Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
Vom Netzwerk:
der nichts und niemanden schützen wird. Stattdessen sollten wir lieber darüber nachdenken, warum man Bertie umgebracht hat.
    Doktor Pik schnaufte, als würde er kaum noch Luft bekommen. Es tat ihr leid, dass er sich auf Ches Vorhaben eingelassen hatte und nun am Ende seiner Kräfte war. Brunst hatte die Augen halb gesenkt und schmatzte vor sich hin. Wahrscheinlich träumte er von frischem Brot mit Butter. Nur Cecile starrte Che an. Ihr Ringelschwänzchen hüpfte erwartungsvoll auf und ab.
    »Ich habe beschlossen«, erklärte Che, als Kim schon meinte, ein Nickerchen halten zu können, »dass wir unsere Organisation ändern. Ich ernenne Kim feierlich zum Schwein Nummer vier. Sie gehört nunmehr zu unserer ordentlichen Truppe.«
    Kim riss die Augen auf. »Was willst du damit sagen? Dass ich jetzt auch in der Erde buddeln soll wie ihr?«
    Che lächelte überheblich, so dass man seine schiefen, abgenutzten Zähne sehen konnte. Dann nickte er streng. »Ganz recht. Du bist für den nächsten Dienst eingeteilt. Schwein Nummer drei muss sich eine Weile schonen.«
    »Und du?« Kim kam auf die Beine. »Ich habe nicht gesehen, dass du auch an dem Wall gearbeitet hast.«
    Drohend zog er die Brauen zusammen. »Ich bin für die Planung und die Absicherung zuständig. Jemand muss die Aufsicht haben.«
    Kim machte einen Schritt auf Che zu. Wut ließ ihre Beine zittern. »Du bist nur faul, Che«, stieß sie hervor. »Drückst dich vor allem und führst das große Wort, aber nun ist Schluss …«
    »Noch ein Wort, Schwein Nummer vier«, raunzte Che und schob sich gleichfalls vor, »und du wirst aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen!«
    »Hehe!«, quiekte Cecile aufgeregt. »Ihr müsst euch vertragen. Es ist nicht schön, wenn ihr euch so wütend angrunzt. Und was ist eigentlich mit mir? Werde ich auch ein Schwein mit einer Nummer?«
    »Möglicherweise ist diese Wiese zu klein für Kim und mich«, zischte Che, ohne auf Cecile zu achten. »Soll sie doch zu ihrem wilden Schwarzen gehen …«
    Was hatte Bertie gesagt? Che war in sie verliebt? Nun wirkte er eher, als würde er sie abgrundtief hassen, aber vielleicht lagen diese Gefühle ja nah beieinander.
    »Vertragt euch!« Doktor Pik hatte sich mühsam auf die schwankenden Beine erhoben. Er wirkte mit einem Schlag uralt und rang so heftig nach Luft, dass man seine Worte kaum verstehen konnte. »Streit bringt uns nicht weiter …«
    Che ließ sich nur kurz ablenken. »Kim glaubt, dass sie was Besseres ist, und deshalb soll sie auch die Konsequenzen tragen.« Er stieß ihr seinen heißen, übel riechenden Atem ins Gesicht, doch sie wich keinen Schritt zurück.
    Sollte er sich verlieben, in wen er wollte – sie würde nicht klein beigeben, und wenn er auf einen Kampf aus war, konnte er ihn haben.
    Kim stellte sich in Position, und Che bohrte seine Klauen ebenfalls in die trockene Erde. Hass las sie aus seinem Blick – und noch etwas anderes: Respekt oder nein, Bedauern und Schmerz. Tat es ihm weh, dass sie sich nun so feindselig gegenüberstanden?
    Plötzlich schallte ein lauter Ruf aus dem Wald herüber. »Babe, brauchst du meine Hilfe?«
    Lunke! Er war tatsächlich in ihrer Nähe, obwohl es heller Tag war.
    Nein, wollte sie rufen, das hier schaffe ich ganz allein. Einen Moment später tauchte Edy aus dem Stall auf, wie immer mit seinen silbernen Knöpfen im Ohr. Er schaute sie gleichmütig an.
    »Na, streitet ihr euch – genauso wie die Menschen im Haus?« Laut klatschte er in die Hände und jagte sie auseinander. »Seid lieber friedlich. Gewalt ist keine Lösung. Make love not war – peace for all pigs!« Dann lachte er schallend und kehrte in den Stall zurück.

17
    Fehler, Fehler – sie hatte einen groben Fehler begangen! Dörthe hatte einmal gesagt, sie sei das klügste Schwein der Welt, und Kim war so eitel gewesen, es zu glauben. Dabei unterliefen ihr nun unentwegt Fehler. Statt sich mit Che zu streiten, hätte sie lieber richtig nachdenken sollen. Wer hatte Bertie umgebracht und warum? Und hatte dieser Täter auch den Mann im Auto und den weißhaarigen Sven auf dem Gewissen? Und wenn der Traum-Bertie mit ihr redete – warum hatte sie ihn nicht gefragt, wer ihn ins Jenseits befördert hatte? Das wäre doch das Einfachste gewesen. Stattdessen hatte sie erfahren, dass Che, dieser Idiot, angeblich seit einer Ewigkeit in sie verliebt war.
    In der Dämmerung wartete sie auf Lunke. Doktor Pik hatte sich ein wenig erholt, aber sein Zustand war weiterhin so, dass sie sich

Weitere Kostenlose Bücher