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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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Habe ich dir keine Manieren beigebracht?
    Aber, versuchte Kim schüchtern zu entgegnen, Lunke ist nett, viel netter als Che, auch wenn er manchmal so auftritt, als hätte er keine Kinderstube. Er beschützt mich, er hat vor nichts und niemandem Angst, und ich muss doch herausfinden, wer Bertie umgebracht hat.
    Unsinn! Ihre Mutter wurde immer größer, wuchs ins Riesenhafte. Sie war gar kein richtiges Schwein mehr, sondern ein Monstrum, das jedes Licht aussperrte. Kim duckte sich vor ihr, und dann begann ihre Mutter auch noch zu riechen – nach Rauch und Feuer, als würde sie gleich Flammen aus ihrem mächtigen Maul spucken.
    Kim spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Was war das für ein verdammter Alptraum?
    Abrupt schlug sie die Augen auf. Zuerst bemerkte sie den grellen Schein, der vom Hof herüberschien. Ein Feuer! Auf dem Hof brannte es. In einer einzigen Bewegung sprang sie auf die Beine. »Lunke – schnell! Ein Feuer!« Sie stieß ein lautes schrilles Quieken aus.
    »Was soll das?« Lunke versuchte sich an sie zu schmiegen, doch als er sich ins Leere schob, öffnete auch er die Augen.
    »Ein Feuer!«, wiederholte Kim. Sie musste auf Dörthe aufpassen. Ohne jede Angst lief sie in Richtung Gatter, während Lunke sich noch schüttelte, um wach zu werden.
    Nicht das Haus brannte, auch nicht der Stall – sondern Finns Ballon, der Korb und der Holzstoß daneben. Die Menschen hatten das Feuer zum Glück bereits bemerkt. Hektisch liefen sie umher – Carlo, Swara, Dörthe und auch Edy, der allem Anschein nach noch auf dem Hof gewesen war. Hell schlugen die Flammen zum Himmel, und nun schmeckte Kim auch den bitteren Rauch in ihrem Maul.
    »Was ist denn los?« Lunke trat neben sie. »Es war gerade so schön. Habe geträumt, wir nehmen ein ausgiebiges Suhlbad, und du warst ausnahmsweise richtig nett zu mir … Dass du dich immer um diese Menschen kümmern musst!«
    Edy hatte einen Schlauch aus dem Stall gezerrt. Dann rief er Swara zu, sie solle das Wasser anstellen. Währenddessen war Carlo ins Haus gelaufen, und Dörthe hatte sich in ihr gelbes Kabriolett gesetzt, um es auf die andere Seite des Hauses zu fahren. Nun hatte auch ein erster Baum Feuer gefangen. Wenn die Menschen nicht aufpassten, würde noch der ganze Wald in Flammen stehen. Es hatte schon seit Wochen nicht mehr geregnet. Von den anderen Schweinen ließ sich niemand blicken. Es lag auch keine Wache auf dem Erdwall.
    »Wie kann es sein, dass so ein Ballon zu brennen anfängt?«, sagte Kim vor sich hin.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Lunke. »Komm – das geht uns doch gar nichts an!«
    Im nächsten Moment erschütterte ein riesiger Knall den Boden. Eine gigantische Flamme schoss aus dem Ballon in die Höhe – wie eine riesige rot glühende Zunge, die sich dem Himmel entgegenstreckte.
    Edy warf es von den Beinen, Swara schrie auf, und Carlo kam aus dem Haus gelaufen und fuchtelte panisch mit den Händen. Er brüllte etwas von »Feuerwehr«, mehr konnte Kim nicht verstehen. Wo war Dörthe? Warum kehrte sie nicht zurück? Weil sie Angst hatte – das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Die Feuerzunge war wieder kleiner geworden, dafür stand jedoch ein zweiter Baum in Flammen. Edy hatte sich wieder aufgerichtet. Aus dem Schlauch, den er in der Hand hielt, kam nun Wasser, das zischend auf das Feuer traf. Swara war neben ihn getreten und rief ihm etwas zu.
    Wo blieb Dörthe? War sie ins Haus geflohen?
    »Komm!«, sagte Kim. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. »Wir müssen zur Straße … nachsehen.«
    »Ach, Babe«, nörgelte Lunke. »Was soll das? Machst du dir Sorgen um die Schlappschwänze? Die liegen da und schlafen ruhig …«
    Kim achtete nicht mehr auf ihn. Sie preschte durch den Wald. Immer noch war der Geschmack von Rauch auf ihrer Zunge. Hörte sie irgendwo das Geräusch eines Autos? Sie wusste es nicht genau – der Lärm des Feuers war zu laut. Der halbe Wald hatte zu knistern und zu zischen angefangen, als wäre etwas Unheimliches in ihm lebendig geworden.
    Doch dann sah sie hinter sich zwei Lichter, Scheinwerfer vermutlich, und hörte Stimmen.
    Dörthe rief etwas. Sie stand an ihrem gelben Auto. Zwei Männer umringten sie, der eine packte sie, während der andere ihr einen Sack über den Kopf stülpte.
    »Nicht!«, schrie Kim. Es war ein langer Grunzer, den jedoch niemand registrierte.
    Als der eine Mann sich umwandte, erkannte sie ihn. Es war Mats, der den weißhaarigen Toten weggeschleppt hatte. Der andere langte nach

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