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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Silhouette, die sich in ihrem Rahmen abzeichnete, musste es sich um Alise handeln. Natürlich. Sedric seufzte.
    Als hätte er damit eine Einladung ausgesprochen, trat sie in die Kammer, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Auf dem Boden bildete sich ein Lichtrechteck, in dem seine hingeworfenen Kleider sichtbar wurden. »Hier drin ist es so dunkel«, sagte sie Entschuldigung heischend. »Und eng.«
    Damit meinte sie muffig. Seit drei Tagen hatte er sich kaum aus der Kabine herausbewegt. Und wenn, dann hatte er mit keiner Menschenseele gesprochen und war so schnell wie möglich wieder in sein Bett zurückgekehrt. Davvie, der Jägerjunge hatte ihm die Mahlzeiten gebracht und später wieder abgeräumt. Anfangs hatte Sedric zu starke Schmerzen gehabt, um Hunger zu verspüren. Und nun war er zu niedergeschlagen, um etwas zu essen.
    »Davvie sagt, er hat den Eindruck, dass es dir besser geht.«
    »Das stimmt nicht.« Konnte sie nicht einfach verschwinden? Er wollte nicht mit ihr reden. Er wollte niemandem gestehen, in welchen Schwierigkeiten er steckte. Davvie war schlimm genug. Mit seinen bohrenden Fragen und seiner freimütigen Preisgabe seiner eigenen, nicht weiter bemerkenswerten Lebensgeschichte war er eine Plage. Wie konnte sich ein Dreizehnjähriger nur einbilden, etwas vollbracht zu haben, das für einen anderen auch nur von geringstem Interesse war? Die ziellosen Erzählungen des Jungen schienen auf nichts hinauszulaufen, jedenfalls nichts, was Sedric sich zusammenreimen oder Davvie formulieren konnte. Deshalb vermutete Sedric, dass Carson den Jungen als Spion abgestellt hatte. Zweimal hatte er den Jäger neben seinem Bett gefunden, als er aufgewacht war. Und einmal hatte er sich aus einem Albtraum gekämpft, hatte die Augen aufgerissen und Jess, den anderen Jäger, erblickt, der neben ihm auf dem Boden gekauert hatte. Wieso die drei so fasziniert von ihm waren, begriff er nicht. Es sei denn, sie hatten sein Geheimnis erraten.
    Wenigstens konnte er den Jungen aus seinem Zimmer schicken, und dieser gehorchte. Er bezweifelte, dass ihm dies bei Alise gelingen würde, beschloss aber kurzerhand, es zu probieren. »Lass mich allein, Alise. Wenn ich mich wieder gut genug fühle, um mit Leuten zu sprechen, komme ich raus.«
    Stattdessen setzte sich Alise auf die Truhe mit Schuhen. »Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn du so viel allein bist. Vor allem solange wir noch nicht wissen, weshalb du so krank geworden bist.« Wie sich windende Schlangen verflochten sich ihre Finger in ihrem Schoß. Er sah weg.
    »Carson meint, ich hätte etwas Schlechtes gegessen. Oder getrunken.«
    »Das klingt nach einer guten Erklärung. Nur dass wir alle dasselbe gegessen und getrunken haben und außer dir niemand betroffen ist.«
    Nur von einer Sache hatten nicht alle getrunken. Er schob den Gedanken beiseite. Denke an nichts, was dich verraten oder was diesen fremden Geist in deinem Kopf herbeirufen könnte.
    Er hatte ihr keine Antwort gegeben. Sie sah auf ihre Hände hinab, und als sie sprach, klang es, als spucke sie mit den Worten Zähne aus. »Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache hineingezerrt habe, Sedric. Es tut mir leid, dass ich vor drei Tagen davongelaufen bin, um den Drachen zu helfen, und nicht zugehört habe, was du mir sagen wolltest. Du bist ein Freund. Seit langer Zeit schon bist du mein Freund. Jetzt bist du krank, und wir sind weit von jedem richtigen Heiler entfernt.« Kurz zögerte sie, und er merkte, dass sie Tränen zurückhielt. Seltsam, dass ihn das so wenig kümmerte. Vielleicht würde er mehr Mitgefühl mit ihren Gewissensbissen haben, wenn sie wüsste, in welcher Gefahr er tatsächlich schwebte und wenn sie darüber entsetzt wäre.
    »Ich habe mit Leftrin gesprochen, und er meinte, es sei noch nicht zu spät. Er sagt, obwohl wir weiter flussaufwärts gefahren sind, könnte Carson uns wohl in einem Boot zurück nach Cassarick bringen, bevor der Herbst vollends hereinbricht. Auch wenn es kein Zuckerschlecken wäre und wir draußen übernachten müssten. Aber ich habe ihn überreden können.« Sie hielt inne, von Gefühlen überwältigt. Dann sprach sie weiter und presste die Worte so krampfhaft heraus, dass es sich beinahe wie ein Quieken anhörte. »Wenn du möchtest, dass ich dich zurückbringe, dann tue ich das. Wir können heute aufbrechen, wenn du es wünschst.«
    Wenn er es wünschte.
    Jetzt war es zu spät. Schon an jenem Morgen, als er sie aufgefordert hatte, zurückzukehren, war es bereits

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