der plötzlichen Vertrautheit, und auch ihr lief ein Beben über die Haut. Er wollte sich zurückziehen, konnte es aber nicht. Erst bei seinem zweiten Versuch ließ sie seinen Geist widerwillig los.
Relpda helfen?
»Ja, Relpda hilft«, gab er zurück, als er merkte, dass er wieder selbst sprechen konnte.
Und dann half sie ihm. Trotz ihrer Erschöpfung und den Schmerzen in den Klauen schwamm sie umher, schob Treibgut zur Seite und schaffte Stämme an die Stellen, die er ihr anwies. Als ihr erster Versuch auseinanderbrach, stieß sie einen schrillen verzweifelten Schrei des Unmuts aus. Doch er feuerte sie von Neuem an, sodass sie sich wieder an die Arbeit machte und tat, was er ihr auftrug: Sie schob Hölzer unter die bereits vorhandene Reihe an Stämmen. Und sie folgte auch seiner Aufforderung, Wasser zu treten, während er das Floß mit dem armseligen Stück Strick festzurrte. Schließlich kletterte sie argwöhnisch auf das unebene Bett aus Baumstämmen. Und ruhte sich aus. Ihr Leib wärmte sich auf. Erst jetzt, als sie sich plötzlich entspannte, fiel ihm auf, wie sehr er ihre Erschöpfung gespürt hatte. Denn in diesem Moment verlor er beinahe das Bewusstsein.
Schlafe jetzt.
»Ja, du schläfst. Das hast du jetzt am nötigsten.«
Er selbst brauchte etwas zu essen. Und Wasser. Wie erbärmlich, wenn man sich statt nach Wein oder einem fein zubereiteten Mahl nach einem bloßen Schluck Wasser sehnte. Jetzt war er wieder da, wo er bereits vor einigen Stunden gewesen war. Nur dass das Tageslicht am Schwinden war. Bald würde die Dunkelheit hereinbrechen, und dann würde ihm nichts anderes mehr bleiben, als sich erneut in dem kleinen Boot in eine muffige Decke zu wickeln. Er warf einen Blick nach oben und beschloss, dass er wenigstens versuchen musste, die Stelle zu finden, wo Jess die Früchte geerntet hatte.
Fleisch. Schläfrig hatte sie seine Gedanken verfolgt, und die Vorstellung einer Frucht gefiel ihr gar nicht. Finde Fleisch. Sie ließ ihn die ganze Härte ihres Hungers spüren. Das war ja wohl das Letzte. Schließlich hatte er sie eben erst gefüttert!
Nicht genug.
»Vielleicht finde ich ja etwas Fleisch.« Doch dann in dem Versuch, die verzweifelte Lage zu
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