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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verhindert das. Das ist mir inzwischen klar. Denn ich habe Sylve und Harrikin gehört, als sie sich nachts unterhalten haben. Sie wollen nun warten, da sie nun ohnehin vielleicht Hunderte von Jahren miteinander verbringen können, nachdem ihre Drachen sie verwandelt haben. Nicht aber Greft. Nicht für mich. Deshalb wollte ich mir heute Nacht nehmen, was mir eigentlich zusteht. Die ganze Zeit über habe ich ihn geputzt, ihn gefüttert, da sollte man doch meinen, dass er mir eine einzige Schuppe geben könnte, nur ein paar Tropfen Blut. Aber nein. Nein.«
    Er seufzte und sah sie alle der Reihe nach an. Langsam schüttelte er dabei den Kopf, als könne er sein hartes Los, das ihn hierhergeführt und verdammt hatte, nicht begreifen.
    »Ich werde sterben«, sagte er schließlich. Und sein Ton machte deutlich, dass er ihnen die Schuld dafür gab. »Mit mir stimmt etwas nicht mehr. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Der Bauch tut mir weh, wenn ich Hunger habe, und wenn ich etwas esse, tut er noch mehr weh. Mein Mund hat sich so verändert, dass ich nicht mehr richtig kauen oder bequem die Kiefer schließen kann. Obwohl meine Augen trocken sind, kann ich die Lider nicht mehr ganz herunterklappen. Nichts geht mehr, was eigentlich einfach sein sollte. Ich bekomme nicht mehr genug Luft durch die Nase, und wenn ich durch den Mund atme, wird mein Hals rau, und irgendwann spucke ich Blut.« Er sah erneut in die Runde, und sein Blick verweilte auf Thymara. »Das ist mein Leben«, sagte er leise. »Oder mein Tod. Der Tod eines Menschen, der sich verwandelt, ohne dass ein Drache ihn führt. Der Tod eines Menschen, der schon bei der Geburt so sehr von der Regenwildnis gezeichnet war, dass er nicht einmal ein mittleres Alter erreichen, geschweige denn alt werden kann.«
    Plötzlich hielt ihn niemand mehr und er stand allein in ihrer Mitte. Als er davonging, wichen ihm alle wortlos aus. Alise bückte sich und hob das Fläschchen auf, das hinuntergefallen war. Sie betrachtete es. Dann sah sie Sedric fassungslos an. »Das sieht wie ein Tintenfass aus«, sagte sie.
    Sedric zuckte mit den Schultern. Er kniff den Mund zusammen, und er war bleich. Er wirkte kränklich. Carson stellte sich neben ihn. Langsam wandte Alise sich Leftrin zu. »Es ist nicht wahr, oder? Der Jäger hat den Jungen angelogen, nicht wahr?«
    Lange sah der Kapitän sie schweigend an. Dann hob er den Blick zu den gespannten Hütern. »Da hat jemand gedacht, er könne mich zu einer solchen Sache zwingen. Denn sie wussten über Teermann Bescheid, wussten, wie viel Hexenholz in ihm verbaut wurde. Aber ich habe mich nie damit einverstanden erklärt, Alise. Ich habe nie zugestimmt und nie vorgehabt, es zu tun.«
    Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Brauen. »Daher hatte er es damals also, nicht wahr? Ich meine Jess, damals in der Kombüse. Er glaubte, Sedric und ich wären hier, um dir zu helfen?«
    »Er hatte eine Menge seltsamer Ideen. Aber jetzt ist er nicht mehr, Alise, und was ich dir sage, ist die Wahrheit. Ich habe nie zugesagt, Drachenblut oder Trophäen zu schmuggeln.« Er sah sie an und fügte fast flüsternd hinzu: »Das schwöre ich bei Teermann . Ich schwöre es bei meinem Lebensschiff.«
    Alise blieb einen Moment unentschlossen stehen. Thymara beobachtete sie. Die Dame aus Bingtown sah erst zu Leftrin, dann zu Sedric und ließ den Blick wieder zurück auf den Kapitän gleiten. Schließlich hängte sie sich bei ihm ein und schaute ihm ins Gesicht. »Ich glaube dir«, sagte sie, als hätte sie eine Wahl getroffen. »Ich glaube dir, Leftrin.«

 
     
    Zwölfter Tag des Goldmonds IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
    Von Detozi, Vogelwart in Trehaug, an Erek, Vogelwart in Bingtown Eine versiegelte Nachricht des Regenwildkonzils in Trehaug an das Händlerkonzil in Bingtown mit einer vollständigen Aufstellung aller Ausgaben für die Wiederinstandsetzung der in gemeinsamem Besitz befindlichen Hafenanlagen in Trehaug, einschließlich einer genauen Berechnung der auf die Händler Bingtowns anfallenden Kosten. Wie immer ist eine rasche Zahlung sehr erwünscht.
    Erek,
    in zwei Tagen, am Zwölften des Goldmonds, wird Reyall das Schiff besteigen, um nach Bingtown zurückzukehren. Unsere Familie dankt allen Vogelwarten, deren Unterstützung es ihm möglich gemacht hat, für die Zeit der Trauer zu uns nach Hause zu kommen. Im Besonderen möchte ich Euch für das Verständnis und die Güte danken, die Ihr unserer Familie über die Jahre erwiesen habt.

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