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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die Natur sich wieder zu regen begann, spürte Moses seine Hoffnung wachsen. Hier würde er seinen Kampf führen, welche Kräfte sich ihm auch in den Weg stellen mochten. Ramses würde begreifen müssen, daß die Hebräer ihre Freiheit begehrten und, dem göttlichen Willen folgend, danach trachteten, ein eigenständiges Volk zu bilden.
    Die kleine Familie hielt in Dörfern Rast, in denen man Reisende stets mit Wohlwollen zu empfangen pflegte, und die Art und Weise des Hebräers, sich auszudrücken, die seinen ägyptischen Ursprung verriet, machte den Umgang mit den Dorfbewohnern noch leichter. So erreichten der Hebräer, seine Frau und sein Sohn allmählich die Vororte von Pi-Ramses.
    «Einen großen Teil dieser Stadt habe ich gebaut», erzählte er Zippora.
    «Die ist ja riesig, und wie schön sie ist! Werden wir jetzt hier leben?»
    «Eine Zeitlang.»
    «Wo werden wir wohnen?»
    «Dafür wird Jahwe sorgen.»
    Sie gelangten in das Viertel der Handwerker, in dem rege Betriebsamkeit herrschte. Das Gewirr der Gassen versetzte Zippora in Erstaunen, doch sie trauerte bereits dem friedlichen Alltag in ihrer Oase nach. Überall rief oder schrie jemand; Tischler, Schneider und Sandalenmacher arbeiteten auf das emsigste, und mit Krügen voller Fleisch, gedörrtem Fisch oder Käse beladene Esel trotteten gemächlich voran.
    Hinter diesem Viertel lagen die Wohnstätten der hebräischen Ziegelmacher.

    Nichts hatte sich verändert. Moses erkannte jedes Haus wieder, hörte vertraute Gesänge und ließ Erinnerungen in sich aufsteigen, in denen Empörung und jugendliche Begeisterung sich miteinander vermischten.
    Als er auf einem kleinen Platz mit einem Brunnen in der Mitte stehenblieb, blickte ihm ein alter Ziegelmacher unverhohlen ins Gesicht.
    «Dich habe ich schon einmal wo gesehen… Aber… Das ist doch nicht möglich! Du bist ja wohl nicht der berühmte Moses?»
    «Doch, der bin ich.»
    «Wir meinten, du wärest tot.»
    «Da habt ihr euch geirrt», sagte Moses lächelnd.
    «Zu deiner Zeit sind wir hier besser behandelt worden… Wer nicht richtig arbeitet, muß sich das Stroh für seine Ziegel selber besorgen. Du hättest dagegen Einspruch erhoben. Stell dir das einmal vor: sich das Stroh selber besorgen müssen!
    Und dieses endlose Gezänk, wenn wir mehr Lohn wollen!»
    «Hast du wenigstens eine eigene Wohnung?»
    «Ich möchte gern eine größere, aber die Verwaltung läßt meinen Antrag einfach liegen. Früher, da hättest du mir geholfen.»
    «Ich werde dir helfen.»
    Der Blick des Ziegelmachers wurde mißtrauisch.
    «Bist du nicht eines Verbrechens angeklagt?»
    «Das stimmt.»
    «Es heißt, du hättest den Gemahl der Schwester des Pharaos umgebracht.»
    «Ja, einen Aufseher, der seine Leute gequält und erpreßt hat», erklärte Moses. «Es lag nicht in meiner Absicht, ihn zu töten, doch unser Streit hat ein böses Ende genommen.»
    «Dann hast du ihn also wirklich umgebracht… Aber glaube mir, ich kann es verstehen!»

    «Wärst du bereit, meiner Familie und mir für diese Nacht Obdach zu gewähren?»
    « Sei mir willkommen!»

    Sobald Moses, seine Frau und sein Sohn eingeschlafen waren, erhob sich der alte Ziegelmacher von seinem Lager und tastete sich im Dunkeln zur Tür.
    Als er sie öffnete, knarrte sie. Ängstlich verharrte der Mann eine Weile reglos. Dann schlich er hinaus, überzeugt davon, daß Moses nicht aufgewacht war.
    Wenn er den Verbrecher an die Ordnungskräfte auslieferte, würde man ihn dafür reich belohnen.
    Kaum war er einige Schritte gegangen, da packte ihn eine starke Hand und drückte ihn gegen eine Mauer.
    «Wo willst du hin, du Schurke?»
    «Ich… Mir war so heiß, ich brauche ein wenig frische Luft.»
    «Du hast doch im Sinn gehabt, den Hebräer zu verraten, nicht wahr?»
    «Nein, bestimmt nicht!»
    «Eigentlich verdientest du, daß ich dich erwürge.»
    «Laß ihn los», befahl Moses, der an der Tür des Hauses aufgetaucht war. «Er ist ein Hebräer, wie wir. Und wer bist du, daß du mir zu Hilfe kommst?»
    «Mein Name ist Aaron.»
    Der Mann war schon recht bejahrt, aber noch kräftig, und er hatte eine tiefe, klangvolle Stimme.
    «Wie hast du erfahren, daß ich hier bin?»
    «Wer würde dich in diesem Viertel nicht wiedererkennen?
    Der Rat der Alten wünscht dich zu sprechen.»

    ACHT

    BENTESCHINA, DER FÜRST von Amurru, hatte einen wunderschönen Traum: Eine junge Adlige aus Pi-Ramses, vollkommen nackt und nach Myrrhe duftend, wand sich gleich einer verliebten Liane an seinen

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