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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dagegen.
    „Und wenn es so wäre? Was spräche dagegen, dass er recht hat?“
    „Geh jetzt zum Orakel. Ich werde hier auf dich warten, Bjonn Dunkelhaar.“
    „Die Zeit drängt!“, meldete sich wieder die Stimme Liishos bei Rajin. „Lass den Narren stehen! Du hast ihn gewarnt, mehr kannst du nicht für ihn tun!“
    Rajin nickte nur. Dann verließ er Bratlor und ging an den Markierungssteinen entlang. Sie waren mit Inschriften versehen, die in einer alten, lange nicht mehr gebräuchlichen Form der seemannischen Runenschrift verfasst waren. Selbst zur Zeit der Inland-Clans hatte es bereits niemanden mehr gegeben, der sie zu lesen vermocht hatte. Mit der Linken hielt Rajin die Eisraupe, die inzwischen längst gefroren war.
    Er wünschte sich, Liisho hätte ihm weitere Erklärungen gegeben, doch dazu war der Weise offenbar nicht gewillt. Der Gedanke, nur ein Werkzeug dieser Stimme zu sein, störte ihn. Warum konnte ihn Liisho nicht in die Einzelheiten dessen einweihen, was der Weise als »die Mission« bezeichnete? Und hatte er nicht das Recht, selbst zu entscheiden, ob er diese »Mission« überhaupt ausführen wollte?
    Ein Axiom fiel ihm ein, das einst ein namenloser drachenischer Dichter aufgestellt hatte und das Liisho immer wieder zitierte, wenn ihm Rajin zu aufsässig wurde: Der Weise zeigt den Weg – der Schüler folgt.
    Rajin drehte sich nicht um, sondern schritt geradewegs auf die Höhle des Orakels zu. Er konzentrierte sich auf die innere Kraft, versuchte sie zu sammeln, um für alles gewappnet zu sein, was ihm in der Höhle möglicherweise begegnen oder widerfahren konnte.
    „Du musst dich beeilen“, wisperte die Stimme des Weisen. „Deine Feinde sind dir bereits auf den Fersen. Sie sind darauf aus, dich zu töten, und werden dafür jedes Mittel einsetzen. Und wenn du in ihre Hände gerätst, wäre das nicht nur dein Ende, sondern würde auch jede Möglichkeit zunichte machen, das Gleichgewicht der Welt zumindest vorläufig zu erhalten …“
    Einen spöttischen Gedanken konnte sich Rajin nicht verkneifen. So wichtig bin ich?
    „Du wirst die Wahrheit erfahren, wenn es soweit ist.“
    Ich dachte, die Wahrheit würde ich durch das Orakel erfahren?
    „Geh weiter – und verbanne das Gift zweifelnder Gedanken aus deiner Seele, denn sie könnten deine innere Kraft schwächen und so am Ende für dein Ende verantwortlich sein!“
    Rajin erreichte den Hang, wo sich die Orakelhöhle befand. So nahe hatte er sich noch nie an deren Eingang befunden, denn bei den bisherigen Reisen zum Schwarzen Felsen, an denen er teilgenommen hatte, war er stets mit den anderen Männern am Heiligtum zurückgeblieben.
    Fünf Stufen waren in den Felsen geschlagen, und über dem Höhleneingang war ein glasklarer, faustgroßer Stein in den Fels eingelassen. »Das Auge des Orakels« nannte man ihn. Im Gegensatz zu dem, was sich innerhalb der Höhle abspielte, unterlag alles, was mit diesem Juwel zusammenhing, nicht der Geheimhaltung. Oft hatte Rajin zusammen mit den anderen Männern vom schwarzen Felsen aus zugesehen, wie Wulfgar Wulfgarssohn zum Orakel gegangen und die Stufen zum Höhleneingang emporgestiegen war. Manchmal war dann gar nichts geschehen, aber bei einigen wenigen Besuchen am Heiligtum hatte das Juwel kurz aufgeleuchtet, was alle für ein gutes Omen gehalten hatten. Häufig hatten Wulfgar und die Mannschaft der »Stoßzahnsammler« danach besonders Glück bei der Seemammutjagd gehabt, und wenn anschließend Schwerter und Äxte mit Fjendurs Zauber belegt wurden, waren sie besonders erfolgreich im Kampf gegen die Horden der Wassermenschen gewesen.
    Bevor Rajin den ersten Fuß auf die unterste Stufe setzte, drehte er sich noch einmal um. Der Jademond stieg gerade über die Berge, und von Bratlor war nichts mehr zu sehen. Der große Schatten, der den schwarzen Felsen umgab, hatte ihn wohl verschluckt.
    Dann nahm Rajin die erste Stufe.
    Das Juwel über dem Höhleneingang leuchtete auf. Dieses Leuchten jedoch war nicht von einer reinen weißen Helligkeit, wie sie dem Schneemond eigen war, sondern glich in der Farbgebung zunächst eher der sandigen Farbe des Augenmondes. Dann verfärbte sich das Juwel, wurde merklich dunkler und nahm schließlich die Farbe des Blutmondes an.
    Rajin spürte die kurze Berührung mit einer geistigen Kraft. Dabei überkam ihn ein ganz ähnliches Gefühl wie in jenem Moment, als er die forschenden geistigen Fühler des roten Drachen gespürt hatte. Und doch wusste er sofort, dass die Macht, mit

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