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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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ohne Scheu um. Dann gähnte es, beugte sich vor und schnupperte an einem Grashalm.
    Genau so waren Schafe, dachte Kim, dumm, hochnäsig und nur aufs Fressen aus, statt sich anständig bei ihnen vorzustellen oder um Erlaubnis zu fragen, ob es sich überhaupt nähern durfte.
    Che schaute sie fragend an: »Sollen wir ihm sofort eine Abreibung verpassen?«, fragte er. »Oder glaubst du, dieser komische Kerl ist nur die Vorhut, und es kommen noch mehr?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Kim. Sie wusste nicht, was sie tun sollten. Das Schaf einfach ignorieren oder ihm am besten gleich zeigen, wer auf dieser Wiese das Sagen hatte? Zum ersten Mal bedauerte sie, dass Lunke nicht zu ihnen gehörte; er wäre dem Fremdling ohne jedes Zögern entgegengelaufen und hätte ihm erst einmal die Regeln – seine Regeln – erklärt.
    Das Flauschwesen schüttelte sich, blickte in die Sonne und nieste laut. Dann sah es zum ersten Mal zu ihnen herüber.
    »Grüß Gott, Freunde!«, rief es mit leicht schriller Stimme und lächelte heiter. »Ich war von der Fahrt noch ein wenig benommen. Wie geht es euch? Freut mich außerordentlich, euch zu sehen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, hoppelte es auf sie zu.
    Kims erste Regung bestand darin, zurückzuweichen, doch sie bohrte standhaft ihre Klauen in die Erde.
    »Oh!«, rief das Flauschwesen. »Ihr seid ein wenig schüchtern, was? Fremdelt ein bisschen? Dann mache ich gerne den Anfang. Ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen. Ich heiße Hans-Hubert, und nun ja … wie es aussieht, gehöre ich jetzt zu eurer kleinen Gemeinschaft.«
    Das Wesen neigte den Kopf und vollführte eine Art Verbeugung, wobei es geziert mit einem Bein einknickte.
    Gehöre jetzt zu eurer kleinen Gemeinschaft? Was für ein Tier redete so ein geschwollenes Zeug?, fragte Kim sich. Ein gewöhnliches Schaf blökte eigentlich nur, wenn sie sich recht erinnerte.
    »Also«, erklärte Hans-Hubert weiter, »wäre es schön, wenn ihr mir auch eure Namen verraten würdet, damit wir uns gleich besser kennenlernen. Bin recht neugierig auf euch. Wer tut mir als Erster diesen Gefallen?«
    Herausfordernd blickte er die kleine Cecile an, die bereitwillig ihren Namen piepste. Dann waren Brunst und Doktor Pik an der Reihe, die sich ebenfalls grummelnd vorstellten.
    Che jedoch schwieg voller Feindseligkeit, als das Flauschtier ihn freundlich auffordernd anblickte.
    »Oh«, rief es und kniff besorgt die Augenbrauen zusammen. »Hier scheinen wir ein Problem zu haben, dem wir uns später widmen müssen. Aber wenn du dich so besser fühlst, will ich einstweilen gerne auf die Kenntnis deines Namens verzichten, werter Freund.«
    Mit einem fragenden Lächeln wandte sich das Wesen Kim zu, doch statt ihm ihren Namen zu verraten, rief sie aus: »Was bist du? Ein Schaf, das wie ein Schwein spricht?«
    Hans-Hubert verneigte sich abermals. »Hurra«, sagte er. »Es gilt eine kleine Wissenslücke zu füllen. Angenehm, meine Großeltern und Eltern waren Wollschweine – und darum bin auch ich, bingo, ein Wollschwein.« Wieder verbeugte er sich, als wäre er auch schon einmal im Zirkus aufgetreten. »Und nun wäre es schön, wenn du mir zeigen würdest, wo es eine Kleinigkeit zu fressen für mich gibt. Meine Reise war lang und beschwerlich. Und ich möchte hinzufügen, dass ich frische, gesunde Kost bevorzuge.«
    Ein Spinner, dachte Kim. Dörthe hat uns einen ausgewachsenen Schwätzer und Spinner auf die Wiese gesetzt.

6
    Ein Wollschwein! Erstaunt blickten sie Hans-Hubert nach, wie er über die Wiese stakste, genau auf Edy zu, der sich mit einer Forke bewaffnet an der Tür aufgestellt hatte. Auch wenn Neugier nicht zu seinen Eigenheiten zählte, so wollte er sich dieses neue Schwein offenbar auch aus der Nähe ansehen. So groß war sein Interesse allerdings nicht, dass er die silbernen Knöpfe, in denen die furchtbarsten Geräusche hin und her wogten, aus seinen Ohren genommen hätte.
    Das Wollschwein bewegte sich anders als sie, registrierte Kim, aber es schien über einen gesegneten Hunger zu verfügen. Ohne Zögern machte es sich über den Berg von Kohl und Kartoffelschalen her, den Edy auf die Wiese geschaufelt hatte. Auch den Bottich mit dem Trockenfutter ließ es nicht außer Acht.
    »Der Kerl gefällt mir nicht«, brummte Brunst missmutig vor sich hin. »Ganz und gar nicht.«
    Che blickte Kim an. »Wir müssen ihn loswerden – am besten sofort. Kannst du ihn nicht mitnehmen, wenn du mal wieder die wilden Schwarzen besuchst? Es würde schon reichen,

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