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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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würde ich wetten.«
    »Würdet Ihr Euch zu mir setzen und sie mir erklären?«, bat Alise ihn. »Was bedeuten diese Wellenlinien?«
    Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Nicht jetzt, fürchte ich. Ich wollte nur schnell Wind und Regen entfliehen und eine Tasse Kaffee trinken. Draußen wird es dunkel, aber die Drachen treffen noch keine Anstalten, ein Nachtlager aufzuschlagen. Ich gehe besser wieder hinaus. Wenn man nachts unterwegs ist, kann man nicht genug Augen auf den Fluss haben.«
    »Fürchtet Ihr noch immer das weiße Wasser?«
    Leftrin kratzte sich am Bart und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, die Gefahr ist an uns vorübergegangen. Aber es ist schwer zu sagen. Der Regen ist schmutzig und riecht rußig. Es fallen schwarze Tropfen auf Deck. Das heißt, dass irgendwo etwas passiert. Eine wahrhaft weiße Flut habe ich bisher nur zweimal in meinem ganzen Leben erlebt, und beide Male kam sie gleich am Tag nach dem Beben. Dass der Säuregehalt des Flusses schwankt, ist normal. Aber mein Gefühl sagt mir, dass die weiße Flut uns schon erreicht hätte, wenn es zu einer gekommen wäre.«
    »Na, dann können wir ja erleichtert sein.« Sie suchte nach weiteren Worten, irgendetwas, was ihn veranlasst hätte, in der Kombüse zu bleiben und sich mit ihr zu unterhalten. Aber sie wusste, dass er Dinge zu erledigen hatte, und verkniff sich diese Albernheit.
    »Ich mache mich dann besser wieder an die Arbeit«, sagte er widerstrebend, und mit mädchenhaftem Herzklopfen wurde ihr bewusst, dass auch er lieber bleiben würde. Dieses Wissen machte es ihr leichter, ihn gehen zu lassen.
    »Ja, Teermann braucht Euch.«
    »Nun, an manchen Tagen bin ich mir nicht sicher, ob Teermann uns überhaupt braucht. Aber ich gehe dennoch besser raus und behalte den Fluss im Auge.« Er zögerte und fügte dann überraschend hinzu: »Auch wenn ich den Blick lieber auf Euch richten würde.«
    Verlegen über das Kompliment zog sie den Kopf ein, und er lachte. Dann war er zur Tür hinaus, und der Wind schlug sie hinter ihm zu. Sie seufzte und schmunzelte darüber, dass sie in seiner Gegenwart so närrisch geworden war.
    Sie wollte die Feder eintauchen, als ihr einfiel, dass sie die blaue Tinte brauchte, wenn sie Leftrins Interpretation auf dem Blatt notieren wollte. Ja, beschloss sie, sie wollte die blaue Tinte, und sie würde den Kapitän als Urheber der Theorie nennen. Der Gedanke gefiel ihr: Die Gelehrten kommender Jahrzehnte würden seinen Namen lesen, da ein gewöhnlicher Flusskapitän etwas entschlüsselt hatte, was anderen zuvor Rätsel aufgegeben hatte. Sie kramte das kleine Tintenfässchen heraus, entkorkte es und tauchte die Feder ein. Doch sie blieb trocken.
    Sie hielt das Glasfässchen gegen das Licht. Hatte sie auf der Reise so viel geschrieben? Vermutlich schon. Schließlich hatte sie viel gesehen, was sie auf neue Ideen gebracht oder sie dazu veranlasst hatte, alte Ideen zu überdenken. Kurz überlegte sie, ob sie die eingetrocknete Farbe mit Wasser verdünnen sollte, und runzelte die Stirn. Nein. Das wäre der letzte Ausweg. Sedric hatte allerdings reichlich Tinte in seinem tragbaren Schreibpult, fiel ihr ein. Und sie hatte ihn seit heute Morgen nicht mehr besucht. Damit hätte sie einen Vorwand, um nach ihm zu schauen.
    Sedric erwachte nicht schlagartig, sondern als würde er allmählich aus tiefem schwarzem Wasser auftauchen. Der Schlaf sickerte aus seinem Bewusstsein wie Tropfen, die ihm von der Haut perlten und aus den Haaren rannen. Als er die Augen öffnete, umgab ihn die vertraute Dunkelheit seiner Kabine. Aber etwas war anders. Die Luft war ein wenig kühler und frischer. Eben musste jemand die Tür aufgemacht haben und hereingekommen sein.
    Da fiel ihm eine Gestalt auf, die neben seiner Pritsche auf dem Boden kauerte. Er hörte das leise Grapschen diebischer Hände, die sich an seinem Koffer zu schaffen machten. Mit winzigen Bewegungen robbte er sich an den Rand des Bettes heran, um auf den Boden schauen zu können. In der Kammer war es dämmrig. Draußen ließ das Licht nach, und er hatte keine Lampe entzündet. Erhellt wurde die Kabine lediglich durch das kleine »Fenster«, das gleichzeitig als Lüftungsschlitz diente.
    Dennoch schimmerte das Wesen auf dem Boden kupferrot und schien Licht zurückzuwerfen, wo eigentlich Dunkel hätte herrschen müssen. Eben bewegte es sich, und ein Funkeln lief über seinen geschuppten Rücken. Auf der Suche nach dem Geheimfach, in dem die Fläschchen mit dem geraubten Blut waren,

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