Rampensau
herüber.
»Ich kenne Sie«, sagte David Bauer und starrte Finn argwöhnisch an. »Sie heißen Finn Larsen, nicht wahr? Hatte ich nicht einmal das Vergnügen, Sie festnehmen zu dürfen?« Er hatte eine so tiefe, ehrfurchtgebietende Stimme, dass Kim erschauerte.
Finn lächelte, seine großen Schneidezähne blitzten auf. »Ganz recht – ich bin Finn. Und mit der Polizei hatte ich schon länger nichts mehr … zu tun.« Er hob die Schultern und warf Dörthe einen freundlichen Blick zu.
»Verraten Sie uns, was Sie in diese Gegend getrieben hat?« Der dunkle Polizist zog die Augenbrauen zusammen. Marcia Pölk stellte sich neben ihn, offenbar um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen.
Kim erkannte, dass auch die Menschen um ihren Rang in einer Gruppe kämpften, sie stießen sich nicht die Schnauze in die Flanke oder schoben sich brachial zur Seite, aber sie maßen sich mit Blicken und warfen sich Worte zu, was beinahe denselben Effekt hatte.
Finn senkte den Kopf. Er fühlte sich unwohl, auch weil nun die Augen der anderen auf ihn gerichtet waren.
»Ihr Vorstrafenregister ist ganz ansehnlich, wenn ich mich recht erinnere«, fuhr der Polizist fort, als Finn noch immer kein Wort sagte. »Ging es wieder um Drogen? Drei Mal wurden Sie wegen illegalen Drogenbesitzes verhaftet, dazu mehrere Fälle von Urkundenfälschung, Insolvenzverschleppung. Einmal sogar schwere Körperverletzung. Hallo, was war denn da passiert?«
Carlo schnaufte. »Hast du nicht gesagt, der Kerl sei Fotograf?«, fragte er spöttisch, an Dörthe gewandt.
»Na und?«, erwiderte sie. »Ist er doch vielleicht auch.«
»Ich habe nie mit Drogen gedealt«, verteidigte Finn sich endlich. »Das war alles für meinen privaten Konsum … steckte damals in einer privaten Krise …«
»Zwei Kilo Marihuana für den privaten Konsum?« David Bauer lachte auf.
»Außerdem ist das zwei Jahre her. Ich habe mein Leben geändert – von Grund auf.« Finn warf Dörthe einen flehenden Blick zu. »Ehrlich. Ich bin jetzt Kunstfotograf … habe Referenzen.«
Sie nickte ihm verständnisvoll zu.
»Trotzdem darf ich Sie bitten, uns auf das Präsidium zu begleiten«, sagte nun die Polizistin. »Wir würden gerne wissen, was Sie vorgestern Nacht auf der Landstraße ungefähr zwei Kilometer von hier gemacht haben. Sie sind geblitzt worden – sechzig Kilometer in der Stunde waren erlaubt, und Sie sind über hundert gefahren. Hatten es wohl besonders eilig. Warum?«
Finn hob zu einer Erwiderung an, doch Bauer unterbrach ihn. »Das ist nicht die einzige Frage, die wir haben. Deshalb schlagen wir vor, dass wir im Präsidium gemütlich Kaffee trinken und uns dabei ein wenig unterhalten. Danach bringen wir Sie hierher zurück – falls wir nicht auf weitere Ungereimtheiten stoßen.«
»In Ordnung.« Finn hob resignierend die Achseln. Er machte einen Schritt auf Dörthe zu. »Ich habe nichts getan, ehrlich. Und ich komme wieder. Unsere Nacht war wunderschön …«
Dörthe räusperte sich. »Schon gut«, sagte sie, um ihn zu unterbrechen. »Alles in Ordnung. Komm zurück, wenn die Dinge geklärt sind. Wir werden auf deinen Ballon aufpassen.«
Bauer fasste Finn am Arm und führte ihn weg. Kaum hatten die Polizisten sich umgedreht, zischte Carlo: »Was war das für ein Gerede von der wunderschönen Nacht … Habt ihr beiden etwa …?«
Dörthe erwiderte nichts. Sie schlang die Arme um sich, als wäre ihr kalt, und blickte Finn nach. Er drehte sich noch einmal um und hob kurz die Hand.
Klar, die zwei mochten sich. Kim konnte es riechen, sie hatten nebeneinander gelegen, so wie Dörthe es auch mit Munk manchmal getan hatte. Gelegentlich waren sie sogar auf den Heuboden in ihrem Stall geklettert und hatten sonderbar schmatzende Geräusche von sich gegeben.
Vor dem gelben Kabriolett blieb Marcia Pölk unvermittelt stehen, während der Polizist mit Finn zur hinteren Tür ihres Wagens weiterging. Argwöhnisch blickte sie in Dörthes Auto hinein, als hätte sie eine Ahnung, dass hier vor ein paar Stunden noch ein Toter gesessen hatte.
»He, Kim!«, quiekte eine Stimme neben ihr. Cecile schaute mit ihren runden braunen Augen zu ihr auf. »Was tust du hier? Che hat mich geschickt. Du musst uns helfen … Ohne dich schaffen wir es nicht.«
Che hatte sich neben dem kümmerlichen Erdwall aufgebaut. Er blickte über die vier Schweine hinweg, die vor ihm standen, und schien nach Worten zu suchen.
Lass gut sein, wollte Kim ihm schon zurufen. Das da ist ein armseliger Haufen Erde,
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