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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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Dann glitt ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht. »Was willst du hier? Ich dachte, deine Frau sei aus dem Urlaub zurück.«
    Der Mann lächelte verlegen. Er machte Anstalten, ins Haus zu kommen, doch Dörthe trat vor, um ihn nicht vorbeizulassen. Einen Moment später schloss sie die Tür hinter sich und tat einen Schritt auf die Pflastersteine auf dem Hof.
    »Dörthe, Darling«, sagte der Mann mit Schmeichlerstimme. Er strich ihr zögernd über die Wange. »Ich bin offiziell hier, sozusagen. Im Auftrag eines Mandanten …« Er verstummte. Sein Blick fiel auf den Umschlag in der Hand.
    »Dann ist deine Bedenkzeit also noch nicht zu Ende?« Dörthes Gesichtszüge versteinerten. Sie ging an dem Mann vorbei zum Zaun und blickte zu Kim herüber.
    Der Mann folgte ihr. Kim sah, dass er schwitzte. Menschen konnten das. Dicke Tropfen perlten über seine Stirn. Er hielt den Umschlag vor sich hin.
    »Ich bin nicht gekommen, um über uns zu reden – und über das … Kind.« Kim hatte Mühe, ihn zu verstehen. Er flüsterte beinahe und blickte kurz auf ihren Bauch.
    Dörthe stemmte ihre Hände in die Hüften und wandte sich um. »Du willst tatsächlich immer noch, dass ich dir ein Gutachten bringe, um zu beweisen, dass das Kind von dir ist und nicht von Munk?«
    »Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, jetzt darüber zu sprechen. Wir haben uns geliebt … aber nun … Außerdem hat Munk in seinem Testament …«
    Dörthe hob eine Hand, und Kim war sicher, dass sie zuschlagen würde, mitten in das Gesicht des Mannes, aber dann fasste sie sich und deutete auf den weißen Umschlag. »Na gut, Herr Doktor Michelfelder«, sagte sie mit völlig veränderter Stimme, »was führt Sie denn ganz offiziell an einem schönen Sonntagnachmittag hierher zu einer arbeitslosen Schauspielerin?«
    »Meinem Mandanten ist zu Ohren gekommen, dass du an einem Stück mitarbeitest, das ein gewisser Carlo May geschrieben und das möglicherweise das Leben und Wirken meines Mandanten zum Thema hat. Hier gilt es nun, auf gewisse Rechte hinzuweisen, Persönlichkeitsrechte, die zu verletzen schwerwiegende Konsequenzen haben könnte …«
    Dörthe schlug dem Mann mit der Faust gegen die Brust. »Gerald, du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du für Bornstein, diesen Scheißkerl, arbeitest?«
    Er wischte ihre Hand beiseite. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Dörthe«, stieß er hervor. »Bornstein war einer meiner ersten Klienten. Außerdem … ich würde dich gerne davor bewahren, einen schweren Fehler zu begehen. Mit einem Mann vom Kaliber Bornsteins legt man sich nicht an, und wenn es dir nur darum geht, eine gute Rolle zu bekommen … Ich habe immer noch Verbindungen, kenne den Kulturdezernenten, auch wenn ich es bei der letzten Wahl leider nicht in den Landtag geschafft habe.«
    Dörthe nahm Michelfelder den Umschlag aus den Händen und zerriss ihn. »Am besten verschwindest du jetzt, Gerald«, sagte sie bedrohlich leise. »Und richte Bornstein aus, dass wir etwas tun werden, was ihm nicht gefallen wird. Wir werden die Wahrheit auf die Bühne bringen: wie aus einem Studenten, der die Revolution im Kopf hatte, ein Schwein und Betrüger wurde!«
    Kim zuckte zusammen. Da war es schon wieder, dieses ungerechte Schimpfwort, das jeder Mensch – sogar Dörthe – leichtfertig im Munde führte.
    »Du hast es so gewollt!« Wütend schob der Mann Dörthe beiseite und eilte an ihr vorbei zu seinem schwarzen Wagen. »Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch etwas für dich tun kann!«, rief er, bevor er einstieg und mit quietschenden Reifen vom Hof fuhr.
    Kim atmete tief durch. Niemand von den anderen Schweinen hatte diesem Auftritt Michelfelders Beachtung geschenkt. Swara jedoch stand vor der Stalltür und hatte alles genau beobachtet. Kim grunzte, um Dörthes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wäre vielleicht ganz gut, wenn sie wüsste, dass mit Swara etwas nicht stimmte. Aber nun hatte sich Carlo vor Dörthe aufgebaut. Er sah gleichfalls nicht besonders glücklich aus.
    »Das war dein Lover? – Was für ein erbärmlicher Clown!«, sagte er und bückte sich, um die zerrissenen Papiere aufzusammeln. »Aber was hat der Kerl da von einem Kind gefaselt? Du bist doch nicht etwa schwanger? He, wir wollten auf große Tournee gehen. Das Stück über den Scheißkerl Bornstein soll mein Durchbruch werden. Wie soll das funktionieren, wenn du schwanger bist?« Er musterte sie und streckte seine Hand vor, als wolle er ihren Bauch berühren, zuckte jedoch

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