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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich gegenseitig vor, für ihren Sturz die Schuld zu tragen. Sollten sie eben kämpfen. Ihr war es gleich. Dumm, dumm, dumm. Und dümmer noch war die Tatsache, dass ihr Tränen in den Augen brannten.
    Lange bevor etwas zu sehen war, hatten sie das Horn gehört. Die drei kurzen Töne verkündeten, dass Carson zurückkehrte und dass er jemanden gefunden hatte. Leftrin hielt Ausschau, während sich die Hüter an Deck versammelten, angestrengt flussabwärts blickten und sich leise unterhielten. Rapskal und Heeby? Die Kupferdrachin? Jess? Sedric?
    Er selbst bezweifelte, dass es Jess war. Bevor die Welle ihn getroffen hatte, hatte Leftrin sein Bestes getan, damit der Jäger nicht zurückkehrte. Aber was, wenn er überlebt hatte? Was würde der Jäger verraten? Und wem? Als die Kupferdrachin neben den beiden Booten sichtbar wurde, brach unter den Hütern ein Jubel der Erleichterung aus. Leftrin kniff die Augen zusammen und war überrascht, zwei Boote zu sehen. Eine Weile starrte er die Gestalt an, die im zweiten Boot ruderte, und rief dann aus: »Es ist Sedric! Er hat Sedric gefunden! Alise! Alise! Carson hat Sedric gefunden! Er lebt, und er sieht unverletzt aus.«
    Sie hörte das Tappen von Füßen auf den Planken, und kurz darauf stand sie neben ihm auf dem Dach des Deckshauses. »Wo? Wo ist er?«, verlangte sie atemlos zu wissen.
    »Da.« Er deutete auf ihn. »Er rudert das zweite Boot.«
    »Sedric rudert ein Boot?«, gab sie skeptisch zurück, doch einen Augenblick später sagte sie: »Ja, das ist er. Ich erkenne ihn an der Farbe seines Hemds. Ich kann es nicht glauben! Er lebt!«
    »Er lebt«, wiederholte Leftrin. Unauffällig griff er nach ihrer Hand. Er wollte sie nicht fragen, aber er musste es wissen. Änderte Sedrics Rückkehr etwas zwischen ihnen?
    Sie drückte seine Hand, dann ließ sie sie los. Da verließ ihn der Mut.
    Alise beobachtete, wie die beiden Boote sich näherten, und bemühte sich, ihre Gefühle zu entwirren. Einerseits war sie glücklich, dass ihr Freund Sedric überlebt hatte. Gleichzeitig bangte ihr vor der Rückkehr ihres Aufpassers. Sie war wütend auf Sedric, weil er ihr Hests Medaillon vorenthalten hatte, und erstaunt, ihn körperlich so aktiv zu sehen: Er ruderte ein Boot!
    Die Drachen riefen der Kupfernen entgegen, und Relpda antwortete freudig. In solchen Augenblicken hörte Alise nur die Geräusche der Drachen, ohne die Worte. Sie hatte den Eindruck, dass sie die Drachen nur verstand, wenn diese auch verstanden und gehört werden wollten. Zwar war sie sich dessen nicht sicher, aber sie vermutete, dass sie gewisse Unterhaltungen nur untereinander führten und für sich behielten. Sie sollte diesen Gedanken in ihrem Tagebuch notieren, fiel ihr ein, und auf einmal bekam sie ein schlechtes Gewissen. Seit Tagen hatte sie ihr Tagebuch nicht mehr in die Hand genommen und ihre Beobachtungen über die Drachen notiert. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu überleben und sich selbst zu entdecken, entschied sie. Über die Augenblicke im Wasser und davon, wie die Drachin sie gerettet hatte, würde sie berichten. Aber über letzte Nacht? Das würde sie auf ewig für sich und ganz für sich behalten.
    Sie und Leftrin hatten kein Wort darüber verloren. Als sie sich am Kombüsentisch begegnet waren, und später, als sie mit ihm übers Deck geschlendert war, hatten sie den Anstand gewahrt. Sie hatte sich Mühe gegeben, nicht zu erröten und ihm nicht bedeutungsschwanger in die Augen zu schauen. Doch ihr Schweigen hatte mehr verraten als ihre Worte. Sie hatte nicht die Absicht, zum Gegenstand von Tratsch unter den Hütern zu werden, und sie vermutete, dass auch Leftrin seine persönlichen Angelegenheiten vor seiner Mannschaft geheim halten wollte. Nun fragte sie sich, ob sie jemals wieder mit ihm allein sein würde, um ihm sagen zu können, wie viel es ihr bedeutet hatte.
    Mit Sedric kehrte ihre Vergangenheit in Bingtown zurück. Sobald er an Bord treten würde, wäre sie nicht mehr länger nur Alise. Dann wäre sie Alise Finbok, Gattin von Hest Finbok, der eines Tages Händler Finbok sein würde und im Händlerkonzil von Bingtown über die Stimme der Finboks verfügen würde. Aufgrund ihrer Heirat schuldete sie ihm nicht nur Treue, sondern auch die Hoffnung auf einen Erben, und darüber hinaus schuldete sie ihm, seiner Familie und auch ihrer eigenen Familie den Anstand und das schickliche Betragen, die für das gesellschaftliche Miteinander unablässig waren.
    Sie wollte nicht, dass Sedric

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