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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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einen abschätzigen Blick zu.
    Klar werden die Schwarzen friedlich bleiben, war sie im Begriff zu erwidern, wir sind ja lediglich unterwegs, um ihnen mitzuteilen, dass einer aus ihrer Rotte von einem Menschen erschossen wurde. Stattdessen sagte sie: »Wäre mir lieb, wenn du eine Weile die Schnauze halten würdest – ich muss mich konzentrieren, um den Weg zu finden.«
    Che verzog beleidigt das Gesicht und trottete weiter ein Stück hinter ihr.
    Alle zwanzig Schweinslängen blieb Kim stehen, um ihren Rüssel in den Wind zu halten. Konnte sie irgendwo eine Spur von den wilden Schwarzen ausmachen? Nein, nichts – irgendein Tier war hier kürzlich entlanggelaufen, aber keines aus Lunkes Rotte.
    Was sollte sie Emma überhaupt sagen? Schönen guten Abend, ich möchte nur kurz mitteilen, dass Ihr Sprössling Lunke … Nein, eigentlich hieß Lunke ja Fritz. Also, dass Fritz so bald nicht mehr zur Rotte zurückkehren wird, das heißt, wenn man es genau nimmt, wird er wohl niemals mehr zurückkehren, ihn hat nämlich eine Kugel erwischt, als er sich vor mich geworfen hat, um mich zu schützen. Nun, ich hatte mir eingebildet, mich gegen vier Menschen stellen zu können, um meine Herrin zu befreien … Habe mich leider geirrt, und diesen Irrtum hat Lunke, also Fritz mit seinem Leben bezahlt. Tut mir echt leid das Ganze – und jetzt Adieu und ein schönes Leben noch …
    »Riechst du das auch?«, fragte Che. Er klang nun beinahe so piepsig wie Cecile.
    »Was soll ich riechen?« Kim blieb abrupt stehen. Che ging ihr auf die Nerven; es war keine gute Idee gewesen, ihn mitzunehmen. Er kannte sich nicht aus, und vor irgendjemandem verteidigen würde er sie auch nicht.
    »Wilde Schwarze – ganz in der Nähe!«
    Kim hob den Rüssel und kniff die Augen zusammen. Der Weg vor ihnen endete auf einer Wiese, auf der ein Rest Sonnenlicht sich aufzulösen schien. Sie roch aber nichts.
    Che neben ihr zuckte plötzlich zusammen, und einen Moment später erscholl eine schneidende Stimme. »Was wollt ihr in unserem Revier?«
    Keine zehn Schweinslängen vor ihnen tauchte die fette, majestätische Emma im hohen Gras auf – und mit ihr drei wilde Schwarze, die sie eskortierten. Sie hatten die Augen zusammengekniffen und stierten sie feindselig an.
    Kim trat einen Schritt vor. »Oh, hallo«, stammelte sie und bemerkte selbst, wie kraftlos und einfältig sie klang. Dann wusste sie zu allem Überfluss nicht mehr weiter.
    Emma senkte den Kopf. »Macht ihr beiden Hübschen einen kleinen Abendspaziergang? Wollt wohl ungestört sein, was?« Sie zeigte ihre krummen Zähne. Wenn man gutwillig war, konnte man ihr das als ein höfliches Lächeln auslegen.
    Eine der jungen Bachen stieß ein kurzes albernes Kichern aus, die anderen beiden glotzten weiter vor sich hin, wirkten allerdings so angespannt, als würden sie mit einem Angriff rechnen.
    Kim drehte sich zu Che um, der den Kopf eingezogen hatte und eine Miene machte, als überlegte er, ob er nicht augenblicklich die Flucht antreten sollte.
    »Abendspaziergang?«, wiederholte sie fragend. Dann erst begriff sie, dass Emma annahm, sie würde sich irgendwo an einem heimlichen Plätzchen mit Che vergnügen wollen. »Nein, wir … ich meine, ich wollte mit euch reden – wegen Lunke … also wegen Fritz …«
    Emma fixierte sie streng. »Wieso wegen Fritz?«, fragte sie und stieß ein furchterregendes Schnauben aus. Wurde sie wütend, weil sie bereits wusste, auf welche schreckliche Art und Weise Lunke ums Leben gekommen war?
    »Nun«, begann Kim zaghaft. »Es gibt eine Neuigkeit … nichts, das ich euch gerne mitteile, aber …«
    Plötzlich ertönte eine andere, ehrlich empörte Stimme aus dem hohen Gras. »Was macht dieser Schlappschwanz hier? Kim, wieso läufst du mit so einem Spacko durch unseren Wald?«
    Kim wurde schwindlig. Ihr knickten die Vorderläufe ein. Vage nahm sie Getrappel hinter sich wahr: Die geisterhafte Stimme hatte nicht nur sie erschreckt. Che ergriff die Flucht und preschte davon.
    Einen Moment später erhob sich ein mächtiger schwarzer Kopf über dem hohen Gras.
    Lunke grinste über das ganze Gesicht, und Kim machte vor Überraschung und Erleichterung unter sich, aber in diesem Moment registrierte sie es nicht einmal.
    »Lunke!«, schrie sie mit bebender Stimme. »Du lebst?«
    »Nein«, sagte er ungerührt, »das sieht nur so aus.«
    Mit ungelenken Bewegungen schob er sich vor. Kim starrte ihn atemlos an. Er hinkte schwer, bemerkte sie, und über dem linken Vorderlauf hatte

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