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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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Dörthes Beinen und riss sie vom Boden. Dörthe versuchte sich zu wehren. Sie trat um sich und konnte sich befreien, doch im nächsten Moment fiel sie zu Boden, und Mats versetzte ihr einen heftigen Tritt an den Kopf.
    Kim hörte, wie Dörthe unter ihrem Sack aufschrie, und es zerriss ihr beinahe das Herz.
    »Lunke!«, schrie sie. »Schnell! Wir müssen helfen!«
    Mats hatte Dörthe gepackt und zerrte sie gemeinsam mit dem anderen Mann zu einem glänzenden schwarzen Kastenwagen, der ein paar Schweinslängen weiter geparkt war und dessen Scheinwerfer leuchteten. Wie ein totes Stück Fleisch warfen sie Dörthe hinten auf die Ladefläche. Mats lief um den Kastenwagen herum, dessen Motor die ganze Zeit gelaufen war, und der andere Mann rannte zum Kabriolett. Als er einstieg, erkannte Kim auch ihn. Es war Michelfelder, der Mann, der Dörthe angeblich liebte.
    »Was soll das?«, schrie sie, so laut sie konnte. »Was tut ihr da?«
    Der Motor des Kastenwagens heulte auf, bevor er auf der engen Straße drehte. Sie sah das Gesicht von Mats hinter der Frontscheibe. Verkniffen starrte er vor sich hin, als hätte er Angst, als wäre ihm das, was er da tat, selbst nicht ganz geheuer. In nächsten Moment schoss er an ihr vorbei. Nur einen Wimpernschlag später folgte das gelbe Kabriolett mit Michelfelder am Steuer. Er gab dröhnend Gas.
    »Haben die Angst vor dem Feuer?«, fragte Lunke mäßig interessiert.
    »Sie haben Dörthe entführt.« Kim konnte vor Aufregung gar nicht sprechen. »Los – wir müssen gucken, wo sie hinfahren.« Sie verpasste Lunke einen heftigen Stoß, damit er endlich kapierte, worum es ging, und begann zu rennen. Immer die schnurgerade Straße hinunter, so schnell sie konnte. Ihre Beine flogen förmlich durch die Luft. Und ihr Herz hämmerte in der Brust. Die Luft wurde ihr bald knapp, und ihre Muskeln fingen an wehzutun, aber noch hatte sie die beiden Autos vor Augen. Doch immer kleiner wurden sie, zwei Punkte, die sich rasch, viel zu rasch entfernten. Nach Lunke konnte sie sich nicht umdrehen, dann hätte sie unter Garantie das Gleichgewicht verloren.
    Weiter, sagte sie sich, sie musste weiter. Sie war Kim, das Rennschwein, nicht nur das klügste, sondern auch das schnellste Schwein der Welt.
    Dann waren die beiden Punkte plötzlich verschwunden, und Kim sackte auf der Stelle zusammen. Alles drehte sich vor ihr, so dass sie die Augen schließen musste. Sie rang nach Luft, und ihr Herz pochte so laut, als wollte es im nächsten Moment zerspringen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so angestrengt, dabei war es vergeblich gewesen. Sie hatte versagt. Dörthe und das Kind waren weg, von den beiden Männern entführt, und sie hatte es nicht verhindern können.
    Bertie, flüsterte sie vor sich hin, tut mir leid, ich habe nicht richtig aufgepasst.
    »Babe!« Lunke beugte sich mit großen Augen über sie. »Bist du tot, Babe?«
    »Blöde Frage!«, schnaufte sie, schaffte es aber nicht den Kopf zu heben, um ihn wütend anzuschauen.
    Er lächelte. »He, du bist ja richtig gerannt. Hatte fast Probleme mitzukommen.« Er schleckte ihr zärtlich über den Rüssel. »Aber es ist nicht gut, wenn sich ein kleines Hausschwein so angestrengt. Du solltest ein Bad nehmen, hinten im Waldsee … Ich werde dich begleiten und aufpassen, dass …«
    »Was bist du nur für ein Idiot!« Ihre Stimme sollte fest und vorwurfsvoll klingen, aber sie brachte nur ein atemloses Quieken heraus.
    Lunke runzelte die Stirn. Warum war er eigentlich gar nicht außer Atem? »Manchmal weiß ich gar nicht, warum ich mich noch mit dir abgebe, statt …«
    Mühsam schaffte Kim es endlich, den Kopf zu heben. Sie blickte die Straße hinunter. Da war niemand mehr. Hinten ihnen jedoch erhellte ein gelber Schein den Himmel. Das Feuer brannte also noch.
    »Wir hätten sie aufhalten müssen … Dörthe und ihr Kind … ich muss doch auf sie aufpassen.«
    Lunke grinste breit und machte erneut Anstalten, ihr über den Rüssel zu schlecken, doch sie drehte rasch den Kopf. »Wieso sollte ein Hausschwein auf einen Menschen aufpassen? Das ist doch widersinnig. Schweine sollten dafür sorgen, dass sie Spaß haben … Also, ich würde nur rennen, wenn ich wüsste, dass ich dann etwas Tolles zu fressen kriegen würde, oder um mich in den See zu stürzen. Vollen Galopp und zack hinein. Ja, das wäre eine Idee. Komm auf die Beine, Babe, und wir suhlen uns die ganze Nacht, und dann … Ich würde allen Bachen in unserer Rotte offen sagen, dass sie sich keine

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