Rainer und die Puppenmutter
war blaß.
„Vielleicht ist es nicht so Schlimm. Wir wollen bis zum Morgen warten“, beschwichtigte der Vater.
„Ich werde ihr einen Fliedertee kochen. Der schlägt das Fieber nieder. Sicher hat sie sich erkältet!“
Doch auch als Dita den Tee getrunken hatte, wurde es mit dem Fieber nicht besser. Die Mutter wachte bis zum Hellwerden an ihrem Bett.
Bevor der Vati zur Arbeit ging, rief er Doktor Konrad an.
Der Arzt versprach, gleich zu kommen. Dann verabschiedete sich der Vati, aber Dita sah ihn nur wie durch einen dichten Schleier vor ihrem Bett stehen.
Ditas Vati arbeitete als Abteilungsleiter in einem großen Konsum-Kaufhaus. Er ging sehr besorgt zu seinem Arbeitsplatz und mußte immer an seine kranke Tochter denken.
Das schlimme Fieber
In Ditas Ohren sauste es, als brause ein Wasserfall dicht an ihrem Bett vorbei. Immer sah sie viel Schnee vor sich, und der war sehr tief. Und sie stand allein in dieser großen Schneewüste, ganz nackend! Ihr Körper war mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Nur ihren blau-gelb gestreiften Pullover hielt sie in der Hand.
Da schwebte auf einmal Rainer aus der Luft heran und zog s ie aus dem Schnee. Er schrie etwas, aber das konnte sie nicht verstehen.
Dann brummte ein Traktor, der kam geradewegs vom Himmel gerattert und schleppte einen Schneepflug hinter sich her. Der Traktor brummte und brummte und raste dicht über Dita und Rainer hinweg. Aus dem Führerhäuschen drohte ein Schneemann mit einem langen Stock. Dita schrie auf und erwachte für einen Augenblick aus ihrem Fiebertraum.
Wie durch einen wallenden Nebel sah sie Doktor Konrad neben sich stehen. Er streichelte ihr mit der Hand über die Stirn und sagte etwas zu der Mutter. Diese nickte eifrig, aber auf einmal wackelte ihr Kopf ulkig hin und her, und es war plötzlich nicht mehr der Kopf der Mutter, sondern der von Frau Niggelmann. Sie hatte sich ihren weißen Spitz Leni über die Schulter gelegt und ging mit einer Schneeschippe krumm und eilig davon. Hinter ihr drein rannte Rainer und trug in seinen Händen einen riesengroßen Schneeball.
„Nicht einreiben! Nicht einreiben!“ stöhnte Dita angstvoll., „Sie phantasiert“, sagte die Mutter zu Doktor Konrad.
Der Arzt rückte die Hornbrille gerade. „Eine schlimme Erkältung ... Ich werde Ihnen etwas aufschreiben, Frau Holberg. Schicken Sie gleich jemanden in die Apotheke.“
Er sah die Mutter freundlich an. „Wir werden die Dita schon, wieder gesund kriegen.“
Fünfzig Grad Fieber
Es war gerade halb neun. Bällchen stand im Wohnzimmer und zog sich ihren braunen Skianzug an, in dem sie immer aussah wieein Teddybär. Gleich wollte sie Dita zum Gang in die Schule abholen. Dita war zwar gestern sehr frech zu ihr gewesen, aber Bällchen brachte es nicht fertig, irgend jemandem etwas übelzunehmen.
In einer Ecke des Wohnzimmers lag ein seltsames, über einen Meter langes hölzernes Ding. Das wurde ein Fischereischiff. Bällchens großer Bruder Helmut baute dieses Schiff nach Plänen, die er sich gekauft hatte. Das Schiff sollte genauso aussehen wie die richtigen großen Fischereischiffe, die kreuz und quer über Nord- und Ostsee fuhren und Fische in riesigen Netzen fingen. Jedes einzelne Teilchen war in dem Plan auf gezeichnet und mit Maßen versehen, nach denen sich Helmut richten mußte.
Bällchen hatte dem Bruder gestern beim Basteln geholfen. Sie half gerne mit, aber gestern war sie Helmut besonders eifrig zur Hand gegangen. Sie hatte den Bruder nämlich gebeten, ihr bei der Lösung der Rechenaufgaben behilflich zu sein, statt sich zu Dita hinaufzuwagen. Ausnahmsweise hatte Helmut ihr geholfen. Er tat das sehr selten!
„Das ist Kleinkinderkram“, sagte er meist. „Lauf zu Dita. die ist schlauer als du.“
Um das Schiff zu bauen, brauchte Helmut viel Holz. Das kaufte ihm der Vater. Der war aufs Basteln ebenso versessen wie Helmut. Die Mutter zankte immer tüchtig, denn sie mußte in der Küche den Leim für Helmut kochen. Aber sie meinte das Zanken gar nicht ernst.
Bällchen dachte gerade daran, daß Helmut etwas von Laubsägearbeiten gesagt hatte, die gemacht werden müßten, damit die Aufbauten des Schiffes richtig gelängen. Die Kommandobrücke, das Steuerhaus und die Küche, zu der Helmut Kombüse sagte. Bei Seeleuten hieße das so, behauptete er.
Helmut hatte tüchtig über die bevorstehende Arbeit geschimpft. Mit der Laubsäge konnte er nämlich nicht gut umgehen.
Da klingelte es.
Weil die Mutter in der Küche "war und das Klingeln
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