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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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müssen die Gelegenheiten entweder gleich am Schopf packen oder die Vergeblichkeit einsehen, sie vergessen und nach neuen Ausschau halten. Aber ein Regenwildmensch kann nicht ewig warten, wenn er nicht will, dass sein Leben an ihm vorbeizieht.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, war sie weitergegangen. Anscheinend wusste Bellin, wenn Alise Zeit brauchte, um über das Gesagte nachzudenken. Aber heute Abend zeigte ihr Lächeln, dass Alise näher an einer Entscheidung war, die der Matrosin gefiel. Alise holte Luft und ließ sie seufzend entweichen. War das so?
    Die eng anliegende, seidige Robe hatte Leftrin ihr nach ihrem Unglück im Fluss gegeben, da ihre Haut sich danach so entzündet hatte, dass sie normale Stoffe kaum ertrug. Selbst zwei Tage nach dem Sturz war sie noch wund. Die Robe stammte von Elderlingen, daran hatte sie keinen Zweifel. Sie funkelte kupferrot und erinnerte Alise weniger an einen gewebten Stoff als an ein Maschennetz. Wenn sie sich bewegte, flüsterte die Robe sacht auf ihrer Haut, als wolle sie die Geheimnisse jener Elderlingsprinzessin preisgeben, die sie vor längst vergangenen Zeiten getragen hatte. Wo immer die Seide ihre Haut berührte, linderte sie das Jucken. Alise hatte gestaunt, dass ein einfacher Flusskapitän etwas Derartiges besaß.
    »Handelsware«, hatte Leftrin wegwerfend gemeint. »Ich möchte, dass Ihr sie behaltet«, hatte er schroff hinzugefügt, als wüsste er nicht, wie man Geschenke machte. Bei ihrem überschwänglichen Dank war er tief errötet, sodass sich die silbrigen Schuppen auf seinen Wangenknochen und der Stirn wie ein schimmernder Kettenpanzer von dem Rot abgehoben hatten. Einst hätte sie dieser Anblick vielleicht mit Abscheu erfüllt. Jetzt aber überkam sie bei der Vorstellung, mit dem Finger über diese Schuppen zu fahren, ein erotisches Kribbeln. Mit wild pochendem Herzen hatte sie sich von ihm abgewandt.
    Sie strich den geschmeidigen Stoff über ihren Schenkeln glatt. Heute trug sie die Robe zum zweiten Mal. Sie fühlte sich zugleich warm und kalt an und linderte die Myriaden kleiner Bläschen, die das Bad im Fluss ihr beschert hatte. Allerdings war Alise bewusst, dass dieses Gewand enger an ihrem Körper anlag, als es sich ziemte. Selbst der gesetzte Swarge hatte ihr einen bewundernden Blick zugeworfen, als sie an Deck an ihm vorbeigegangen war. Danach hatte sie sich mädchenhaft und albern gefühlt. Und sie war beinahe erleichtert, dass Sedric noch immer das Bett hütete, denn sie war überzeugt, dass er mit diesem Aufzug nicht einverstanden wäre.
    Laut fiel die Tür zu, als Leftrin hereinkam. »Schreibt Ihr noch immer? Ihr erstaunt mich, meine Dame! Wenn ich die Feder für mehr als ein halbes Dutzend Zeilen in den Pranken halten muss, bekomme ich einen Krampf. Was zeichnet Ihr denn auf?«
    »Ach, erzählt keine Geschichten! Ich habe doch gesehen, wie viele Skizzen und Notizen Ihr über den Fluss anfertigt. Ihr dokumentiert genauso viel wie ich. Und was ich schreibe? Ich halte den Inhalt meines Gesprächs mit Ranculos gestern Abend fest. Da Sedric mir nicht hilft, muss ich mir selbst Notizen machen und diese nachher ins Reine schreiben. Endlich, endlich fangen die Drachen an, mir ein paar ihrer Erinnerungen anzuvertrauen. Nicht viele zwar, und manche sind auch zusammenhanglos, aber jedes bisschen ist hilfreich. Zusammen ergeben die Teile ein hochinteressantes Ganzes.« Sie tätschelte ihr ledergebundenes Tagebuch. Bei ihrem Aufbruch von Bingtown hatte es noch geglänzt, genau wie ihre Skizzenmappe. Jetzt waren beide abgegriffen und zerkratzt, und das Leder war gedunkelt. Sie lächelte. Nun sahen sie eher wie die Logbücher eines Abenteurers denn die Tagebücher einer schrulligen Matrone aus.
    »Dann lest mir etwas daraus vor«, bat er. Während er sprach, durchquerte er geschäftig die Bordküche. Dann nahm er den schweren Kessel vom Herd und goss sich eine Tasse dicken schwarzen Kaffees ein, bevor er sich ihr gegenübersetzte.
    Plötzlich fühlte sie sich schüchtern wie ein Kind. Sie wollte ihre bewusst gelehrsam gehaltene Abhandlung nicht laut lesen, weil sie fürchtete, es würde umständlich und eitel klingen. »Lasst es mich zusammenfassen«, bot sie hastig an. »Ranculos sprach über die Blasen auf meinem Gesicht und meinen Händen. Er meinte, dass ich ganz allerliebst aussehen würde, wenn es sich dabei um Schuppen handeln würde. Da habe ich ihn gefragt, ob das daran läge, dass es dann mehr einer Drachenhaut ähnelte, und er erwiderte:

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