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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leftrin hatte mit diesem Kerl zusammen geplant, Drachentrophäen zu erbeuten und zu verhökern? Dann hatte er Alise wahrscheinlich die ganze Zeit nur benutzt. Alise war hinters Licht geführt worden. Und Sedric war gegenüber all den Machenschaften um ihn herum blind gewesen. Er hätte es sich denken können. Er hätte ahnen können, dass er nicht der Einzige war, der eine Möglichkeit witterte, Geld zu machen. Er hatte ja schon von Anfang an gewusst, dass der Kapitän für seine angebliche Verliebtheit fragwürdige Beweggründe haben musste. Und was nun? Sollte er das Angebot des Jägers annehmen? Würde er die Drachin locken und beruhigen können, bis Jess nahe genug für den Todesstoß heran war?
    Der Jäger hatte alles sehr offen ausgesprochen. Half Sedric ihm, würde Jess ihm im Gegenzug helfen, nach Chalced zu gelangen und ihre Beute zu verkaufen. Nach Bingtown brauchte er erst gar nicht zurückkehren. Von Chalced aus konnte er Hest eine Nachricht senden, dass er zu ihm kommen solle. Mit dem Vermögen, das er dann besitzen würde, bräuchten sie sich nicht mehr zu verstellen. Sie konnten gehen, wohin sie wollten, und leben, wie es ihnen beliebte. Er würde alles haben, was er sich erträumt hatte. Dafür hätte er dann auch teuer bezahlt. Wäre es denn so falsch, wenn er sich dann selbst ein bisschen Glück gönnte?
    Jess musterte ihn genau. Aus seiner krächzenden Stimme wich der drohende Unterton und machte einem werbenden Tonfall Platz. »Das Tier wird sowieso sterben. Seht es Euch an. Es war ohnehin nicht die Krone seiner Art, und jetzt wird es absaufen. Da ist es freundlicher, wenn Ihr ihm ein schnelles Ende bereitet und für Eure Mühen auch noch etwas bekommt.« Jess befestigte das Messer an seinem Gürtel und umfasste den Fischspeer. Über den anderen Arm streifte er sich das Seil. »Sagt ihr, dass sie sich nicht wehren soll und dass ich ihr helfe«, wies er Sedric mit leiser Stimme an. »Im Moment müsst Ihr sie nur ruhig halten. Erklärt Ihr, dass ich das Seil um sie schlingen möchte, um ihr beim Schwimmen zu helfen. Leider ist es nicht sonderlich lang, deshalb muss sie näher an die Bäume herankommen, damit ich es festbinden kann. Danach müssen wir uns beeilen, da der Kadaver schnell sinkt. Zuerst holen wir uns die Sachen, die am meisten Geld bringen. Zähne, Klauen, Schuppen. Das ist eine schmutzige, anstrengende Arbeit, die Euch nicht gefallen wird. Aber das bisschen Mühe jetzt bedeutet später viel Geld.«
    Die Kupferne sah ängstlich zu ihnen herüber. Ahnte sie etwas? Wie viel mochte sie wohl verstanden haben? Der Jäger hatte gemeint, dass sie so oder so sterben würde. Wäre es besser, wenn sie langsam verendete und ihr Leichnam auf den Grund des Flusses sank, um von Fischen gefressen zu werden? Davon hätte niemand etwas. Nach alldem, was er durchgemacht hatte, hatte er sich da nicht auch mal etwas verdient – ein klein wenig Glück, ohne sich zu verstellen?
    Er hielt den Blick auf die Drachin gerichtet, während der Jäger sich behutsam näherte. Sie erwiderte seinen Blick. Wie immer kreisten ihre Augen, doch nun mischte sich ein dunkler Ton in das Blau und Gold. Er spürte, dass sie ihn erforschte, konnte aber ihre Frage nicht ganz erfassen. Bedeutete dies, dass sie starb? Sprach Jess die Wahrheit, wenn er sagte, dass es eine Gnade wäre?
    Sie hing schief auf dem Stamm und klammerte sich mit einem Bein daran fest. Hier, an der Grenze zwischen Wald und Fluss war die Strömung nicht ganz so stark. Hinter ihr, tiefer zwischen den Bäumen trug das stehende Wasser Lichtfunken in die immerwährenden Schatten. Am Rande bemerkte er durch die Flecken an den Stämmen, dass der Wasserspiegel bereits wieder sank. Aber er sank langsam – zu langsam. Eben ruderte sie schwach mit den Hinterbeinen, um wieder etwas höher auf den Stamm zu kommen. Dass sie den Kopf in einem unnatürlichen Winkel halten musste, zehrte an ihren Kräften. Dazu hatte sie Hunger und Durst, und ihr war kalt. Drachen waren für die pralle Sonne und glühenden Sand geschaffen. Das kalte Wasser raubte ihr Kraft und verlangsamte ihren Herzschlag. Daran bestand kein Zweifel, denn auch ihre Augen kreisten träger. Sie war noch nie kräftig und gesund gewesen, und als er sie betrachtete, überkam ihn eine Woge des Mitleids. Er blinzelte und Tränen trübten seinen Blick.
    Du verlässt mich?
    Ihre kindliche Interpretation der Situation brach ihm das Herz. Er wollte Luft holen, doch der Atem stockte ihm in der stechenden Brust. Meine

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