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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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das Sofa. Er hatte das Gefühl, er müsse nie wieder schlafen.
    Schon gegen zehn war sie wieder wach.
    »Hast du die ganze Zeit da gesessen?«, fragte sie.
    »Ein schönes Sofa.«
    Sie nickte und sagte: »Dreh dich mal zur Wand.«
    Ritter gehorchte und hörte, wie sie sich auszog und in die Duschkabine stieg. Als das Wasser zu rauschen begann, rief sie: »Du kannst schon mal Teewasser aufsetzen!« Falls sie sonst noch etwas sagte, ging es im Lärm der Pumpe, die das Abwasser aus der Duschkabine wegschaffte, unter.
    Ritter ging zur Küchenzeile, nahm einen Kessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf eine der Herdplatten. Bald darauf hörten sowohl das Rauschen als auch das Pumpgeräusch auf.
    »Im Regal unter der Spüle liegen Handtücher«, sagte Alex.
    Ritter reichte ihr eins in die Duschkabine, ohne hinzusehen.
    »Das alles erinnert mich an früher«, sagte er. »An meine erste eigene Wohnung.«
    »Du bist schon so alt, dass es für dich ein echtes Früher gibt?«
    »Genau jetzt müsste ich eigentlich im Konferenzraum Potsdam stehen und einen Vortrag halten. Für mich gibt es definitiv mehr Früher als Später.«
    »Dreh dich um!«
    Ritter tat wie befohlen. Er hörte sie hinter ihm umhergehen. Als er sich wieder umdrehen durfte, trug sie ein T-Shirt mit dem Konterfei von Bud Spencer.
    »Du bist dran!«, sagte sie und machte eine Kopfbewegung Richtung Duschkabine.
    Sie drehte sich um, und Ritter zog sich aus. Seine Haut schnappte nach Luft. Seine Sachen ließ er auf den Boden fallen wie Abfall. Er stieg in die enge Duschkabine und stellte das Wasser an. Es war kalt, aber das machte nichts. Die Pumpe begann zu pumpen.
    »Ich lege dir frische Sachen hin«, rief Alex. »Die alten kannst du nicht mehr anziehen, die stinken wie die Pest. Soll ich die waschen?«
    Ritter dachte kurz nach. »Du kannst sie entsorgen.«
    »Gut, ich besorge auch was zum Frühstück.«
    Ritter benutzte das auf einer kleinen Ablage stehende Duschgel, seifte sich ein, duschte sich ab und blieb so lange unter dem kalten Wasser stehen, wie er es aushalten konnte.
    Als er aus der Dusche kam, lag auf dem Tisch ein Handtuch. Auf dem Stuhl fand er eine Jeans und ein T-Shirt. Auf dem T-Shirt war ein Cheeseburger mit Gesicht zu sehen, der Mund zu einem O geformt. Darüber der Name einer Imbisskette. Das Shirt passte, die Jeans war ein wenig zu lang. Auch ein paar Segeltuchschuhe hatte Alex ihm hingestellt. Ritter probierte sie an. Sie waren etwas zu groß, aber er würde hier in der Wohnung ohnehin erst mal barfuß bleiben.
    Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gut durchblutet gefühlt.
    Die Sachen, die er trug, fühlten sich sauber und leicht an.
    »Steht dir gut!«, sagte Alex, als sie mit einer Tüte Brötchen zurückkam.
    »Wem gehören die Sachen?«
    »Einem Freund, der mal in diesem Laden gearbeitet hat.«
    Mehr wollte Ritter nicht wissen.
    »Was jetzt?«, fragte er, als sie zu Ende gefrühstückt hatten. »Was machen wir?«
    »Nichts«, sagte das Mädchen.
    Ritter fand, das war eine gute Idee.

Die Rose von Hamburg
    Kamerke versuchte ruhig zu bleiben. Wie aus dem Nichts war diese Frau aufgetaucht und hatte ihm eine Rose entgegengehalten. Völlig überrascht hatte Kamerke sie angenommen. Nun wollte die Frau eine kleine Spende.
    »Das ist dreist!«, sagte Kamerke.
    »Eine kleine Spende!«, wiederholte die Frau.
    Kamerke dachte nach. »Ich weiß gar nicht, wem ich das Ding geben soll.«
    »Eine kleine Spende!«
    Kamerke gab der Frau fünfzig Cent, und sie wünschte ihm ein langes Leben.
    Eigentlich sehr günstig für eine Rose, dachte Kamerke, als er die Mönckebergstraße hinunterging. Im Blumengeschäft zahlte man bestimmt das Dreifache. Andererseits war es auch nur eine Rose mit einem sehr kurzen Stiel. Und die Blütenblätter waren orange und nicht rot. Obwohl die Rose so klein war, konnte man sie nicht in die Jacken- oder Hosentasche stecken, sodass er sie in der Hand halten musste. Kamerke fragte sich, ob das andere Rosenverkäuferinnen davon abhielt, ihn anzusprechen oder ob es sie im Gegenteil ermutigte. Schließlich hatte er bewiesen, dass er sich überrumpeln ließ.
    Wenn man ihn so unvermittelt auf der Straße ansprach, wurde er schnell nervös. Meistens waren es Menschen, die irgendetwas von ihm wollten. Menschen, denen es schlecht ging, die Schlimmes erlebt hatten. Kamerke hatte Mitleid mit ihnen. Gleichzeitig machten sie ihm Angst.
    Er wusste nicht, was er mit der Rose machen sollte. Eine Rose warf man nicht in den

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