Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
habe, war entsetzlicher Plunder, nicht aber dieses Stück hier. Deshalb habe ich es genommen. Nur, um es sicher aufzubewahren, versteht sich, damit ich wenigstens etwas aus diesem fruchtlosen Unternehmen nach Hause bringen kann. Wie es scheint, habe ich gut daran getan. All Eure anderen Schätze sind inzwischen wahrscheinlich abgesoffen.«
Sedric hatte noch immer keinen Ton gesagt. Der Jäger ließ sich viel Zeit, um die Schuppe des roten Drachen wieder in den Beutel zu tun, ihn zu verschließen und in die Hemdtasche zu stecken. »So«, sagte er. »Nun wissen wir voneinander, wo wir stehen. Und es ist Zeit, über ein neues Bündnis nachzudenken. Eigentlich sollte Leftrin Teil meines Abkommens mit Sinad Arich sein. Er sollte den Weg ebnen und dafür sorgen, dass alles glattläuft. Aber das hat er nicht getan. Macht nichts. Jetzt ist er tot. Nur wir beide bleiben übrig. Deshalb habt Ihr zwei Möglichkeiten. Ihr könnt seinen Platz in dem Abkommen einnehmen, und wir teilen uns den Gewinn. Oder nicht.«
»Leftrin hatte ein Abkommen mit Euch?« Sedrics Hirn mühte sich ab, all die Bruchstücke zusammenzusetzen. Was für ein Abkommen? Um die Passagiere auszurauben?
Müde, bettelte die Drachin in seinem Hinterkopf. Nicht sicher.
Sei still. Lass mich nachdenken. Ihr Hals konnte den schwankenden schweren Kopf kaum noch halten. Er betrachtete sie und es war offensichtlich, dass ihre Schnauze bald unter Wasser sinken würde, wenn er nicht handelte. Erst musste er sich um die dringenden Dinge kümmern. Dann konnte er den Rest immer noch entwirren. Deshalb sagte er zu Jess: »Lasst uns das erst einmal aufschieben. Könnt Ihr mir mit der Drachin helfen? Sie ist erschöpft und wird untergehen, wenn ich ihr nicht helfe, eine Schwimmhilfe zu finden, damit sie sich ausruhen kann.«
Langsam breitete sich ein Lächeln über das Gesicht des Jägers. »Nun werden wir uns ja doch noch einig, Junge. Natürlich helfe ich Euch mit dem Drachen.« Er hob das Messer und drehte es in der Sonne, sodass es blitzte.
»Ich verstehe Euch nicht«, sagte Sedric mit zittriger Stimme. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Der Jäger deutete mit dem Daumen auf die Kupferne. »Ich meine den Drachen. Da ist genug für uns beide dran. Ihr helft mir, ihn zu schlachten und auseinanderzunehmen, bevor der Fluss den Kadaver fortträgt. Dann laden wir so viel wie möglich ins Boot und fahren zurück nach Trehaug. Ich kenne Leute dort, die an schnellem Gewinn interessiert sind und keine Fragen stellen, woher die Ware kommt. Im Dunkel der Nacht kann ich in die Stadt schleichen und uns alles besorgen, was wir für eine angenehme Reise stromabwärts brauchen. Ein Schiff mit einer Mannschaft, die keine Fragen stellt. Denkt darüber nach. Alle anderen sind tot. Auch Euch wird man für tot halten, was bedeutet, dass Ihr mit niemandem teilen müsst. Niemand wird uns verfolgen oder etwas von uns wissen wollen. Wir werden lediglich zwei äußerst vermögende Zugereiste sein, die sich in Chalced ein schönes Leben machen.«
Instinktiv versuchte er die Gedanken der Drachin abzublocken, wie wenn man einem Kind die Hand vor Augen hält, damit es keine Gewalt sehen muss. Allerdings gelang es ihm nicht ganz. Er spürte, dass ihre Angst zunahm, da ihr seine Beunruhigung nicht verborgen blieb und sie den Grund dafür nicht verstand. Sie sah den Jäger an und erkannte ihn. Fressen?, fragte sie hoffnungsvoll.
»Kein Fressen. Noch nicht«, gab er laut und ohne darüber nachzudenken zurück.
Der Jäger ließ ein heiseres bellendes Lachen hören. »Das ist es, was Ihr zu der Sache beisteuert, mein kleiner Freund. Ihr versteht ihre Gedanken. Und Ihr antwortet der verdammten Kreatur. Zwar höre ich sie auch ganz schwach, aber ich versuche, es zu vermeiden. Wenn man auf Abstand bleibt, fällt es einem leichter, sich auf den Beruf zu konzentrieren. Allerdings erklärt sich mir nun, wie Ihr so nahe an sie herangekommen seid, dass Ihr dem Vieh so viel habt abluchsen können. Ich war beeindruckt, das kann ich Euch sagen. Seit Tagen hatte ich gerätselt, wie man es bewerkstelligen könnte. Und dann geht da so ein Geck aus Bingtown an Land und nimmt sich, was er will.«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, log Sedric. Es war ein Reflex. Der Jäger hatte nichts von Blut gesagt. Wusste er überhaupt davon? Spielte das noch eine Rolle? Diese Unterhaltung war völlig unsinnig. Er brauchte Essen und Wasser und eine Verschnaufpause. Und er musste wissen, ob der Kerl ihm helfen
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