Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
der er es diesmal zu tun hatte, von gänzlich anderer Natur war.
Rajin nahm die nächsten Stufen.
Das »Auge des Orakels« veränderte abermals die Farbe. Blutrot, meerblau, jadegrün, sandfarben mit dunklen Flecken und schneeweiß. Es waren die Farben der fünf Monde, die sich in genau der Reihenfolge abwechselten, wie die Monde auch des Nachts am Himmel erschienen.
Rajin überkam ein Frösteln. In den Legenden der Seemannen wurde diese Erscheinung als ein besonderes Zeichen angesehen. Zuletzt war dieser Farbwechsel des Orakelauges angeblich beobachtet worden, kurz bevor Wulfgar Eishaar, der legendäre Ahnherr von Wulfgar Wulfgarssohns Sippe und ruhmreichster unter den Helden Winterlands, im Kampf gegen einen Eiswolf starb.
Es war fast so, als wollten diese räuberischen, blutgierigen Kreaturen Rajin mit ihrem fernen Heulen an diese Legende erinnern und ihm zudem sagen, dass sie ihm auflauern würden, sobald er die kalte Senke verließ.
Rajin betrat die Höhle.
Licht schimmerte aus ihrem Inneren hervor; rot schimmerndes Licht, so als würde dort ein Feuer brennen.
Dieses Feuer schien allerdings vollkommen bewegungslos zu sein. Es flackerte nicht. Nur die Zauberkraft eines Gottes konnte wohl in dieser unmenschlichen Kälte überhaupt ein Feuer am Brennen halten, überlegte Rajin. Ein eisiger Hauch wehte ihm entgegen. Das Innere der Höhle schien ihm noch einmal um ein Vielfaches kälter als selbst die Senke um den schwarzen Felsen.
Einen Schritt tat er vor den anderen. Eine breite Treppe führte hinab. Dann folgte ein kurzer Gang, und Rajin erreichte den Raum, aus dem das rote Leuchten sickerte. Er blieb zunächst am Eingang stehen.
In der Mitte des annähernd runden Raumes, der sich vor ihm eröffnete, stand sich eine brusthohe Säule. Auf ihr befand sich ein Juwel, das jenem über dem Höhleneingang glich. Es war von der gleichen Klarheit, nur dass dieses die Größe eines menschlichen Schädels hatte.
In der kuppelartig gewölbten Höhlendecke befand sich eine Öffnung. Genau darüber stand der Blutmond, und sein rötliches Licht strahlte auf das schädelgroße Juwel, sodass es ebenfalls rötlich leuchtete.
Es war also kein Feuer, das die Höhle mit diesem rötlichen, kalten und völlig erstarrten Schein erfüllte, sondern das Licht des Mondes, der als Heimat des Gottes Blootnyr galt. Blootnyr war der Gott des Blutes, der Gewalt, der Leidenschaft und des Feuers. Angeblich war er ursprünglich ein Gott der Drachen gewesen, als diese während des Ersten Äons die Welt beherrschten. Der Sage nach hatten die Drachen die Welt durch die kosmischen Tore erreicht, ihre Götter jedoch jenseits der Tore zurückgelassen, um endlich frei zu sein. Nur Blootnyr war es gelungen, sich durch eines der Weltentore zu mogeln, denn er hatte die Gestalt eines gewöhnlichen Drachen angenommen. Dort, auf die jungfräuliche Drachenerde, so hatte er geglaubt, wäre er der einzige Gott, und so würde ihm Verehrung und Anbetung sicher sein.
Er verwandelte sich in ein gewaltiges, imponierendes Flammenwesen. Einen Gott des Feuers, das selbst die Drachen zu fürchten hätten, und forderte ihren Gehorsam. Doch damit hatte er sich in den Drachen des Ersten Äons grundlegend getäuscht. Der Urdrache Yyuum war der Erste, der ihm den Respekt versagte, und seinem Beispiel folgte nahezu die gesamte Drachenheit. Man weigerte sich, ihm die Anbetung zuteil werden zu lassen, von der Blootnyr glaubte, dass sie ihm zustand. Er trug damals im Übrigen noch einen Namen, den kein Seemanne des ausgehenden Fünften Äons hätte aussprechen können und von dem man sich schaudernd erzählte, dass er dem scharfen Zischen des Windes in Verbindung mit dem Brausen lodernder Flammen geglichen habe.
Diese Welt, so hatten sich Yyuum und die Drachen des Ersten Äons geschworen, wollten sie allein mithilfe der Elemente und ihrer puren Kraft formen, so wie es ihnen beliebte. Wenn diese Welt Götter haben sollte, dann wollten sie selbst diesen Platz einnehmen.
Vor Wut fuhr Blootnyrs Feuergestalt hinauf zum damals fahlen und noch gar nicht roten Blutmond, der zu dieser Zeit auch noch keinen Namen hatte. Dort verwandelte er sich in seine riesenhafte Drachengestalt zurück und riss sich mit den Krallen seiner Pranken selbst die Kehle auf, sodass sein Blut den gesamten Mond überflutete und ihn rot färbte. Er hatte die Drachen damit nur beeindrucken wollen, aber mit Entsetzen musste Blootnyr feststellen, dass er auf jener Welt, die von den Drachen die Drachenerde
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