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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hätte, während Sedric meinte, dass er sich versehentlich verrechnet hatte. Dafür hatte Hest sich nie entschuldigt. Stattdessen hatte er sich zusammen mit einigen Mitreisenden über ihn lustig gemacht.
    Einer von diesen Kerlen begleitete Hest im Moment, fiel Sedric ein. Kope. Redding Kope mit dem dicken Mund und den Wurstfingern, der Hest immer an den Lippen hing und stets versuchte, Hest ein Lächeln zu entlocken, indem er Sedric nachäffte. Tja, von nun an hätte Kope Hest ganz für sich. Grimmig wünschte Sedric ihm wenig Freude dabei. Vielleicht würde er feststellen, dass der Preis, den er gewonnen hatte, nicht das war, was er erwartet hatte.
    Thymara hatte den Kahn bereits früh verlassen, nachdem sie Kapitän Leftrin gebeten hatte, eines der kleinen Boote benutzen zu dürfen. Der war heute Morgen in ungewöhnlich freigebiger Stimmung gewesen. Denn er hatte Davvie befohlen, sie in einem der Beiboote ans Ufer zu rudern. Wenn sie zurückkehren wollte, sollte sie von den Bäumen aus herüberrufen. Sie hatte einige Tragesäcke mitgenommen und versprochen, nach frischen Früchten oder Gemüse für alle zu suchen.
    Tats hatte sie davon nichts gesagt, und auch sonst niemandem. Trotzdem wunderte sie sich nicht, als er auftauchte, um ihnen zu helfen, das Boot zu Wasser zu lassen. Und es überraschte sie auch nicht, dass er nach ihr die Leiter hinabgeklettert war und sich hinter ihr ins Boot gesetzt hatte.
    Während Davvie sie hinüberruderte, hatte sie Zeit, darüber nachzudenken, wie sie auf Tats Anwesenheit reagieren sollte. So lange nämlich waren sie mit Davvies liebenswürdigem Geschnatter beschäftigt. Offenbar hatte er sich gerade mit Lecter angefreundet und barst vor Fragen über den Jungen. Tats beantwortete sie, so gut er vermochte. Lecter war stets etwas unnahbar geblieben, und keiner wusste sonderlich gut über ihn Bescheid. Thymara freute sich für ihn. Zwar kannte sie Davvie nicht, aber ihr war aufgefallen, wie einsam er zu sein schien. Sie verstand Leftrins Entscheidung, die Schiffsmannschaft und die Hüter getrennt zu halten, doch als einziger Jugendlicher auf dem Kahn tat Davvie ihr leid. Ihm zuliebe hoffte sie, dass Leftrin die Regel etwas lockern und die Freundschaft zwischen Lecter und Davvie dulden würde.
    Davvie ruderte so dicht wie möglich an die herausragenden Baumwurzeln heran. Sie stiegen vom Boot auf eine der mächtigen Luftwurzeln. Von hier sprang Thymara am Stamm hoch, krallte ihre Klauen in die Rinde und huschte nach oben. Tats verabschiedete sich von Davvie und folgte mit größerer Mühe. Als sie auf den Zweigen anlangten, ging es leichter voran. Eine Weile lang sagte keiner von beiden etwas außer einem gelegentlichen: »Pass auf, hier ist es rutschig« oder »Beißende Ameisen. Geh schnell weiter!«
    Sie führte und er folgte. Sie bewegten sich parallel zum Fluss gegen den Strom, und allmählich ging es in höhere Regionen.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Tats schließlich.
    »Nach Fruchtranken suchen. Die mit den Luftwurzeln. Die mögen das Licht am Ufer.«
    »Gut, ich fühle mich heute nämlich nicht in der Lage, bis in die Wipfel zu steigen.«
    »Ich auch nicht. Wir würden die meiste Zeit damit verschwenden, hinauf-und nachher wieder hinunterzuklettern. Aber ich will heute so viele Früchte wie möglich sammeln.«
    »Gute Idee. Von nun an wird es schwieriger, alle satt zu bekommen, nachdem der Großteil unserer Ausrüstung zum Fischen verloren ist. Zusammen mit den meisten Vorräten. Unsere Decken sind weg, wir haben all unsere Messer eingebüßt.«
    »Es wird schwieriger«, stimmte sie ihm zu. »Aber die Drachen können sich mittlerweile schon besser selbst ernähren. Ich glaube, dass wir zurechtkommen werden.«
    Er schwieg eine Weile und folgte ihr über eine Reihe waagrechter Äste. Dann fragte er: »Wenn du nach Trehaug zurückkehren könntest, würdest du es tun?«
    »Was?«
    »Gestern Abend hast du gemeint, dass du nicht heimgehen könntest. Und ich habe mich gefragt, ob du das tatsächlich wollen würdest.« Wieder folgte er ihr einige Zeit schweigend, bevor er hinzufügte: »Denn wenn du das wolltest, wüsste ich einen Weg, dich dorthin zu bringen.«
    Sie blieb stehen, wandte sich um und sah ihm in die Augen. Er wirkte so ernst, und sie kam sich plötzlich so alt vor. »Tats, wenn ich das tatsächlich wollte, würde ich selbst einen Weg finden, es zu tun. Ich habe mich zu dieser Expedition verpflichtet. Wenn ich jetzt aufgeben würde … nun, dann wäre alles bisher

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