Raketenmänner (German Edition)
Kerl ins Bett gegangen.«
»Wie viel jünger?«
»Fünf oder sechs Jahre.«
»Das zählt nicht.«
Kamerke betrachtete die leere Wasserflasche. »Sagen Sie .«
»Aber ich habe zwei Oscars. Eigentlich müssten es sogar viel mehr sein.«
»Ich könnte meiner Frau The One You Love vorsingen, aber das ist vielleicht zu gemein, oder auch Losing You , aber das hieße doch, ich hätte schon aufgegeben.«
»Vielleicht sollten Sie ihr einfach eine reinhauen.«
Kamerke blickte aus dem Fenster. »Auch eine Option.«
»Was haben Sie gemacht, seit Sie von zu Hause weg sind?«
»Ich bin herumgefahren und habe jede Story angenommen, die man mir angeboten hat. Na gut, um die meisten musste ich betteln. Aber so habe ich wenigstens die Hotelzimmer bezahlt bekommen.«
Randy Newman blickte auf die Uhr. »Der Junge von der Plattenfirma wird gleich an die Tür klopfen.«
Kamerke stand auf. »Ich glaube, wir sind fertig. Ich muss meinen Zug bekommen.«
Randy Newman blickte aus dem Fenster. »Ich denke, es wird heute noch regnen. I think it’s going to rain today .«
» Human kindness is overflowing . Ich werde mich beeilen.«
Randy Newman lächelte nicht. »Wohin geht es als Nächstes?«
»Ich denke nach Hause.«
Randy Newman begleitete ihn zur Tür. »Ich bin gespannt, was Sie aus diesem Gespräch machen.«
»Werden Sie es zu lesen bekommen?«
»Nein. Ich lese meine Interviews nie. Und dass ich gespannt sei, war eine Lüge. Immerhin, ein paar Minuten lang war es nicht der immergleiche Bullshit. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Und bleiben Sie fett!«
3
Kamerke schwitzte. Die Klimaanlage war ausgefallen. Sie standen auf offener Strecke, und der Mann ihm gegenüber verkürzte sich die Zeit mit Weißwein.
»Unangenehm, so ein PU .«
Kamerke sagte nichts. Der Mann erinnerte ihn an irgendwen.
»Personenunfall. Praktisch Volkssport. Manchmal meint man, die springen absichtlich dort, wo sie den meisten Schaden anrichten können. Also an der Allgemeinheit. Wie lange hocken wir hier schon? Eine Stunde? Rücksichtslos, wirklich! Und kein Netz!«
Und wieder starrte der Mann auf sein Mobiltelefon. Ein anderer stand auf, reckte sein Gerät in Richtung Decke und fluchte. Ein Dritter sagte zu einem Vierten: »Also ich habe kein Problem damit, mal nicht erreichbar zu sein!«
»Ich auch nicht«, gab der Vierte zurück, aber Kamerke merkte ihm an, dass das nicht stimmte.
»Lemming«, sagte der Mann gegenüber von Kamerke. »Wenn wir hier schon festsitzen, können wir uns auch vorstellen.«
»Kamerke.« Sie gaben sich die Hand.
»Haben Sie auch einen Termin?«
»Nein.«
»Wohin fahren Sie?«
»Nach Hause.«
»Endlich Feierabend, was?«
» Und all die kleinen Sorgen, die vergisst man «, zitierte Kamerke und fragte sich, warum er das tat, denn Lemming musste das als eine Art Verbrüderung verstehen.
»Peter Alexander!«, sagte der auch gleich, klatschte begeistert in die Hände, zeigte auf Kamerke und zwinkerte ihm zu. »Ein ganz Großer! Konnte alles: singen, tanzen, schauspielern! Und völlig skandalfrei.«
Etwas in Lemmings besserwisserischen Art erinnerte Kamerke an jemanden, den er früher gekannt hatte, vor langer Zeit, aber er kam nicht drauf. Am liebsten wäre er aufgestanden und weggegangen, aber der Zug war voll, sogar in der ersten Klasse standen sie auf dem Gang.
Die Bedienung, die sich schon seit einiger Zeit nicht mehr hatte blicken lassen, machte den Fehler, kurz den Kopf aus der Küche zu strecken. Ein Mann am Nebentisch hob die Hand, Lemming fuhr herum, tat es ihm nach, und Kamerke dachte, es ist nicht leicht, ein Mann zu sein, wenn man mit anderen in einem Speisewagen gefangen ist. Die Bedienung musste hervorkommen, und Lemming rief: »Frollein!«
Die Frau wirkte müde. Sie nahm die Bestellungen an den anderen Tischen auf, bei fast allen ging es um Alkohol. Als sie bei Lemming ankam, musste sie ihm mitteilen, dass der Weißwein leider aus sei.
»Heißt das, der Typ da vorne hat den letzten bestellt?«
»Tut mir leid.«
»Okay«, sagte Lemming. »Haben Sie noch Rotwein?«
»Ja.«
»Gut, dann nehme ich ein Weißbier.«
Lemming war sehr zufrieden mit sich und seinem Humor.
»Haben Sie die Fingernägel gesehen?«, sagte er zu Kamerke, als die Bedienung wieder in der Küche verschwunden war. »Die sehen aus wie Wandmalereien in einem orientalischen Puff. Da würde die dazugehörige Dame aber keine Mark machen, das kann ich Ihnen sagen. Oh, habe ich Dame gesagt?«
Kamerke holte seinen Laptop aus der
Weitere Kostenlose Bücher