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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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würde oder nicht. Er bemühte sich, nicht verzweifelt zu klingen. »Seht, helft mir mit der Drachin und gebt mir etwas von Euren Früchten. Oder irgendetwas. Ich brauche etwas zu essen und muss mich ausruhen. Dann können wir uns darüber unterhalten, was als Nächstes geschehen soll.«
    Jess sah ihn mit schiefem Kopf an und sagte kühl: »Es hat keinen Zweck, Euch zu füttern, wenn Ihr mir nicht helfen wollt. Und Lügen ist wohl Eure Art, mir mitzuteilen, dass Ihr alles für Euch behalten wollt. Aber wie Ihr das erreichen wollt, ist mir schleierhaft. Soll ich es Euch einfacher machen? Ich war wach in jener Nacht. Ich habe Euch an Bord kommen gesehen, völlig blutverschmiert. Mein erster Gedanke war, dass Ihr in einen Kampf verwickelt wart, obwohl ich nicht das leiseste Geräusch einer Schlägerei gehört habe, und auf dem Wasser trägt jeder Ton. Aber als Ihr die Leiter heraufgestiegen seid, habe ich einen Blick auf das erhascht, was Ihr getragen habt. Schimmernd rot, so wie man es mir erzählt hat. Drachenblut. Und wie ich schon sagte, ich war sehr beeindruckt. Deshalb bin ich Euch gefolgt, und nach einer Weile habe ich gesehen, wie Ihr aus der Kabine gekommen seid und Euren Fummel über Bord geworfen habt. Und da war ich mir sicher. Irgendwie habt Ihr einem Drachen Blut abgezapft, ohne dabei gefressen oder geschnappt zu werden. Ihr habt es auch sehr schlau versteckt. Mehr als einmal habe ich Eure Kabine durchstöbern müssen, bis ich Euren Hort gefunden habe. Also lasst uns einfach zugeben, dass wir Halunken sind, aber lasst uns ehrliche Halunken miteinander sein … oder wenigstens so ehrlich, wie Halunken eben sein können. Wir haben uns beide aus demselben Grund auf Teermann eingeschifft. Und ich habe es nur getan, weil man mir versprochen hat, dass Kapitän Leftrin die Sache etwas erleichtern würde. Aber vermutlich hat ihm sein Spleen mit dieser Frau den Sinn fürs Geschäft vernebelt. Vielleicht hoffte er auch, alles für sich selbst behalten zu können, die Frau und die Drachentrophäen, die er in Chalced verkaufen wollte, einfach alles. Womöglich habt sogar Ihr ihm ein besseres Geschäft vorgeschlagen. Aber die Abmachung lautete, dass er mir helfen würde, und im Gegenzug sollte er reichlich für seine Mühen entlohnt werden. Sehr reichlich sogar.«
    Kurz hielt er in seiner Rede inne, um sich erneut zu bücken. Diesmal hatte er ein aufgewickeltes Seil in der Hand, als er wieder auftauchte. Er sah es stirnrunzelnd an, bevor er es neben das Messer legte.
    »Aber stattdessen wollte dieser Hundesohn mich gestern Abend umbringen.« Er hob die Hand und tastete vorsichtig seine Kehle ab. Knurrend schüttelte er den Kopf, bevor er weitere Werkzeuge bereitlegte. »Eine zweifache Fügung des Schicksals, würde ich sagen. Die Welle ist ihm dazwischengekommen, und ich hoffe, dass sie ihm ein Ende bereitet hat. Der war blind vor Liebe, dieser Idiot. Nun, mit ein wenig Glück ist er jetzt tot. Ihr dagegen habt Glück, dass Ihr noch lebt.« Er hielt ein kleines Beil in der Hand und hieb es mit einem dumpfen Schlag neben dem Seil in den Stamm.
    »Kein sonderlich geeignetes Werkzeug, aber man muss nehmen, was man hat. Ein bisschen wie unser Kapitän. Leftrin wurde gierig und hat alles verloren. Hätte er seinen Teil der Abmachung erfüllt, hätte er all das Geld haben können, das wir nun einstreichen werden. Dann hätte der hässliche alte Ziegenbock jede Frau haben können, die er wollte. Tja, sein Schaden ist unser Gewinn. Jetzt werden wir alles haben, wenn wir aus Chalced wieder zurück sind. Reichtum, Macht und Frauen ganz nach unserem Geschmack.« Er grinste Sedric anzüglich und mit gebleckten braunen Zähnen an, als er hinzusetzte: »Oder was auch immer Ihr bevorzugt.«
    Er begutachtete die Werkzeuge, und offenbar waren sie zu seiner Zufriedenheit. Er legte sie behutsam in eine Reihe. »Also werdet Ihr mir helfen. Oder Ihr bleibt stur und versucht, alles für Euch zu behalten. Probiert es ruhig, und ich werde mir nehmen, was ich möchte. Wird für mich dann zwar nicht so einfach sein, wenn niemand sich um das Tier kümmert, es beruhigt und zum Messer lockt. Aber ich kann mir dennoch mehr als genug holen, um den Rest meiner Tage als reicher Mann zuzubringen.« Er schabte mit dem Daumen über die Messerklinge, nickte vor sich hin und sah Sedric geradewegs ins Gesicht. »Nun. Zeit für eine Entscheidung. Sollen wir es hinter uns bringen?«
    Sedric schluckte. Die Wirklichkeit schien sich um ihn herum neu zu formen.

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