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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kummer zerrte an ihrem Herz. Aber Boxter war nicht Rapskal, und jetzt verdüsterten sich seine Züge und verzogen sich zu einer hässlichen Fratze. »Du bist der Lügner!«, schrie er, als Greft ihn ansah. »Du Lügner! Hast uns gesagt, wir sollen die Mädchen in Ruhe lassen, und bist ihnen selber nachgestiegen! Hast all die Regeln aufgestellt, dass wir alles teilen sollen, und hast doch das Beste immer für dich behalten. Wir wissen, was du getan hast. Kase und ich. Wir sind nicht dumm.«
    »Nicht?«, grinste Greft, und Boxter holte aus. Zwar riss Greft den Kopf zurück, doch der Schlag streifte ihn dennoch am Kinn, sodass seine Kiefer zuschnappten und die Zähne klackerten.
    »Genug!«, rief Leftrin, und augenblicklich hatte Swarge Boxter fest im Griff.
    Aus Grefts Mundwinkel sickerte ein Rinnsal Blut. Er achtete nicht darauf, sondern sah sie der Reihe nach verächtlich an. Als ihm das ganze Ausmaß der Feindseligkeit bewusst wurde, das ihm entgegenschlug, holte er Luft. »Erst habe ich an unsere Aufgabe geglaubt. Dann hat mich Jess aufgeklärt.« Er sah Leftrin vorwurfsvoll an. »Was ist mit Jess geschehen, Kapitän Leftrin? Er hat mir erzählt, dass Ihr aus der Abmachung mit ihm aussteigen wolltet. Er hat mir auch gesagt, dass ihr diese Frau in Euer Bett locken wolltet. Und um sie Euch gefügig zu machen, würdet Ihr sie mit Drachenblut bestechen. Dafür würdet Ihr ihn notfalls umbringen. Habt Ihr es so gemacht?« Jetzt richtete er seinen anklagenden Blick auf Alise. »Dass eine schicke Dame wie Ihr aus Bingtown sich für ein bisschen Drachenblut zur Hure macht!«
    »Leftrin!«, japste Alise, doch die Faust des Kapitäns landete bereits in Grefts Gesicht. Die Wucht schleuderte den Hüter gegen die Wand des Deckshauses. Sein Kopf wankte, doch es gelang ihm, sich hochzuziehen und wieder aufzustehen. Die Umstehenden bedachte er mit finsteren Blicken und spuckte Blut auf Teermanns Planken. Entsetzt keuchte Skelly auf und sprang vor, um es mit dem Ärmel aufzuwischen. Greft beugte sich zu Leftrin vor. Alise hatte zwar dessen Arm gepackt, aber Thymara war klar, dass sich der Kapitän aus eigenem Willen und mit größter Mühe zurückhielt.
    »Ich habe die Heuchelei satt!«, sagte Greft. Er hörte sich so enttäuscht und gebrochen an, dass Thymara kurz Mitleid mit ihm empfand. »Ich dachte, das Konzil würde uns endlich eine Chance geben. Ich glaubte, dass ich auf diese Weise eine Zukunft hätte. Deswegen habe ich mich dazu gemeldet.« Er sah alle Umstehenden mit vorwurfsvollem Blick an.
    »Ich habe versucht, euch allen zu zeigen, wie es sein könnte. Ich wollte euch klarmachen, dass wir alles verändern können. Aber einige von euch wollten keine Veränderungen.« Dabei funkelte er Thymara an. »Und manche von euch wollten einfach jemanden, der für sie denkt und ihnen sagt, was sie tun sollen.« Jetzt wanderte sein anklagender Blick zu Boxter. Kase war hinter seinen Vetter getreten. Er hatte ihm seine Hand auf die Schulter gelegt, doch Swarge hielt ihn noch immer fest.
    »Sa, was habe ich mir für eine Mühe gegeben!«, rief Greft an den Nachthimmel. Dann sah er wieder finster in die Runde. »Aber keiner von euch hat mir wirklich zugehört. Und dann hat mir Jess erklärt, warum. Er hat mir gezeigt, was für ein Netz aus Lügen dies alles ist. Nun, jetzt ist er tot, und ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Mir kam zu Ohren, dass einige der Drachen ihre Hüter absichtlich verwandeln, indem sie ihnen Blut geben. Nicht aber Kalo, nein. Nicht für Greft. Für Greft gibt es nie etwas. Ich habe mich um dieses Ungeheuer gekümmert. Habe für ihn gejagt, ihn gefüttert, ihn geputzt, ihm den Dreck weggekratzt. Aber gibt er mir dafür einen Tropfen Blut? Eine Schuppe? Nein. Nicht einen Tropfen, um mich zu verwandeln, weder, um meinen Körper zu verändern, noch um es zu verkaufen, sodass ich ein neues Leben anfangen könnte.« Er sah die anderen an, in seinem Gesicht stand selbstgerechter Zorn. Von seinen Schürfwunden rann Blut. Inzwischen nahm Thymara an, dass Kalo ihn zwischen den Kiefern festgehalten, ihn ins Wasser geschleudert und ihm dabei die Schrammen zugefügt hatte. Es war nur verwunderlich, dass der Drache ihn nicht gleich entzweigebissen und verschlungen hatte.
    Plötzlich war Grefts Stimme ruhig und gefasst. »Mein ganzes Leben lang war klar, dass ich nicht so viel bekommen würde wie alle anderen. Keine Achtung. Keine Zeit. Leute wie ich, wie wir, wir sterben jung. Es sei denn, ein Drache nimmt uns auf und

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