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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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herüberblickten.
    »Achtung, Schlappschwänze«, rief Lunke ihnen zu. »Jetzt zeige ich meinem Babe, was es heißt, mit dem wilden Lunke ein Bad zu nehmen.«
    Im nächsten Moment versetzte er ihr einen Stoß und preschte ins Dickicht davon.
    Kim folgte ihm. Er hinkte noch ein wenig, obwohl er sich Mühe gab, es zu verbergen, aber schnell waren sie im Wald und dann an einem Abzweig, der ins Dorf führte.
    Halt, falsche Richtung, wollte Kim ihm zurufen, aber da brüllte Lunke auch schon: »Vorher fressen wir noch ein paar Blumenzwiebeln!«
    Er wollte tatsächlich ins Dorf rennen, und das am helllichten Tag.
    Plötzlich stand Bertie auf dem Weg vor ihnen, breitbeinig, den Kopf ins Sonnenlicht gereckt, genau wie an dem Morgen vor seinem schrecklichen Tod.
    Kim hielt mitten in der Bewegung inne. Sie wusste, dass Bertie nicht wirklich da war, dass sie sich ihn nur einbildete und dass Lunke ihn nicht sah, aber sie fragte sich unwillkürlich, warum er ihr erschien. Wieso tauchte Bertie nun in ihrem Kopf auf, wo sie doch in all den letzten Tagen nicht einmal an ihn gedacht hatte? Sollte sie ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihn vergessen hatte? He, tut mir leid, wollte sie schon rufen, mich um Lunke zu kümmern hat mich wirklich vollauf beschäftigt, doch im nächsten Augenblick sah Bertie sie an und deutete mit dem Kopf in eine Richtung. Einen Moment später war er verschwunden.
    Lunke war ein paar Schweinslängen vor ihr stehen geblieben. »Was ist?«, rief er ungeduldig. »Kannst du nicht mehr? Bin ich dir zu schnell?«
    Zuerst sah sie nur einen Lichtreflex, ein mattes Schimmern, dann Turnschuhe, blaue Jeans, einen Mann, der sich bewegte.
    Kim kniff die Augen zusammen und versuchte durch die Bäume zu spähen.
    Der Mann war nicht allein, neben ihm, fast vollständig verdeckt, schritt noch jemand die schmale Teerstraße entlang.
    Waren Dörthe und Finn auf dem Weg ins Dorf?
    Nein, die zweite Gestalt war auch ein Mann; er trug blaue Stoffschuhe und eine weiße Hose. So viel war durch das Laub zu erkennen.
    »Was soll das?«, fragte Lunke unwirsch. »Warum kommst du nicht? Ich habe ein Loch im Bauch und freue mich schon die ganze Zeit auf schmackhafte Käfer und Blumenzwiebeln.«
    »Leise!«, zischte Kim ihm zu. Sie schritt vorsichtig weiter, bemüht, auf derselben Höhe wie die beiden Männer zu bleiben.
    »He!«, versuchte es Lunke erneut. »Du hast versprochen, mit mir …«
    Kim warf ihm einen bitterbösen Blick zu, der ihn tatsächlich zum Schweigen brachte.
    »Ich kann immer noch nicht an ihn denken, ohne dass mir die Tränen kommen«, sagte der eine Mann. Dumpf klang seine Stimme hinter den Bäumen hervor. Die Antwort des anderen konnte Kim nicht verstehen. »Ich habe ihn wirklich geliebt«, fuhr der erste fort. »Für ihn hätte ich alles getan – sogar einen Mord begangen. Das habe ich ihm in unserer ersten gemeinsamen Nacht gesagt – seltsam, nicht wahr?«
    »Der Weißhaarige hatte es verdient«, erklärte nun der zweite Mann.
    Beleidigt trottete Lunke neben ihr her. »Bin ich dir also doch nicht wichtig«, grummelte er. »Immer hast du etwas anderes im Kopf.«
    »Hörst du nicht?«, fragte sie ihn vorwurfsvoll. Die Bäume neben ihr standen nun so dicht, dass sie die beiden Männer nicht einmal mehr als Schemen erkennen konnte. Auch was sie sagten, bekam sie nicht mehr mit. »Die haben von einem Mord geredet.«
    »Ist mir doch egal, ob die Menschen sich gegenseitig umbringen«, erwiderte er missgestimmt.
    Kim achtete nicht mehr auf ihn, sondern trabte weiter, um die Männer neben sich nicht zu verlieren. Plötzlich meinte sie zu wissen, wohin sie gingen – gar nicht ins Dorf, sondern auf den Friedhof, dorthin, wo die Menschen ihre Toten vergruben.
    Dann musste sie innehalten. Vor ihr beschrieb die Teerstraße einen Bogen, und die Bäume hörten auf. Dort befand sich ein leerer Parkplatz, und dahinter lag eine hohe Backsteinmauer.
    »Ich komme um vor Hunger!«, stöhnte Lunke. »Weißt du nicht, dass ich noch geschwächt bin? Dass ich dringend etwas zur Stärkung brauche?«
    »Hab noch ein wenig Geduld«, murmelte Kim, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken.
    Gleich würden die Männer den Parkplatz überqueren müssen, wenn sie auf den Friedhof wollten. Sie war hier schon einmal mit Lunke gewesen und kannte die Örtlichkeiten.
    Wieder war da dieser Lichtreflex, den sie vorhin schon zwischen den Bäumen wahrgenommen hatte. Der eine Mann hatte einen Metallkoffer in der Hand, auf dem sich die Strahlen der

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