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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Günter Krack
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Hitze, die sie vorhin verspürt hatte, als ihr das Eiswasser noch nicht über den Körper gelaufen war. Aber sie wollte den beiden zeigen, was sie allein geschafft hatte.

    Die Freundinnen blieben erstaunt stehen.
    Bällchen trug ein Bündel über dem Arm, das war in ein weißes Tuch eingeschlagen. Darin befand sich das braune Wollkleid, das sie von der Schneiderin abgeholt hatte.
    Es schneite noch immer, aber die Flocken fielen nur spärlich. In Bällchens Wuschelhaaren blieben sie hängen und sahen aus wie kleine Sternchen, ehe sie zerschmolzen.
    „Hat dir der Rainer was getan?“ fragte Rübchen. „Er ist so schnell weggerannt.“
    „Nein, nein!“ rief Dita zornig und schippte wie besessen. „Er hat dich mit Schnee eingerieben. Ich hab’s gesehen! Du bist ja ganz naß“, behauptete Rübchen beharrlich.
    „Ach Quatsch, du bist ja dumm!“ gab Dita zurück. Dabei rann ihr der getaute Schnee eiskalt über den Bauch. Das war ein Gefühl! Nicht zu beschreiben!
    „Warum hast du denn nicht auf uns gewartet?“ wollte Bällchen wissen.
    Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, antwortete Dita mit unsicherer Stimme: „Bloß so!“
    „Wir haben einen kleinen Umweg gemacht“, erklärte Bällchen gemütlich. „Du hättest mitkommen können zur Schneiderin. Was die für schöne Kleider hatte.. .“
    Rübchen unterbrach sie und fragte Dita: „Hast du alles allein freigeschippt?“
    „Na klar!“ antwortete Dita stolz.
    Da lachte Bällchen plötzlich laut auf. „So dumm, Dita! So dumm! Das hätten wir doch zu dritt viel schneller geschafft! Wie heute morgen! Was meinst du, wie fix das ging!“
    „Ja“, sagte Rübchen kichernd, „da hat sogar der Rainer mitgeholfen. Der konnte das aber gut!“
    „Ich glaube, der Rainer ist gar nicht so schlimm“, fügte Bällchen hinzu.
    Wie angefroren blieb Dita stehen und starrte die Freundinnen an. Die lachten sie aus? Die lachten — und sie hatte ihnen beweisen wollen, daß sie ganz allein...
    Das war — das war ... Tränen schossen ihr in die Augen und purzelten über ihre Wangen. Sie zitterte vor Kälte, und die Zähne klapperten aufeinander. Ihr war, als hätte sich auf Rücken und Brust eine Eisschicht gebildet.
    „Was hast du, Dita?“ fragte Bällchen erstaunt.
    „Ach, ihr!“ keifte Dita erbittert. Dann warf sie den beiden die hölzerne Schneeschippe vor die Füße und stürzte davon. In aller Hast raffte sie Schultornister und Jacke an sich und sauste ins Haus. Den Pullover ließ sie in der Aufregung liegen.
    „Dein Pullover!“ rief Bällchen und riß entsetzt die Augen auf. Aber Dita sprang schon die ersten Stufen empor.
    „Die ist beleidigt, weil wir gelacht haben“, sagt Bällchen betrübt, bückte sich und hob den Pullover auf. Eilig rannte sie hinter der Freundin drein.
    „Dein Pullover, Dita! Dein Pullover!“ schrie sie, so laut sie konnte, durchs Treppenhaus,
    Frau Niggelmann kroch ganz erschreckt aus ihrer Wohnung. „Was ist denn schon wieder los?“ klagte sie.
    Zwischen ihren Beinen hindurch raste die ganze Hunde- und Katzengesellschaft, und Rübchen mußte helfen, die Tiere wieder in die Wohnung zu treiben.
    Auf der Treppe zwischen dem ersten und dem zweiten Stock holte Bällchen Dita ein.
    „Dein Pullover — den hast — du vergessen!“ brachte Bällchen keuchend hervor.
    „Gib her!“ rief Dita böse und riß Bällchen den Pullover aus der Hand.
    „Kann ich heute nachmittag mal zu dir kommen?“ bat Bällchen. „Wegen der Rechenaufgaben, weißt du?“
    „Hab’ keine Zeit!“ schrie Dita sie an und lief weiter.

Alle Puppen sind unartig
    Dita hatte gar nicht daran gedacht, den Pullover wieder über die Bluse zu ziehen. So, wie sie war, betrat sie die Wohnung.
    „Wie kommst du denn an?“ fragte ihre Mutti entgeistert. „Du siehst ja ganz verwildert aus!“
    „Ich hab’ Schnee geschippt“, entgegnete Dita mürrisch und warf den Schulranzen auf einen Sessel, Jacke und Pullover hinterdrein.

    „Aber deine Bluse ist ja ganz naß!“ Die Mutter schlug vor Schreck die Hände zusammen. „Was hast du denn gemacht?“
    Dita schüttelte sich vor Kälte, doch sie wollte nicht sagen, daß Rainer sie mit Schnee eingerieben hatte. Es war schon schlimm genug, daß Bällchen und Rübchen es gesehen hatten.
    Dita mußte sich sogleich ganz und gar umziehen. Die Mutter frottierte sie so tüchtig ab, daß ihr ganzer Körper rot wurde und wie Feuer brannte. Und dabei zankte Mutti Holberg immerzu: „So eine Dummheit! Du kannst dir die schlimmste

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