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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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abgewiesen. Weder Jerd noch Thymara hatten ein Wort über das Auspionieren im Wald verloren. Hoffentlich blieb es dabei. Vielleicht war Jerd die Sache genauso unangenehm wie ihr selbst. Kurz zögerte sie vor der nächsten Frage. Wollte sie es wirklich wissen?
    »Also kam er zu dir. Nicht du zu ihm.«
    Jerd sah sie scheel an. »Ich bin ihm in den Wald gefolgt. Ist es das, was du wissen willst? Oder soll ich dir sagen, wer wen als Erstes angefasst hat? Denn ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch weiß …« Sie richtete sich noch weiter auf und legte eine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Was kümmert dich das eigentlich?«
    Plötzlich war Thymara überzeugt, dass Jerd sich bestens erinnerte. Und dann fiel ihr auf, dass sie der anderen Hüterin etwas in die Hand gegeben hatte, was diese jederzeit gegen sie ins Feld führen konnte. »Ich weiß nicht«, log sie. »Ich habe mich nur so gefragt.«
    »Falls du ihn willst, kannst du ihn haben«, gestattete Jerd ihr großmütig. »Ich meine, ich habe Greft, weißt du. Und Tats hätte ich sowieso nicht für immer gewollt. Ich würde ihn dir nicht wegnehmen.«
    Also glaubte sie, dass sie dazu in der Lage war. War sie das? »Und Rapskal wolltest du auch nicht für immer?«, versetzte Thymara. »Oder einen der anderen?«
    Falls sie geglaubt hatte, das andere Mädchen damit zu treffen, hatte sie sich geirrt. Denn Jerd lachte. »Nein, Rapskal doch nicht! Obwohl er süß war, so knabenhaft und hübsch. Aber das eine Mal mit ihm hat mir gereicht! Er hat so bescheuert gelacht. Das war ätzend. Oh! Tut mir trotzdem leid, dass er fort ist. Ich weiß, dass ihr beide zusammen wart, und bestimmt hast du seine alberne Art überhaupt nicht ätzend gefunden. Muss echt schwer für dich sein, ihn zu verlieren.«
    Dieses Miststück. Vergeblich kämpfte Thymara gegen das Würgegefühl und die aufsteigenden Tränen an. Nicht, weil sie in ihn verliebt gewesen wäre. Wie Jerd sagte, war er dafür zu eigen gewesen. Aber er war Rapskal und ihr Freund. Sein Verschwinden riss ein Loch in ihr Leben.
    »Es ist schwer. Zu schwer.« Ohne eine Entschuldigung oder Erklärung schwang Thymara die Beine über die Reling und sprang an Deck. Dabei spürte sie kurz Teermanns mitfühlendes Beben. Im Weggehen ließ sie ihre Hand über die Reling gleiten, um ihn ihrer eigenen Gefühle zu versichern. Hennesey, der Maat, warf ihr einen verwunderten Blick zu, worauf sie die Hand herunternahm. Als sie an ihm vorbeiging, nickte er ihr ohne ein Lächeln zu. Sie hatte eben eine Grenze überschritten, und das war ihr bewusst. Da sie nicht Teil der Mannschaft war, hatte sie kein Recht, mit Teermann auf diese Weise in Verbindung zu treten. Selbst wenn er damit angefangen hatte.
    Dieser Gedanke rief ihr wieder ins Bewusstsein, was Jerd über Tats gesagt hatte. Sie zwang sich, darüber nachzudenken. Spielte es eine Rolle, ob Tats die Sache mit Jerd angefangen hatte? War das nicht vorbei und gehörte der Vergangenheit an?
    »Ja, genau so. Jetzt ruhe dich aus und bewege dich nicht. Ich versuche, etwas zu essen für dich zu finden.«
    »Sehr gut.«
    Er betrachtete die Drachin auf den Schwimmhölzern und wunderte sich darüber. Über die Stämme, die sie zusammen versetzt hatten, darüber, dass er es sich erst vorgestellt und dann umgesetzt hatte und dass es ihm am Ende auch noch gelungen war, sie aus dem Wasser zu hieven. Während er nach Stämmen gesucht hatte, die sich bewegen ließen und die er zu ihr schieben konnte, hatte er einige große tote Fische im Wasser treiben sehen. Und einen Kadaver, der wohl von einem Affen stammte. Die weichen toten Leiber zu berühren, war ekelhaft gewesen. Nicht frisch, hatte sie sich beschwert, hatte das Fleisch aber dennoch gefressen. Dann hatte er sich trotz des sauren Wassers den Geruch von den Händen abgewaschen.
    »Wir arbeiten gut zusammen«, sagte sie sowohl für seine Ohren als auch in seinem Geist.
    »In der Tat«, pflichtete er ihr bei und fragte sich nicht weiter, ob das gut war oder nicht.
    Es dauerte den ganzen Morgen und den halben Nachmittag. Er fand heraus, dass er einige der größeren Stämme verkeilen konnte, wenn er sie gegen die Bäume stemmte. So entstand ein Floß in Drachengröße. Als Ausgangspunkt wählte er einen Stamm, der bereits zwischen einigen dicken Bäumen eingeklemmt war. Die sich aufstauende Strömung hielt ihn an Ort und Stelle. Dann beseitigte er das Gezweig, die Äste und das Laub, die sich zwischen den Stämmen verfangen hatten. Das war harte,

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