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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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gewordenen ägyptischen Gesandten erwürgen lassen. Wenn er bedachte, daß dieser einfältige Mensch geglaubt hatte, Uriteschup wolle wirklich Frieden schließen! Nach so vielen Jahren der Geduld, so vielen Prüfungen, um endlich an die unumschränkte Macht zu gelangen…
    «Schießt sie nieder!» befahl er seinen Soldaten.

    Als die Bogen sich spannten, empfand Uriteschup ein Gefühl lebhafter Freude. Der heimtückische Hattuschili und die hochmütige Puducheba von Pfeilen durchbohrt, ihre Leichname verbrannt… Konnte es eine herrlichere Vorstellung geben?
    Doch die Pfeile blieben in den Köchern.
    «Schießt sie nieder!» wiederholte er aufgebracht.
    Da richteten die Bogen sich auf ihn.
    Verraten… man hatte ihn verraten, ihn, den neuen König!
    Deshalb waren Hattuschili, seine Gemahlin und ihre Tochter so ruhig.
    Muwatallis Bruder kam auf ihn zu.
    «Du bist unser Gefangener, Uriteschup. Ergib dich, dann wird ein Gericht über dich urteilen.»
    Er stieß einen wütenden Schrei aus und riß sein Pferd herum, daß es sich aufbäumte. Völlig überrascht, wichen die Bogenschützen zurück. Mit dem Ungestüm des
    kampfgewohnten Kriegers durchbrach der Sohn des verstorbenen Königs den Kreis, den sie um ihn gebildet hatten, und jagte der Hauptstadt zu.
    Die Pfeile pfiffen um seine Ohren, doch keiner traf ihn.

    VIERUNDVIERZIG

    URITESCHUP PRESCHTE DURCH das Löwentor, galoppierte zum Palast hinauf und trieb dabei sein Pferd zu solcher Eile an, daß es oben auf dem Burgberg, von dem der König von Hatti so gern auf sein Reich hinuntergeblickt hatte, vor Erschöpfung tot zusammenbrach.
    Der Oberste seiner Leibwache eilte herbei.
    «Was ist geschehen, Majestät?»
    «Wo befindet sich der Ägypter?»
    «In seinen Gemächern.»
    Dieses Mal gab sich Acha nicht mit einer schönen Hethiterin den Freuden der Liebe hin, sondern hatte sich in einen dicken Mantel gehüllt und trug einen langen Dolch an der Seite.
    Uriteschup ließ seinem Zorn freien Lauf.
    «Ein Hinterhalt… Es war ein Hinterhalt! Soldaten meiner eigenen Armee haben sich gegen mich erhoben!»
    «Dann mußt du fliehen», beteuerte Acha.
    Die Worte des Ägypters verblüfften den Hethiter.
    «Fliehen? Meine Armee wird dieses verfluchte Heiligtum dem Erdboden gleichmachen und alle Aufrührer niedermetzeln.»
    «Du hast keine Armee mehr.»
    «Keine Armee mehr?» wiederholte Uriteschup fassungslos.
    «Was soll das heißen?»
    «Deine Generäle erkennen die Orakel an und das, was die Götter Puducheba offenbart haben. Deshalb haben sie Hattuschili Treue gelobt. Dir sind nur noch deine Leibwache und ein oder zwei Regimenter verblieben, die nicht mehr lange standhalten werden. In den nächsten Stunden wirst du Gefangener in deinem eigenen Palast sein, bis Hattuschili unter großem Jubel hier eintreffen wird.»
    «Das ist nicht wahr, das ist nicht möglich…»
    «Beuge dich der Wirklichkeit, Uriteschup. Hattuschili hat sich nach und nach des gesamten Königreichs bemächtigt.»
    «Ich werde bis zuletzt kämpfen!»
    «Dann kannst du dich ebensogut selbst entleiben. Aber es gibt eine bessere Lösung.»
    «Sprich!»
    «Du kennst die hethitische Armee aufs beste, ihre wahren Stärken, ihre Bewaffnung, wie sie aufgebaut ist, ihre Schwächen…»
    «Gewiß, aber…»
    «Wenn du unverzüglich aufbrichst, kann ich dir helfen, Hatti zu verlassen.»
    «Und wo soll ich hingehen?»
    «Nach Ägypten.»
    Uriteschup stand wie vom Blitz gerührt da.
    «Du redest Unsinn, Acha!»
    «In welchem anderen Land wärest du vor Hattuschili sicher?
    Selbstverständlich hat dieses Recht auf Zuflucht seinen Preis, deshalb mußt du dafür, daß du mit dem Leben davonkommst, Ramses alles über die hethitische Armee erzählen.»
    «Du verlangst von mir, Verrat zu üben.»
    «Das mußt du selbst beurteilen.»
    Uriteschup hätte Acha am liebsten umgebracht. Hatte ihn dieser Ägypter nicht auf schändliche Weise für seine Ziele benutzt?
    Doch er bot ihm die einzige Möglichkeit zu überleben, zwar in Schande, aber immerhin zu überleben… Und was noch hinzukam: Er könnte Hattuschili schaden, indem er die Geheimnisse seiner Armee preisgab.
    «Ich bin damit einverstanden.»

    «Das ist der Weg der Vernunft.»
    «Begleitest du mich, Acha?»
    «Nein, ich bleibe hier.»
    «Das ist recht gewagt.»
    «Meine Mission ist noch nicht beendet. Hast du vergessen, daß ich danach strebe, mit Hatti Frieden zu schließen?»

    Kaum war die Neuigkeit von Uriteschups Flucht verkündet worden, da schlossen sich auch die

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