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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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als Sänger gar nicht so schlecht. Für einen alten Mann hatte er eine erstaunlich klare, hohe Stimme. Love me do und Yesterday nahm Ingrid ohne große Regungen hin, fing aber auch an, Korn zu trinken. Bei I want to hold your hand schaffte Willem tatsächlich auch den hohen Ton auf hand. Zu Eight days a week klatschten alle mit.
    Bei And I love her weinte Ingrid. »Das hatta für mich geschriem«, meinte sie.
    Die Ingrid und der Paul, dachte Kamerke. So knapp vorbei an der Jahrhundertliebe. Er ging vor die Tür, um Luft zu schnappen. Er rief zu Hause an, aber seine Frau nahm nicht ab. Kamerke zögerte kurz, bevor er Richtung Reeperbahn ging. Seinen Bruder würde er morgen noch mal anrufen, der war gut aufgehoben hier.
    An der nächsten Ecke blieb er stehen und dachte nach. Dann wandte er sich um und ging zurück. Als er die Blockhütte wieder betrat, sah er, wie sein Bruder Richtung Herrentoilette verschwand. Niemand nahm Notiz von Kamerke.
    Die Rose lag noch da, wo er sie abgelegt hatte. Das hier war kein Ort für eine Rose. Kamerke nahm sie und machte sich auf den Weg ins Hotel.

Frohnberg megabad
    Frohnberg blickte zum Himmel. Da war ein Luftballon unterwegs in seinen Garten, und daran hing ein toter Maulwurf. Mit den Hinterbeinen hatte ihn jemand an einer Kordel befestigt, die mit einem roten Ballon verbunden war. Die Vorderbeine des Maulwurfs hingen nach unten. Ein wenig sah es so aus, als machte das Tier einen Kopfsprung aus großer Höhe, und das mit guten Haltungsnoten. Frohnberg sah zu, wie Ballon und Tier immer tiefer sanken, praktisch senkrecht, da gerade Windstille herrschte. Gleich neben dem verblühten Flieder setzte es auf, zumindest mit den Krallen. Das Helium in der Kunststoffhülle reichte gerade noch aus, um die Beine des Maulwurfs hochzuhalten, als machte er einen Handstand. Frohnberg ging über den Rasen, um sich die Sache näher anzusehen. Der Maulwurf hatte die Augen geschlossen, aber das hatten diese Tiere doch eigentlich immer, oder?
    Erst als Frohnberg schon ganz dicht davor stand, erkannte er, dass an den Ballon ein Zettel geknotet war: Vorsicht, ich stehe unter Naturschutz. Genau darüber hatte sich offenbar jemand geärgert.
    Am liebsten hätte Frohnberg dieses erbarmungswürdige Bild ignoriert, vielleicht seine Frau das Ganze entdecken lassen, die war da weniger zart besaitet, aber heute war er allein hier, seine Frau übers Wochenende mit einer Freundin verreist, und gleich kamen die Kinder aus der Schule. Die würden mit der Leiche am Ballon noch viel weniger zurechtkommen. Frohnberg musste sich überwinden.
    Er griff nach der Schnur und hob das Tier hoch. Der Maulwurf drehte sich um die eigene Achse, ganz langsam. Frohnberg fragte sich, ob das Tier schon tot gewesen war, als der Mensch, der das hier zu verantworten hatte, es an den Ballon gebunden hatte.
    Er trug den Maulwurf zum Haus, hielt aber inne, bevor er die Küche betrat. Er konnte das Tier schlecht in den Mülleimer werfen. Und trug er es bis zur Mülltonne vor dem Haus, bestand die Gefahr, dass jemand ihn sah. Das würde nur Gerede geben. Die Vorstellung, das arme Vieh im Müll zu entsorgen, war ihm insgesamt zuwider. Er hatte keine Wahl, er musste es begraben.
    Er parkte Ballon und Maulwurf auf der Terrasse, ging hinüber zu dem Schuppen, in dem die Gartengeräte aufbewahrt wurden, und nahm eine Schaufel. Als er wieder nach dem Ballon greifen wollte, klingelte das Telefon. Der individuelle Klingelton verriet ihm, dass seine Frau anrief. Die wollte sicher wissen, ob er rechtzeitig von seiner Tagung zurückgekehrt sei, um die Kinder am Mittag nicht nur in Empfang zu nehmen, sondern auch zu bekochen. Da musste er rangehen, sonst rief sie die Nachbarin an, die einen Schlüssel für Notfälle besaß, damit sie die Kinder hereinließ.
    »Ah!«, sagte seine Frau. »Du bist zu Hause! Das ist gut.«
    »Ja«, antwortete Frohnberg und betrachtete dabei den Maulwurf, der jetzt wieder Handstand machte.
    »Hattest du Verspätung oder war alles in Ordnung?«
    »Nein, alles in Ordnung.«
    »Du bist nicht sehr gesprächig.«
    In diesem Moment fuhr ein leichter Windstoß über die Terrasse. Die Krallen des Maulwurfs kratzten über den Granit.
    »Ich muss noch mal los, was einkaufen, für das Mittagessen.«
    »Aber es ist doch alles da! Ich habe es schon rausgelegt. Spaghetti, Tomatensauce, Parmesan.«
    »Ja, ja, stimmt. Ich …«
    Der nächste Windstoß fiel kräftiger aus. Der Maulwurf überquerte fast die ganze Terrasse.
    »Was

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