Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
Vom Netzwerk:
große Mühe, zu verbergen, wie sehr sie sich amüsierte.
    »Du findest das witzig?«
    »Ist es das nicht?«
    »Die Kinder gucken schon ganz komisch.«
    »Der große Manager kriegt den Nudeltopf nicht auf. Wenn das nicht witzig ist, weiß ich auch nicht.«
    Frohnberg fertigte seine Mutter etwas unhöflich ab. Was sie aber wahrscheinlich gar nicht störte. Sie würde heute den ganzen restlichen Tag gute Laune haben. Trotzdem spürte er den Anflug eines schlechten Gewissens. Er stellte den Topf in die Spüle und ließ kaltes Wasser darüberlaufen. Er verschloss den Abfluss mit dem Gummistopfen, sodass der Topf bald bis zum Rand in einem Wasserbad stand. Seine Söhne kamen herein und wollten wissen, wann es endlich was zu essen gebe. Ihr Ton war weinerlich. Frohnberg wurde nervös.
    »Dauert nicht mehr lange.«
    »Wir haben Hunger!«
    Frohnberg zerrte an dem Topfdeckel, aber nichts passierte.
    »Wir haben immer noch Hunger.«
    Frohnberg nahm eine Tüte Kartoffelchips aus dem Küchenschrank.
    »Esst schon mal das hier.«
    Die Kinder strahlten. Der Ältere sagte: »Lass dir Zeit mit dem Topf!«
    Frohnberg nahm den Topf aus dem Wasser und schlug ihn noch ein paar Mal auf die Arbeitsplatte. Nichts. Er hatte die Nase voll. Er ging an den Computer im Arbeitszimmer und googelte das Problem. In Sekundenschnelle hatte er eine Antwort: Kaltes Wasser war natürlich Unsinn. Bei Kälte zieht Materie sich zusammen. Unter Hitzeeinwirkung dehnt sie sich aus. Also stellte er den Topf wieder auf den Herd und schaltete auf die höchste Stufe. Während er wartete, rief er noch mal seine Mutter an.
    »Kaltes Wasser, ja?«
    »Ach, gönn’ mir doch den kleinen Spaß!«
    »Die Kinder halten mich für einen Vollidioten.«
    »Du kannst ihnen ja sagen, dass so etwas passiert, wenn man in der Schule nicht aufpasst.«
    Als er diesmal einfach auflegte, hatte er ganz und gar kein schlechtes Gewissen. Er ging zu seinen Kindern und nahm ihnen die Chipstüte wieder weg. Natürlich hatten sie es geschafft, in der kurzen Zeit mehr als die Hälfte zu vertilgen. Brühwarm würden sie das ihrer Mutter erzählen, wenn die am Sonntagabend nach Hause kam.
    Frohnberg fühlte sich wie ein toter Maulwurf an einem Luftballon.
    Die Leichtigkeit, mit der sich irgendwann der Deckel vom Topf lösen ließ, war grotesk. Die Spaghetti obenauf waren völlig in Ordnung, aber die gut drei Zentimeter dicke Basis war am Boden des Topfes festgebacken.
    Er servierte den Kindern das Essen und zupfte mit der Hand so viele Spaghetti wie möglich aus dem Topf. Dennoch blieb eine braune Schicht aus angebrannten italienischen Teigwaren zurück.
    Seine Kinder fragten, ob er nicht auch etwas essen wolle.
    »Keinen Hunger«, brummte Frohnberg, als es klingelte.
    Vor der Tür stand Frau Lüdke, die Nachbarin mit dem Schlüssel. Sie war in Begleitung von Timmy, ihrem dreckfarbenen Mischlingsrüden, der so gerne in die Vorgärten der ganzen Straße urinierte, mit dem Frohnbergs Kinder aber auch sehr gern spielten. Ob alles in Ordnung sei. Na sicher, gab Frohnberg etwas unwirsch zurück. Prima, meinte Frau Lüdke, wandte sich schon zum Gehen, aber da hörte der Hund im Haus offenbar die Stimmen der Kinder und rannte los. Die Kinder freuten sich. Frohnberg nicht so sehr. Um nicht völlig in seiner schlechten Laune zu versinken, tat er genau das Gegenteil von dem, was er am liebsten getan hätte: Er lud Frau Lüdke ein, auf einen Espresso hereinzukommen, anstatt ihr die Tür vor der Nase zuzuwerfen.
    »Ach ja, warum nicht«, sagte sie. »Sehr freundlich.«
    Die Kinder hatten ihr Essen beendet und brachten die schmutzigen Teller in die Küche. Frohnberg schaufelte das Espressopulver in den Siebträger.
    »Wo ist denn der Timmy?«, fragte Frau Lüdke.
    Frohnberg hängte den Siebträger in die Halterung an der Maschine und drückte auf den Knopf an der Oberseite.
    »Der ist im Garten«, antwortete der Jüngere.
    Frohnberg brauchte etwa zwei Sekunden, um die Information zu verarbeiten. Dann brauste er durch den Spalt in der Terrassentür, den er offenbar vorhin hinterlassen hatte, und erwischte Timmy, wie er im hinteren Teil des Gartens, beim verblühten Flieder herumbuddelte. Als Frohnberg bei dem Hund ankam, war der Maulwurf schon deutlich zu erkennen. Frohnberg zerrte Timmy am Halsband vom Maulwurfsgrab weg und versuchte gleichzeitig, mit dem Fuß die Erde zurückzuschieben. Mit dem Espresso in der Hand kam Frau Lüdke von der Terrasse herüber.
    »Ich dachte, ich stelle mal eine Tasse unter

Weitere Kostenlose Bücher