Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
Vom Netzwerk:
Zukunft und, so vermutete sie trotz seines Abstreitens, ohne Nachnamen. Nicht, dass er andere darum beneiden musste.
    Sie besaß eine Familie . . . einen Clan, dem sie die eine Wiedergutmachung schuldete, die sie leisten konnte. Sie besaß einen Nachnamen. . . der sie so unrettbar an eine Vergangenheit kettete, wie Rafe einst durch die eisernen Manschetten an die Wand seines Kerkers gefesselt gewesen war. Und sie besaß eine Zukunft... als Lady Carr.
    Sie schuldete das ihrem Clan. Aber sie schuldete Carr nichts, gar nichts. Und ganz bestimmt nicht das Vorrecht, ihr ihre Jungfräulichkeit zu nehmen. Dieses Geschenk, und darauf bestand sie, würde sie aus Liebe geben, nicht als Opfer. Rafe war der Mann, dem sie es geben würde.
    „Lasst uns von hier fortgehen“, flüsterte sie.
    „Was?“ Lieber, ungestümer, verblüffter Rafe.
    „Ich möchte mit Euch allein sein. Aber wenn es meiner Tante gelingt, durch den Ballsaal zu uns zu gelangen - womit sie im Augenblick beschäftigt ist - dann kann ich Euch versprechen, wird sie mich den Rest des Abends nicht mehr von ihrer Seite weichen lassen. “ Rafe schaute in die Richtung, in die sie gedeutet hatte. Muira drängte sich durch den dichten Ring Zuschauer, die den Rand der Tanzfläche säumten. Ihr Schritt war entschlossen, der Zug um ihren Mund grimmig. „Nicht nur wird es uns unmöglich sein, noch einmal miteinander zu tanzen, nein, ist sie erst einmal hier, können wir kein einziges ungestörtes Wort mehr miteinander wechseln.“
    Die Drohung zeigte Wirkung. Ohne eine weitere Erwiderung fasste Rafe sie am Arm und zog Favor hinter sich her, während er sich auf die andere Seite des Ballsaales begab.
    Muira bahnte sich mit ihren Ellbogen einen Weg durch die letzten der herausgeputzten und sich in Pose werfenden Narren, die zwischen ihr und der Tanzfläche standen. Unter all den Polstern und dick gefütterten Stoffen, die für „Mrs. Douglas’“ matronenhaft füllige Figur verantwortlich waren, schwitzte sie heftig. Dunkle, ringförmige Flecken hatten sich unter ihren Achseln gebildet, und sie konnte spüren, wie eine zähe Masse aus Puder und Schweiß langsam an ihrer Schläfe hinabrann.
    Zur Hölle mit dem verdammten Mädchen! Jetzt musste sie erst gehen und ihr Gesicht neu herrichten, und zwar bevor die Schramme auf ihrer Wange sichtbar wurde. Und wo war die kleine Schlampe überhaupt? Vor einem Augenblick noch hatte sie den großen dunkelhäutigen Mann derart hingerissen angeschaut, als handele es sich um Robert Bruce persönlich. Und er hatte wiederum auf sie hinabgeblickt wie ein Verhungernder auf ein Festmahl. . .
    Sie suchte die Tanzfläche mit ihren Augen ab. Es dauerte nur wenige Minuten, um zu dem Schluss zu kommen, dass die beiden sich nicht länger unter den Tanzenden befanden. Zornentbrannt begann Muira am Rande des Ballsaales entlangzugehen, aber das Gedränge wurde immer dichter, bis sie innerhalb kürzester Zeit gar nichts mehr sehen konnte als die Menschen direkt um sie herum.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als aufzugeben. Niemand kannte Wanton's Blush besser als sie, aber die Burg war riesig, und die Orte, an die die beiden sich zurückgezogen haben könnten, waren zahllos. Außerdem würde Carr bald schon zurück sein. Sie durfte das Risiko nicht eingehen, dass Favor vielleicht eine Zeit lang mit Carr ohne Anstandsdame zusammen wäre. Sie traute es dem unverschämten jungen Ding glatt zu, dabei am Ende alles hoffnungslos zu vermasseln.
    Nein. Sie würde einfach warten müssen, die Sache auf sich zukommen lassen und sich auf die Zunge beißen. Sollte er nach Favor fragen, würde sie Ausreden erfinden, die er schlucken würde. Sie hatte zu viele Jahre halb verhungert und halb erfroren damit verbracht, Pläne zu ersinnen und Ränke zu schmieden, zu stehlen und zu betteln, um in diese
    Burg zu kommen, an diesen Punkt zu gelangen. Alles zum Wohl und Nutzen ihres Clans. Für die McClairen.
    Und morgen würde sie dafür sorgen, dass Favor endlich begriff, was genau das bedeutete.
    „Ihr kennt mich doch gar nicht“, sagte Raine. Er fasste sie leicht an den Schultern und presste sie mit sanftem Druck an die Wand. Sie waren in einem der hellen, luftigen Räume im oberen Stockwerk der Burg, ein Zimmer, das neben denen lag, die einst zu Lizabet McClairens Privaträumen gehört hatte, der ersten Herrin von Maiden's Blush.
    Favor berührte sachte sein Gesicht. „Ich kenne Euch wohl.“
    Er schüttelte verneinend den Kopf. Sie war so jung, und er hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher