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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich von ihr herab, bevor auch er den Blick nach oben richtete. Doch inzwischen war Thymara schon zwei Bäume weit entfernt und hastete in gestrecktem Lauf davon. Wie eine Eidechse huschte sie dahin und sprang von Ast zu Ast. Hinter sich hörte sie Jerds wütendes Gekeife. Dann traf sie Grefts Gelächter siedend heiß. »Wahrscheinlich ist Zuschauen das Äußerste, was sie jemals wagen wird«, rief er, denn offenbar wollte er, dass sie es hörte. Tränen brannten ihr in den Augen, und das Herz hämmerte ihr erbarmungslos in der Brust, während sie floh.
    Sedric stand allein an Bord von Teermann . Er sah zum Ufer. Es waren keine Anzeichen auszumachen, dass man heute noch aufbrechen würde. Vielmehr rannte Leftrin mit einem dampfenden Eimer herum und verarztete Drachen. Sedric wurde mulmig, weil die meisten Leute sich inzwischen um die kraftlos daliegende Kupferdrachin scharten. Es war nicht seine Schuld. Das Tier war schon krank gewesen, als er es aufgesucht hatte. Bang fragte er sich, ob er womöglich einen Hinweis zurückgelassen hatte. Er hatte dem Tier nicht wehtun wollen, sondern nur das genommen, was er so dringend benötigte. »Es tut mir leid«, sagte er leise und war sich nicht sicher, wem es galt. Leftrin gesellte sich eben zu den Hütern, die um den Kupfernen herumstanden. Sedric vermochte nicht zu sehen, was sie dort taten. War er tot? Hüter und andere Drachen bildeten eine Mauer. Was war nur los?
    Plötzlich stieß Sedric einen Schrei aus und krümmte sich zusammen. Sein Inneres wurde von fürchterlichen Krämpfen gemartert. Er sank auf die Knie und stürzte seitwärts auf die Planken. Die Schmerzen waren so stark, dass er nicht einmal um Hilfe rufen konnte. Aber das hätte ihm sowieso nichts gebracht. Alle waren an Land gegangen, um sich um die Drachen zu kümmern. Es war, als würden ihm die Eingeweide aus dem Leib gerissen. Er fasste sich an den Bauch, doch konnte er ihn nicht vor den Qualen bewahren. Er schloss die Augen, während die Welt um ihn her in einen Strudel zu geraten schien. Unvermittelt verlor er das Bewusstsein.

 
     
    Siebter Tag des Gebetsmonds 
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
      
    Von Detozi, Vogelwart in Trehaug, an Erek, Vogelwart in Bingtown Heute habe ich drei Vögel entsandt mit Hochzeitseinladungen der Familie des Händlers Delfin. Anbei die Liste der Empfänger in Bingtown. Falls einer der Vögel nicht ankommen sollte, sorgt bitte dafür, dass dennoch jeden der Empfänger ein Duplikat der Einladung erreicht.
    Da die Hochzeit in Bälde stattfindet, ist prompte Zustellung erforderlich.
    Erek,
    bitte vergewissert Euch, dass die Einladungen umgehend bei ihren Empfängern landen. Andernfalls fürchte ich, dass die Familien zur Geburt des Kindes eingeladen werden, noch bevor sie zur Hochzeit eintreffen! In Trehaug herrschen nicht mehr die Sitten von einst. Manche machen dafür die Tätowierten verantwortlich, aber dieses Paar ist in der Regenwildnis geboren und aufgewachsen!
    Detozi

 
    2
    Tückische Strömungen
    H est beugte sich über Sedric und sah auf ihn herab. Sein schönes Gesicht war von einem höhnischen Grinsen entstellt. Enttäuscht schüttelte er den Kopf. »Du versagst, weil du dich nicht genug anstrengst. Wenn es darauf ankommt, schreckst du vor jeder Herausforderung zurück.« Im Dunkel der kleinen Kabine wirkte Hest überlebensgroß. Sein Oberkörper war entblößt, und das dichte schwarze Dreieck gekräuselter Haare auf seiner Brust wurde von den breiten, muskulösen Schultern eingerahmt. Der Bauch über dem Bund seiner engen Hose war flach und straff. Voller Sehnsucht sah Sedric zu ihm auf. Hest war sich dessen bewusst. Er lachte, kurz, tief und hässlich, und schüttelte den Kopf. »Du bist träge und schwächlich. Du warst noch nie in der Lage, es mit mir aufzunehmen. Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich mich überhaupt mit dir abgegeben habe. Wahrscheinlich aus Mitleid. Wie du da gestanden hast, so gefühlsduselig und schüchtern, und mit der Unterlippe gezittert hast beim Gedanken an das, was du nie haben würdest. Was du nicht einmal zu erhoffen wagtest! Deshalb war ich versucht, dir eine Kostprobe davon zu geben.« Er lachte rau. »Was warst du nur für eine Zeitverschwendung. An dir ist nichts mehr, was mich herausfordern, was mich reizen würde, Sedric. Nichts, was ich dir noch beibringen könnte, und es gab ohnehin nie etwas, das ich von dir hätte lernen können. Du hast immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde, oder nicht? Und

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