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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schlimmer noch: Er hatte davon getrunken. Und nun war ihm bewusst, wie niederträchtig seine Tat gewesen war. Und das, was er geplant hatte. Wie hatte er jemals glauben können, dass sie gewöhnliche Tiere waren, wie Schweine oder Schafe, die der Mensch nach Gutdünken schlachten konnte? Es schauderte ihn, wenn er an den Handel dachte, den er mit dem Kaufmann Begasti vereinbart hatte. Genauso gut hätte er mit Kinderherzen oder Frauenfingern Handel treiben können!
    Und dank dieses übel ersonnenen Plans hatte es ihn in diese Gegend verschlagen. Er war fern von zu Hause und entfernte sich täglich weiter davon. Mit jedem Moment wurde seine Absicht, unglaublich reich zu werden und sich und Hest aus Bingtown wegzuzaubern, unwahrscheinlicher und verwerflicher.
    Er versuchte, diese Fantasie wieder zum Leben zu erwecken. Er stellte vor, wie er und Hest zusammen in einem geschmackvoll ausgestatteten Zimmer saßen und sich über einem mit erlesenen Speisen beladenen Tisch hinweg ansahen. In seinem Traum hatte immer eine große Tür offen gestanden, die in einen duftenden Garten in der Abendsonne hinausführte. In seinem Traum hatte ihn ein verblüffter Hest stets gefragt, wie er ihnen dies alles nur beschafft habe? Und Sedric hatte sich mit einem Glas Wein in der Hand zurückgelehnt und still gelächelt.
    Er hatte es sich bis ins Kleinste vorgestellt, die beladene Anrichte, den Wein in seinem Glas und den Gesang der Vögel, die im abendlichen Garten von Ast zu Ast flatterten. Er konnte sich an jedes Detail seines Traums erinnern, aber er konnte ihn nicht mehr zum Leben erwecken, konnte Hests neugierige und begierige Stimme nicht mehr hören. Er vermochte sein Gesicht nicht mehr zu dem Lächeln zu bringen, mit dem er die Antwort kopfschüttelnd verweigert hätte. Der Traum war widerspenstig geworden und hatte sich in einen Albtraum verwandelt, in dem ihm klar war, dass Hest zu viel getrunken haben würde, den zu lange gegarten Fisch ablehnen und sich mit anzüglichem Grinsen über den Dienstboten auslassen würde, der den Tisch abräumte. Der wahre Hest hätte ihn lediglich gefragt, ob er auf der Straße angeschafft hätte, um an das Geld zu kommen. Der wahre Hest würde verachten, was immer Sedric ihm vorsetzen würde, er würde den Wein schlechtmachen und sich darüber mokieren, dass das Haus zu protzig sei, das Essen zu schwer.
    Der Hest seiner Träume war durch den Hest ersetzt worden, zu dem sein Liebhaber in den letzten zwei Jahren allmählich geworden war. Der bittere, höhnische Hest, dem man es unmöglich recht machen konnte, der herrschsüchtige Hest, der ihn hierher verbannt hatte, weil er es gewagt hatte, ihm zu widersprechen. Der Hest, der ihn immer öfter misshandelt und ihn dabei daran erinnert hatte, dass es sein Geld war, das sie ausgaben, dass Hest ihn ernährte, einkleidete und ihm ein Dach über dem Kopf gab. Was hatte Sedric sich nur eingebildet? Dass er Hest wieder zu dem machen konnte, für den er ihn gehalten hatte, indem er selbst zur Quelle ihres Reichtums würde und ihn kontrollierte?
    Oder hatte er selbst Hest werden wollen, der Mann, der das Sagen hatte?
    Seine Ruder tauchten tief ins Wasser. Rücken, Nacken, Schulter und Arme taten ihm weh. Seine Hände brannten. Doch nicht einmal die Schmerzen vermochten die Wahrheit zu ersticken. Von Anfang an, seit sie zusammen waren, hatte Hest ihn gerne herumkommandiert. Stets hatte er nach Sedric verlangt, und Sedric war zu ihm gekommen. Er war nie zärtlich zu ihm gewesen, niemals freundlich oder rücksichtsvoll. Über die blauen Flecken, die er Sedric zugefügt hatte, pflegte er zu lachen. Und Sedric hatte den Kopf gesenkt, kläglich gelächelt und diese Behandlung als seine Pflicht hingenommen. Natürlich war Hest nie zu weit gegangen. Bis auf das eine Mal, als er zu viel getrunken hatte und als Sedric ihm die Treppe des Gasthauses hinaufgeholfen hatte, was Hest erzürnt hatte. Dieses eine Mal war er wahrlich brutal zu ihm gewesen und hatte ihn so sehr geschlagen, dass er geblutet hatte. Er war die Treppe hinuntergestürzt. Aber nur dieses eine Mal – und das andere Mal, als Hest das Wirtshaus verlassen und mit einer Kutsche davongefahren war, sodass Sedric zu Fuß durch das gefährlichste Viertel dieser unwirtlichen Stadt in Chalced hatte rennen müssen, um rechtzeitig beim Schiff anzukommen, bevor es auslief. Und alles nur aus Rache, weil er Hests Meinung nicht geteilt hatte. Dieser behauptete nämlich, dass der Kaufmann ihn absichtlich betrogen

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