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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ihre ganze Loyalität galt mit einem Schlag ihrem menschlichen Partner und dem Lebensschiff. Sintara betrachtete geringschätzig die Frau, die einst vorgegeben hatte sie zu verehren, wie sie über die silbrig schimmernde Reling des Schiffs strich, als würde sie ein erschrecktes Kätzchen beruhigen.
    »Ruhe!«, brüllte Leftrin die Menschen in dem Gefährt an. Dann beugte er sich über die Reling und richtete den Blick auf Mercor. »Falls du mit mir oder einem aus meiner Mannschaft ein Problem hast, dann sprich mit mir und ziehe mich zur Verantwortung. Wenn aber einer von euch noch einmal mein Schiff berührt, dann jage ich ihm eine Harpune in den Leib.«
    »Hast du eine Harpune?«, fragte Mercor mit so ernsthafter Neugierde, dass jemand von den Umstehenden ein nervöses und zu spät unterdrücktes Kichern entfuhr. Vielleicht war es Thymara gewesen.
    Der Kapitän gab keine Antwort auf die Frage. »Worüber willst du dich beschweren, Drache?«
    »Letzte Nacht, als wir schliefen, schlich sich einer von euch zu uns und versuchte, Kalo zu schaden. Nicht einfach nur zu schaden, sondern ihm Blut und Schuppen zu rauben, um sie an andere Menschen zu verkaufen.«
    Leftrin stritt die Wahrheit nicht ab. »Das war weder ich noch irgendeiner aus meiner Mannschaft.«
    »Greft ist nicht mehr mein Hüter!«, platzte Kalo heraus, und Sintara schämte sich für ihn. Er verbarg seine Wut nicht, sondern zeigte, dass er gekränkt war. Sein Eingeständnis, dass der Mensch und seine Treue ihm etwas bedeuteten, war erniedrigend.
    »Nun gut.« Der Zorn des Kapitäns half ihm, so zu tun, als bliebe er ruhig. Sintara konnte regelrecht sehen, wie die Wut von ihm abstrahlte. »Greft ist nicht länger dein Hüter. Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Ich habe nur etwas dagegen, dass du mein Schiff rammst!«
    Kalo riss das Maul weit auf. Kurz befürchtete Sintara, er würde Giftnebel ausspeien. Alle Drachen hatten in letzter Zeit genug Gift entwickelt, um gefährlich zu werden. Aber Kalo war der Größte von ihnen und schon immer reizbar gewesen. Wahrscheinlich konnte er genug Gift spritzen, um alle Menschen an Bord von Teermann zu töten und obendrein dem Schiff noch empfindlichen Schaden zuzufügen. Einige der Hüter an Deck wichen ängstlich zurück. Leftrin verharrte breitbeinig und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihm zur Seite stand Alise, die sich bei ihm einhängte und so fest die Zähne zusammenbiss, dass man schon das Weiße sah. Während die Hüter zum Achterdeck zurückwichen, trat die Mannschaft vor, um links und rechts von ihrem Kapitän in Stellung zu gehen. Selbst Teermann war klar, dass er zu schwerfällig war, um einem solchen Angriff auszuweichen. Sie spürte, dass das Lebensschiff einmal mit dem Schwanz peitschte und sich dann entschlossen vor Kalo aufbaute.
    Gerade als Sintara sich straffte, um ihn seitlich zu rammen, damit er sein Ziel verfehlte, zog Kalo den Kopf an die Brust. Sie fuhr zusammen, denn sie konnte sich vorstellen, wie sehr es Kalo in den geschwollenen Giftdrüsen brennen musste, wenn er den Strahl zurückhielt. Dann hob er langsam den Kopf. »Ich verlange einen neuen Hüter«, sagte er barsch. »Einen Hüter meiner Wahl.«
    Die meisten Hüter hatten sich ein Herz gefasst und kamen vorsichtig wieder näher, um Zeuge der Auseinandersetzung zu werden. Thymara bildete die Spitze, und die traurig wirkende Sylve hielt sich an ihrem Ellbogen. Ihr Blick war fest auf Mercor gerichtet, und es lag ein Flehen darin, nicht zwischen den Drachen und ihren menschlichen Gefährten wählen zu müssen. Dummes, dummes Mädchen. Wenn sie die Drachen aufgab, gab sie alles auf, was sie hatte.
    Thymara zeigte keine Anzeichen einer solchen Zerrissenheit. Sie sah Sintara mit schmalem Mund an. So etwas hatte sie erwartet, entschied Sintara. Sie betrachtete das Mädchen, das sie trotzig anstarrte, und fand, dass es ihr gefiel. Ja. Thymara hatte schon vor langer Zeit begriffen, wer sie war, und hatte von ihr nichts anderes erwartet, als dass sie wie eine Drachin handelte.
    Leftrin warf einen Blick zu den Hütern, die sich in seinem Rücken zusammenscharten. »Das ist eine Angelegenheit der Hüter«, sagte er trocken. »Das hat mit meinem Schiff oder meiner Mannschaft nichts zu tun. Deshalb musst du das mit den Hütern besprechen.«
    »Aber die Hüter sind alle schon vergeben«, erwiderte Kalo. »Es waren von Anfang an nicht genug.«
    »Ich habe keinen Hüter!«, bellte auf einmal der Silberne. »Bin ich etwa kein Drache? Wo ist mein

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