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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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zu sagen, wo sie sich befand, wissen wollte sie den
Namen des Besitzers.
    »Besteht zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang,
Majestät?«
    »Unwahrscheinlich, aber wer weiß? Dein Fleiß wird uns
Klarheit verschaffen.«
    »Gewiß, Majestät.«
    »Ich bin entzückt. An die Arbeit!«
    Die Königin zog sich zurück.
    Niedergeschlagen, von Kopfschmerz geplagt, fragte sich
der Würdenträger, ob ihm überhaupt noch etwas anderes blieb als die Magie.
    Chenar strahlte.
    Um den älteren Sohn des Pharaos scharten sich in einem
der Empfangssäle des Palastes Dutzende von Händlern aus aller Welt. Zyprioten,
Phönizier, Ägäer, Syrer, Libanesen, Afrikaner, Orientalen mit gelber Haut und
Bleichgesichter aus den Nebeln des Nordens waren seinem Ruf gefolgt. Ägypten
unter Sethos besaß weltweite Ausstrahlung, und eine Einladung an diesen Hof
galt jedem als Ehre. Allein die Hethiter hatten niemanden entsandt, bekundeten
also auch hiermit ihre wachsende Feindseligkeit gegenüber dem Pharao und seiner
Politik.
    Für Chenar lag die Zukunft in weltweiten
Handelsbeziehungen. In den phönizischen Häfen, in Byblos, in Uggrit, liefen
bereits Schiffe aus Kreta, aus Afrika oder dem fernen Orient ein. Warum sollte
Ägypten sich der Ausweitung dieser Handelsbeziehungen widersetzen unter dem
Vorwand, seine Identität und seine Traditionen wahren zu wollen? Chenar
bewunderte seinen Vater, machte ihm aber den Vorwurf, kein Mann des
Fortschritts zu sein. An seiner Stelle hätte er längst mit der Trockenlegung
des größten Teils des Deltas begonnen und an der Mittelmeerküste zahlreiche
Handelshäfen angelegt. Aber wie seine Ahnen war auch Sethos nur auf die
Sicherheit der Zwei Länder bedacht. Wäre es nicht gescheiter, anstatt die
Verteidigungsstellungen auszubauen und die Armee auf einen Krieg vorzubereiten,
mit den Hethitern Handel zu treiben und die kriegslüsternsten zu befrieden,
indem man ihnen zu Reichtum verhalf?
    Bei seiner Thronbesteigung würde er, Chenar, erst
einmal die Gewalt abschaffen. Er haßte die Armee, die Generäle und die
Soldaten, die Engstirnigkeit dieser Haudegen, diese Machtausübung mittels roher
Gewalt. Sollte diese Macht von Dauer sein, durfte man sie so nicht einsetzen.
Über kurz oder lang würde sich ein besiegtes Volk gegen den Besatzer auflehnen
und zum Sieger werden. Bände man es hingegen ein in ein dichtgeknüpftes Netz
von Gesetzen, die die Wirtschaftsbeziehungen regeln und die nur von wenigen
verstanden und gesteuert wurden, dann wäre jeder Widerstand schnell im Keime
erstickt.
    Chenar dankte dem Schicksal, daß es ihm die Stellung
des älteren Sohnes und zukünftigen Thronfolgers beschert hatte. Dieser
hitzköpfige und ahnungslose Ramses würde ihn gewiß nicht daran hindern, seine
grandiosen Träume in die Tat umzusetzen. Ein weltweites Handelsnetz unter
zivilisierten Völkern, mit ihm als uneingeschränktem Herrscher, Bündnisse zur
Verfolgung seiner Absichten, eine Nation, die alle vereinen würde… Gab es einen
berauschenderen Plan?
    Was war schon Ägypten? Gewiß, hier würde alles
beginnen, aber bald schon die Grenzen sprengen. Der in seinen Traditionen verhaftete
Süden hatte keine Zukunft. Nach seinem Erfolg würde er, Chenar, sich in einem
lieblichen Land niederlassen und von dort aus sein Reich regieren.
    Für gewöhnlich wurden fremdländische Händler nicht bei
Hof empfangen. Durch diese Einladung unterstrich Sethos’ Nachfolger die
Bedeutung, die er ihnen zumaß. So bereitete er eine Zukunft vor, die er sich
herbeiwünschte. Sethos zu überzeugen, seinen Kurs zu ändern, würde keine
leichte Aufgabe sein, aber war ein der Maat Respekt schuldender Herrscher nicht
gehalten, sich der Notwendigkeit des Augenblicks zu beugen? Chenar traute sich
zu, für alles eine Rechtfertigung zu finden.
    Der Empfang war ein voller Erfolg. Die ausländischen
Händler versprachen Chenar die schönsten Vasen ihrer jeweiligen Handwerker als
Geschenke. Damit würde er seine im ganzen Vorderen Orient berühmte Sammlung
anreichern können. Er hätte alles gegeben für eine vollendete Vase, kunstvoll
geschwungen, in berückenden Farben! Die Freude am Besitz wurde durch die des
Betrachtens gesteigert. Die Lust, der er sich hingab, wenn er ungestört seinen
Schätzen gegenübersaß, würde ihm niemand rauben können.
    Einer seiner Zuträger trat an ihn heran, nachdem er
das herzliche Gespräch mit einem ausländischen Händler unterbrochen hatte.
    »Etwas Unangenehmes«, murmelte der Gewährsmann.
    »Welcher

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