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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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Augenbrauen in die Höhe zog. »Du und dein blödes Theaterstück. Dörthe spielt nicht in deiner Liga. Sie hat Klasse, aber du bist nur ein mieser Schmierfink, der …«
    »Ich zähle«, unterbrach ihn Carlo ruhig. »Bei drei hast du den Koffer ganz brav und friedlich auf den Weg gestellt.«
    Von der winzigen Kirche aus dem Friedhof klang eine Kirchenglocke herüber. Vögel sangen keine mehr. Sie schienen zu spüren, dass etwas Bedrohliches in der Luft lag.
    »Babe«, versuchte Lunke es noch einmal. »Du solltest nun vernünftig sein …«
    Carlo begann zu zählen – sehr langsam und deutlich. »Eins …«
    Edy lächelte erneut, doch nun wirkte es gequält. Finn blickte ihn auffordernd an.
    »Zwei …«
    »Edy«, sagte Finn. »Okay, er ist ein Scheißkerl, aber vielleicht sollten wir ihm doch den Gefallen tun …«
    Noch einmal schaute Edy zu Kim herüber. Erwartete er tatsächlich, dass sie etwas unternahm? Aber offensichtlich hatte er ja das geklaute Geld geklaut, und hatte er nicht auch den weißhaarigen Sven auf dem Gewissen, weil der vermutlich auf Rupert geschossen hatte? Allerdings war es auch Edy gewesen, der sich in den letzten Wochen fast jeden Tag um sie gekümmert und ihnen ihr Fressen gebracht hatte. Das musste sie zu seinen Gunsten bedenken.
    »Drei!« Nun klang Carlos Stimme schneidender.
    Auffordernd hob und senkte sich die Pistole. Als Edy keine Anstalten machte, nach dem Koffer zu greifen, war ein Geräusch zu hören, das in Kims Ohren wie ein recht leiser Rülpser klang, wie ihn Brunst nachts im Schlaf manchmal ausstieß.
    Im nächsten Moment erblühte eine Blume aus Blut auf Edys Bein, und er sackte zusammen.
    Kim spürte heiße Wut in sich aufsteigen. Nein, sie würde es nicht zulassen, dass dem Menschen, dem sie ihr Fressen verdankte, vor ihren Augen ein Leid geschah.
    Ohne richtig nachzudenken, blickte sie sich um, riss ein hölzernes Kreuz heraus, das neben ihr in einem Flecken Erde steckte, und stürmte damit bewaffnet auf Carlo zu.
    »O nein!«, brüllte Lunke heiser. »Babe, stürz uns nicht ins Unglück!«
    Das Stück Holz lag schwer in ihrem Maul, und fast wäre sie ins Stolpern geraten, aber nur einen Atemzug später verlieh ihr eine geheime Macht ungeahnte Kräfte. Sie tat einen Sprung, das Holz vorgereckt, als wäre es ein scharfer Eckzahn, wie Lunke ihn besaß. Aus der Pistole in Carlos Hand drang ein weiterer Rülpser, der Finn ins Schwanken brachte. Er griff sich an die Brust und kippte nach hinten. Dabei stieß er einen gurgelnden Laut aus und riss das Holzkreuz mit dem freundlich lachenden Rupert darauf um.
    »Du Scheißwichser!«, schrie Edy voller Wut und Schmerz. Kim nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass er am Boden kauerte und sich das blutige Bein hielt.
    Mit einem zweiten waghalsigen Sprung war sie bei Carlo angelangt. Bevor das Kreuz in ihrem Maul ihn in seinem Unterleib traf, wandte er sich zu ihr um. Sein Mund formte ein lautloses O, und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    Dann klappte er zusammen, als hätte ihn irgendetwas in der Mitte durchgeschnitten. Er stöhnte auf und sank zur Seite. Kim wich zurück, ohne das Kreuz freizugeben, das sich tief in ihn gebohrt hatte.
    »Babe, was tust du?« Lunke tauchte neben ihr auf und stierte sie an, als wäre sie wahnsinnig geworden.
    Wo war die Pistole? War sie Carlo nicht in hohem Bogen aus der Hand geglitten? Kim schaute sich panisch um, konnte das schwarze Ding jedoch nirgendwo entdecken. Die Männer krümmten sich nun in verblüffender Eintracht am Boden. Edy hielt sich dabei an dem Metallkoffer fest, als könnte er seine Rettung bedeuten.
    »He, die kriegen Verstärkung!« Lunke stieß sie in die Seite. »Wir müssen abhauen! Sofort!«
    Kim drehte den Kopf. Sie hatte das Gefühl, keine mehr Luft zu bekommen, weil sie sich förmlich in das Holzkreuz verbissen hatte.
    Ein Mann eilte über den schmalen Weg auf sie zu. Er hatte lange graue Haare und trug ein schwarzes wehendes Gewand, das ihn beim Laufen behinderte. Ein Geruch von Feuer und alten Kräutern umgab ihn, und schrille Laute, die sich nicht zu Worten formen wollten, flogen ihm aus dem Mund, aber das war es nicht, was Kim in Bann nahm. Verwundert starrte sie auf die rechte Hand des Mannes. Als wollte er sie mit ihren eigenen Waffen bekämpfen, hielt er ihr ein braunes Holzkreuz entgegen.
    »Satan!«, schrie er, kaum dass er die schmale Rasenfläche erreicht hatte. »Weiche von uns, Satan!«
    Erst als er nur noch zwei Schritte entfernt war und sie drei andere,

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