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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Drachenweibchen.«
    »Genau«, sagte Greft, als ob sie ihm damit beigepflichtet hätte.
    Doch Jerd musterte sie und schien abzuwägen, ob sie es ernst gemeint hatte. Sie kam zu dem Schluss, dass dies der Fall war. »Ich spüre sie nicht. Nicht deutlich jedenfalls. Aber es fühlt sich auch nicht so an, als wäre sie tot. Ich fürchte, dass sie verletzt ist. Oder einfach nur die Orientierung verloren hat und nicht mehr zu uns zurückfindet.«
    »Es wird alles wieder gut, Jerd«, tröstete Greft sie. »Mach dich nicht verrückt. Das bringt dich im Augenblick so gar nicht weiter.«
    Diesmal erntete er von Thymara und Jerd gleichermaßen wütende Blicke.
    »Ich mache mir doch nur Sorgen um dich«, sagte er rechtfertigend.
    »Nun, und ich mache mir Sorgen um meinen Drachen, und davon rede ich die ganze Zeit«, gab Jerd zurück.
    »Vielleicht sollten wir lieber mal die Fische braten, bevor das Feuer herunterbrennt«, schlug Sylve vor, und die Bereitwilligkeit, mit der sich alle daranmachten, die Fische auf Stöcke zu spießen und übers Feuer zu halten, zeugte davon, wie unangenehm ihnen der sich anbahnende Streit war.
    »Hast du die anderen Drachen gefragt, ob sie sie spüren können?«, erkundigte sich Sylve, während sie die gegarten Fische zusammen mit dem restlichen Essen zurück auf das eigentliche Floß schafften. Boxter war mit Baumpilzen und Zwiebelmoos zurückgekehrt, die eine willkommene Ergänzung der ansonsten faden Mahlzeit darstellten.
    Schweigend schüttelte Jerd den Kopf.
    »Nun, meine Liebe, das solltest du aber tun!« Alise lächelte sie an. »Am besten du wendest dich an Sintara oder Mercor. Oder soll ich Sintara für dich fragen?«
    Das Angebot wurde in aller Unschuld ausgesprochen und strotzte von hoffnungsvoller Hilfsbereitschaft. Thymara musste ihre Wut unterdrücken. »Glaubt Ihr wirklich, dass sie helfen wird?«
    »Natürlich. Warum sollte sie das nicht tun?«
    »Nun, weil sie Sintara ist«, erwiderte Thymara, und Sylve lachte.
    »Ich weiß, was du meinst. Immer wenn ich glaube, Mercor zu verstehen, und dass er nun auf einfache Bitten reagiert, macht er mir wieder klar, dass er ein Drache ist und nicht mein Schoßtier. Aber ich denke, dass er in diesem Fall helfen wird.«
    Jerd rang einen Augenblick mit sich und fragte dann leise: »Würdest du dich dann bei ihm erkundigen? Ich habe nicht daran gedacht, die anderen Drachen zu fragen. Mir kam es so vor, als müsste ich selbst wissen, ob meine Drachin lebt oder nicht. Ich müsste es einfach spüren, auch ohne fremde Hilfe.«
    »Bist du Veras so nahe?«, fragte Thymara und bemühte sich, ihren Neid zu verbergen.
    »Das habe ich jedenfalls geglaubt«, entgegnete Jerd leise. »Das habe ich geglaubt.«
    Alise sah sich im Kreis der Hüter um. Dabei hielt sie zwei breite, dicke und mit halbgarem Fisch belegte Blätter in der Hand. Obenauf lag ein Pilz und zottiges Grünzeug. Auf den Schenkeln balancierte sie eine Frucht, die Thymara als »Sauerbirne« bezeichnet hatte. Sie hatten ihr dieselbe Portion gegeben wie allen anderen Hütern auch. Erst hatte sie bei ihnen geschlafen, nun aß sie mit ihnen, und doch wusste sie, dass sie trotz all ihrer Bemühungen nicht zu ihnen gehörte. Thymara machte sich nicht so viel aus ihrer Andersartigkeit wie der Rest, aber dennoch sprach sie sie auf eine Weise an, die eine gewisse Distanz wahrte. Alise spürte, dass Greft sie verachtete. Hätte sie sagen müssen, warum, wäre ihr als einziger Grund eingefallen, dass sie nicht aus der Regenwildnis stammte. Sie fühlte sich furchtbar einsam.
    Und nutzlos zu sein, machte die Sache nicht einfacher.
    Sie beneidete die anderen, weil sie sich offenbar so schnell mit ihrer neuen Lage abgefunden und darauf reagiert hatten. Sie stellten sich darauf ein und handelten unverzüglich, um die Katastrophe in den Griff zu bekommen. Im Vergleich kam sie sich alt und unbeweglich vor. Die Hüter sprachen so wenig über ihre Verluste. Jerd weinte, aber sie jammerte nicht pausenlos. Die Ruhe der Hüter schien Alise fast unnatürlich, und sie fragte sich, ob dies die typische Reaktion von Leuten war, die am Rand der Katastrophe aufgewachsen waren. Für diese Menschen waren Erdbeben ebenso wenig eine Seltenheit wie für die Bewohner Bingtowns. Aber jedermann wusste, dass die Erdstöße in der Regenwildnis gefährlicher waren. Denn viele Leute der Regenwildnis arbeiteten unter Tage und suchten in den Kammern und Hallen der versunkenen Städte nach Elderlingsartefakten. Manchmal lösten Erdbeben

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