Rambo
und landete neben ihm. Was, zum.? Dynamit! Die Lunte war zu kurz, um sie auszudrücken oder das Ding noch rechtzeitig von sich zu schleudern, bevor es explodierte. Wie von einer Schlange gebissen sprang er zurück und um die Ecke, die Hände gegen die Ohren gepreßt. Die Explosion warf ihn fast um. Holz- und Metallstücke barsten aus der Gasse auf die Straße. Er hielt sich zurück, nicht sofort die offene Tür einzurennen. Vernünftig denken, sagte er sich. Der Junge muß flüchten, bevor Leute kommen. Er kann nicht hierbleiben und eine Schießerei anfangen. Das Dynamit war nur dazu bestimmt, dich aufzuhalten. Vergiß die Gasse. Paß auf die Vordertür auf.
Er rannte um die Ecke. Der Junge war schon längst aus dem Laden heraus, hatte einen halben Häuserblock Vorsprung und rannte über die Straße auf das Gerichtsgebäude zu. Auf diese Entfernung war es schwer, mit einer Pistole zu treffen. Teasle probierte es trotzdem. Er ließ sich auf ein Knie nieder, wie zum Gebet, stützte den Ellbogen auf dem anderen Knie auf, die Pistole in beiden Händen, zielte und feuerte. Die Kugel schlug mit einem schmatzenden Geräusch in die Mauer des Gerichtsgebäudes ein. Von drüben flammte Mündungsfeuer auf, ein Gewehrschuß knallte, und die Kugel durchschlug einen Briefkasten dicht neben Teasle. Er glaubte den Schatten des Jungen zu erkennen und wollte ihm nachlaufen, als drei Explosionen hintereinander das Gerichtsgebäude erschütterten und es in Flammen aufgehen ließen. Mein Gott, er ist wahnsinnig geworden, dachte Teasle. Das ist nicht nur, um mich aufzuhalten. Er will die ganze Stadt in die Luft sprengen.
Das Holz, mit dem das Gerichtsgebäude innen verkleidet war, war alt und morsch. Teasle bekam beim Laufen einen Muskelkrampf und preßte die Hand an die Seite, fest entschlossen, die Verfolgung nicht aufzugeben, solange er sich auf den Beinen halten konnte. Das Feuer breitete sich in Windeseile aus. Der Rauch vernebelte die Straße, so daß Teasle den Jungen nicht mehr sehen konnte. Gegenüber, vor der Polizeiwache, bewegte sich jemand auf der Treppe. Teasle hielt ihn zunächst für den Jungen, aber dann sah er, daß es Harris war, der sich das Feuer ansah.
»Harris!« schrie er ihm zu. »Der Junge! Gehen Sie zurück! Gehen Sie hinein!«
Seine Worte gingen in einer gewaltigen Explosion unter, die die Polizeiwache buchstäblich in die Höhe hob. Wände brachen heraus, stürzten brennend zusammen und begruben Harris unter sich. Teasle stand da wie versteinert. Harris. Die Polizeiwache. Alles, was ihm noch geblieben war völlig zerstört. Alles weg. Sein Büro, seine Waffen, seine Trophäen, der Verdienstorden. Dann dachte er wieder an Harris und verfluchte den Scheißkerl von einem Bengel in alle Ewigkeit. Laut schreiend lief er auf die Flammen zu. Du Ausgeburt der Hölle, du dreckige – das hättest du nicht tun dürfen.
Vor ihm, rechts vom Gehsteig, waren zwei Läden, und dann der Rasen vor der Polizeiwache, der mit brennenden Holzteilen übersät war. Als Teasle fluchend darauf zulief, schlug eine Gewehrkugel auf dem Gehsteig vor seinen Füßen ein. Er warf sich in den Rinnstein. Auf der Straße war es hell, aber die Seite hinter der Wache lag im Dunkel. Er zielte auf die Stelle, wo er das Mündungsfeuer gesehen hatte und schoß. Dann feuerte er noch zwei weitere Schüsse ab. Als er aufstehen wollte, gaben die Beine unter ihm nach und er stürzte auf den Gehsteig. Seine Kraft war verbraucht. Die Anstrengungen der letzten Tage waren zuviel gewesen.
Er lag auf dem Gehsteig und dachte über den Jungen nach. Er war verletzt, blutete und würde auch schon sehr schwach sein. Aber er gab trotzdem nicht auf. Wenn der Junge weitermachen konnte, dachte Teasle, konnte er es auch.
Aber er war so erschöpft. Konnte sich nicht bewegen.
Also war dein ganzes Geschwätz, daß du dem Jungen Mann zu Mann begegnen wolltest, damit niemand in Mitleidenschaft gezogen würde, gelogen, oder? Und Orval und Shingleton und die anderen und dein Versprechen – war das alles Lüge?
Toten kann man nichts versprechen. So ein Versprechen gilt nicht.
Nein, aber du hast es dir selbst versprochen, und das gilt. Wenn du deinen dicken Arsch nicht endlich bewegst, bist du einen Scheißdreck wert. Du bist gar nicht müde. Du hast nur Angst.
Schluchzend begann er auf allen vieren zu kriechen und kam schließlich auf die Beine. Der Junge befand sich rechts von ihm hinter der Polizeiwache. Aber von dort konnte er nicht entkommen, weil dort ein hoher
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