Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Thymara: »Du bist nicht länger mein Hüter, Greft! Nie wieder werde ich das Wort an dich richten, nie wirst du mich jemals wieder anfassen!«
    »Mann über Bord!«, rief Skelly.
    »Ich hole ihn raus!«, war Alums Stimme zu hören. Beide schienen sich in der Mitte des Schiffs zu befinden. Thymara schüttelte den Kopf. Sie war bestimmt nicht die Einzige, die sich fragte, wie die beiden mitten in der Nacht am selben Ort gelandet waren. Als Alum ins Wasser sprang, platschte es erneut, wenn es sich auch anders anhörte. Kurz darauf bewegten sich die leuchtenden Laternen auf jene Seite des Schiffs und versammelten sich. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gingen Tats und Thymara zu den anderen.
    Swarge hob seine Lampe. Alum legte eben die letzten Schritte zwischen sich und einem treibenden Körper zurück. Er drehte ihn um und stieß ein entsetztes Keuchen aus. »Es ist Greft! Lasst an der Seite eine Leiter herunter.«
    Als Alum den leblosen Leib zum Kahn gezogen hatte, stand Swarge bereits auf der untersten Sprosse und erwartete ihn. Zusammen hievten sie Greft an Bord. »Bringt ihn in die Kombüse!«, bellte Leftrin. Tats trat hinzu, um Greft bei den Beinen zu greifen. Sie trugen ihn fort, doch auf halbem Weg begann Greft, sich zu wehren. Sie setzten ihn ab, und er stellte sich hustend an die Reling und spuckte Wasser aus. Geduldig hielt Swarge die Laterne hoch und wartete ab. Grefts Hemd war zerrissen und hing ihm nur noch in Fetzen am Leib. Auf der Brust und am Rücken hatte er jeweils einen langen Kratzer.
    »Mir geht’s gut«, beteuerte er schroff. »Ich brauche keine Hilfe. Mir geht’s gut.«
    »Du blutest«, stellte Thymara fest.
    Schier außer sich wirbelte Greft zu ihr herum und brüllte ihr ins Gesicht: »Mir geht’s gut, habe ich gesagt. Lass mich zufrieden!«
    Leftrin packte ihn an der Schulter und riss ihn zu sich herum. Als er ihn plötzlich wieder losließ, fiel Greft beinahe zu Boden, doch Leftrin achtete nicht darauf, sondern herrschte ihn an: »Dir geht es gut, aber ich bin der Kapitän. Und das bedeutet, dass du mir jetzt ganz genau sagst, was da eben passiert ist.«
    »Das geht Euch nichts an. Es ist nicht auf Eurem Schiff passiert.«
    Leftrin stand völlig regungslos und schweigend da. Thymara fragte sich, ob er schockiert war und ob ihm noch nie zuvor jemand etwas Derartiges erwidert hatte. Doch er zuckte auch nicht mit der Wimper, als Eider vortrat, Greft an den Schultern fasste, ihn in die Höhe stemmte und über die Reling beförderte. Mit scheinbarer Mühelosigkeit hielt er ihn baumelnd in der Luft. In hilfloser Wut stieß Greft unartikulierte Laute aus und klammerte sich an Eiders Handgelenk. Thymara fiel auf, dass er sich nicht wehrte. Wahrscheinlich ging er genau wie sie davon aus, dass Eider ihn ins Wasser fallen lassen würde. Vielleicht war er aber auch zu erschöpft, um sich zu widersetzen.
    Leftrin holte kurz Luft und sagte im Plauderton. »Jetzt bist du nicht mehr auf meinem Schiff. Dann ist es wohl auch nicht mehr meine Angelegenheit, was nun mit dir passiert.«
    »Ich habe nach meinem Drachen gesehen. Da wurde er wütend auf mich, hat mich ergriffen und ins Wasser geschleudert. Und ich bin nicht mehr Kalos Hüter!« Den letzten Satz rief er trotzig in die Nacht. Zur Antwort hallte das zornige Gebrüll des Drachen herüber, und die anderen stimmten fauchend und knurrend mit ein.
    »Das ist höchstens die halbe Wahrheit. Was ist passiert?«, verlangte Leftrin zu wissen.
    Thymara hatte den Kapitän noch nie so wütend erlebt. Inzwischen war auch Alise erschienen, in der Elderlingsrobe, die Leftrin ihr gegeben hatte. Das Haar fiel ihr offen auf die Schultern herab, und ihr stand Furcht in den Augen geschrieben. Auch die anderen Hüter und Mannschaftsmitglieder versammelten sich. Allmählich wurde es eng an Deck.
    »Ich habe nach meinem Drachen gesehen.« Greft blieb stur. Seine Hände umklammerten noch immer Eiders Unterarme. Thymara fragte sich, ob der Hüne ihn noch lange würde halten können.
    »Mitten in der Nacht?«, fragte Leftrin.
    »Ja«, gab Greft knapp zurück.
    »Warum?« Leftrin ließ nicht locker.
    Greft fasste sich an die zerkratzte Brust und betrachtete dann das Blut an seinem Finger. »Ich habe um Blut gebeten«, gestand er unvermittelt.
    »Blut? Warum?« Leftrin klang entsetzt.
    »Weil ich ein Elderling werden möchte wie die anderen auch!«, platzte es zornig und eifersüchtig aus ihm heraus. »Ich habe das Getuschel gehört. Ich weiß Bescheid. Die anderen Drachen

Weitere Kostenlose Bücher