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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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machte sich immer gut, wenn sie sich als sensibel und ein wenig furchtsam zeigte.
    »Es war doch nur ein Mensch«, stieß Lunke voller Unverständnis hervor. »Und was habt ihr eigentlich da für einen Neuen bei euch? Dieses ewig grinsende Zottelschwein – gefällt es dir?«
    Kim zögerte, als wisse sie nicht, was für eine Antwort sie geben sollte.
    Lunke wurde ungeduldig. »Du willst mir nicht sagen, dass dir dieses komische Schwein gefällt? Wahrscheinlich ist er genauso ein Schlappschwanz wie die anderen auf der Wiese.«
    »Ja, vielleicht.« Mit Mühe konnte Kim ein Lächeln unterdrücken. Lunke war eindeutig eifersüchtig auf Bertie.
    »Also gut«, sagte er. »Ich schaue mir die beiden Leute mal an, aber du musst mitkommen. Kannst zugucken, wie ich ihnen Beine mache und sie durch den Wald jage.«
    Kim nickte. Sie hatte ohnehin vorgehabt, Lunke zu begleiten. Zum einen musste sie verhindern, dass er die beiden Männer zu sehr traktierte, zum anderen wollte sie sehen, ob es dieselben Kerle waren, die auch in der Nacht im Wald gewesen waren.
    Es war mittlerweile so dunkel, dass man nur noch Schatten und Schemen erkennen konnte. Die anderen Schweine hatten sich in den Stall verzogen. Durch das Dickicht konnte Kim sehen, dass auch Dörthe zurück ins Haus gegangen war. Sie saß im Atelier – Fetzen lauter, dröhnender Musik wehten herüber. Carlo hockte augenscheinlich in dem Zimmer über ihr, jedenfalls brannte hinter dem Fenster Licht, und manchmal war ein Schatten zu sehen, als liefe er wieder umher – wild gestikulierend, als würde er vor sich hin reden.
    »Dauert nicht mehr lange, dann muss ich zur Rotte zurück«, sagte Lunke, während sie durch den Wald trabten. »Ich muss mir eine Bache suchen – die Zeit, wenn wir uns … Nun, bald ist es so weit.«
    Kim erwiderte nichts darauf. Emma, seine Mutter, duldete keinen Widerspruch. Nicht einmal Lunke, obwohl er groß und kräftig war, konnte sich ihr widersetzen.
    Unvermittelt blieb Lunke stehen und atmete tief ein. Gleich kommt wieder ein Vorwurf, dachte Kim – dass sie nicht nett genug sei und ihn ausnutze und überhaupt …
    Lunke deutete mit dem Kopf voraus. »Da stehen sie«, flüsterte er. »Glotzen herum – blöde, stinkende Zweibeiner.«
    Kim schob sich ein Stück vor. Ja, er hatte recht. Zwei Schattengestalten hatten sich unter einem Baum postiert. Leise sprachen sie miteinander. Aber waren das die beiden Männer aus dem Wald? Sie hob ihren Rüssel – es roch widerlich nach einem süßlichen Parfüm.
    »Also gut«, raunte Lunke, noch immer ziemlich missmutig. »Dann zeige ich den beiden mal, in wessen Revier sie eingedrungen sind.« Er senkte angriffslustig den Kopf und scharrte im Boden.
    »Einen Moment!«
    »Was ist denn?«, grunzte Lunke ungehalten.
    »Lass uns erst ein wenig näher heranschleichen«, erwiderte Kim. »Ich will sehen, wer da steht.«
    Lunke schnaubte unwillig. »Ich dachte, ich sollte dir etwas bieten und einen der Zweibeiner auf die Hörner nehmen.« Er reckte seine Eckzähne empor, von denen einer, der linke, an der Spitze abgebrochen war.
    Langsam schlichen sie näher. Der Geruch wurde immer penetranter. Eine der Gestalten roch bestialisch, ganz anders als die beiden Männer, die gestern Nacht durch den Wald gelaufen waren.
    »Leise!«, zischte Kim.
    »Glaubst du, sie sind nervös?«, fragte einer der Männer.
    »Ganz recht«, erwiderte der andere zögerlich. »Wegen des Stücks, aber auch …«
    Kim erkannte die Stimme sofort; es war Michelfelder, der Dörthe wütend verlassen hatte; anscheinend war er ziemlich schnell zurückgekehrt.
    »Dieser May ist ein echter intellektueller Widerling – ein Parasit, der sich in jedem warmen Pelz einnistet«, sagte der andere. Er war es, der so ekelhaft nach Parfüm stank. »Ich will, dass der blonde Sven und Mats sich ihn vorknöpfen. Aber erst will ich wissen, ob er etwas mit der Sache zu tun haben könnte. Mit der kleinen Roten hast du doch mal was gehabt, oder? Ich hoffe für dich, dass da nichts mehr läuft. Ich verlange absolute Loyalität.« Der Mann wandte sich Michelfelder zu, und einen Moment lang konnte Kim seine Gesichtszüge erkennen. Er hatte einen zotteligen Bart und ein rundes, fettes Gesicht, das übermäßigen Fleischkonsum verriet und das sie schon einmal gesehen hatte. Nur wo?
    »Was ist denn nun?«, fragte Lunke ungehalten. »Erst schreckst du mich auf, und jetzt stehen wir hier bloß rum und gaffen.«
    »Gleich«, erwiderte Kim, ohne die Männer aus den

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