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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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wäre ethisch nicht in Ordnung, Stuckrad hatte ihn be ruhigt, dass ihm das auch fernläge, er sie nur zu Milieu studien brauche, er interviewe sie, sammle Material und werte das aus, und daraus würde er seinen Stoff »kneten«, die Personen aber bis zur Unkenntlichkeit verzerren, Haußmann vertraut ihm, ein Golem wird ihm hier nicht gebaut.
    Acht Leute, wie eine Familienaufstellung, halb im Flur, halb im Treppenhaus, halb im Mantel, halb hochgehetzt, halb da, halb noch nicht da, halb schon weg.
    – Christoph, hallo.
    Haußmann bricht das Eis, er tut freundlich, will jetzt nicht, dass alles noch unübersichtlicher wird, braucht kein Scharmützel, keinen Stress jetzt, bitte. Eben noch hatte er seine Mitte gefunden, er hatte sich und Lydia vorgestellt, das geht eigentlich leicht, andere schnattern fröhlich vor sich hin, er kann ganze Filme gleichzeitig sehen, ab einem bestimmten Alter geht das, das Ausklinken, das Überspringen, das Konstruieren von verpassten Chancen, sie idealisieren, Szenarios entwickeln, ganz schnell geht das, das wird an einem Reißbrett entworfen, skizziert, er und Lydia, der erste Kuss, zwischen Tür und Angel, »verweht, hingetuscht«, wie Judith Hermann, die mit der Nase, das im Sommerhaus, später schreibt, zuerst hingetuscht, dann »hüpft« man später »in die Kiste«, Bett also, man fummelt rum, Liegen, Hoffnung der dicken Frauen, denkt er, aber Lydia ist nicht dick, Stehen als Chance, Konturen machen, denkt er, sie knetet seinen Hodensack, wie kommt sie darauf, vielleicht denkt sie, da ist was drin, Gefühle oder so was, Sensoren, es tut weh, er windet sich ächzend, ein Laut, den sie missinterpretiert, er traut sich nicht, etwas zu sagen, sie kennt ihn nicht, sie weiß nicht, dass er der Leander Haußmann ist, wenn sie es wüsste, wenn sie Sonnen allee kennen würde, könnte er ihr sagen: Ist wie roh, eigentlich nichts drin, außer komplizierte Nerven, lass mal lieber. Dann Frühstück, dann eine Woche nicht sehen, und dann geht’s RICHTIG los, erster Urlaub (Lissabon), erster Streit, erste Tränen, erste Versöhnung, aus allen ersten Malen werden unendlich viele, dass sie zu einer Kette aus Routine gerinnen, und dann das Ende, ein Ende mit Schrecken, ein hartes ist immer besser als ein versickerndes, beide sitzen in der Bar, wo sie alle immer hingehen, Hundekehle natürlich.
    – Ich hasse dieses Lied.
    – Okay.
    – Also hör mir mal zu.
    – Ich höre immer zu.
    – Eben nicht.
    – Aber jetzt.
    – Wir können so nicht weitermachen, ich will das nicht mehr, das ist eine schlechte Basis, das ist eigentlich gar keine Basis.
    – Wovon sprichst du?
    – Von deiner dauernden Eifersucht, wie ein Affe, das weißt du ganz genau, das macht mich ganz krank, das ist Gift, du beobachtest, wie ich gehe und wo ich stehe.
    – Ja und? Sei doch froh, dass ich ein Auge auf dich werfe, ich schau dich gerne an. Das bin ich nun mal, das ist mein Naturell.
    – Ich bekomme von deiner Eifersucht Verspannungen, mir tut alles weh, du bist ja schon eifersüchtig auf meinen BH-Träger und, wenn ich den geraderücke, auf meine Finger, ich merk das doch, du bist echt notgeil, und durch deine Notgeilheit bist du auf alles eifersüchtig, so als würde dir ununterbrochen jemand etwas wegnehmen wollen, ich merke das doch, du bist ja sogar auf den Mann dahinten eifersüchtig, den du gar nicht kennst, du bist auf Nicholas Sarkozy eifersüchtig, ich hab das doch gemerkt, als
    Carla den geheiratet hat. Du bist am Ende auch auf dich selber eifersüchtig, auf deine eigenen Gedanken.
    – Ich …
    – Halt du jetzt mal die Klappe, bitte, du machst es nur noch schlimmer, ich bin nicht dein Eigentum.
    – Soll ich uns noch was zu trinken holen?
    – Genau das ist das andere Problem, das mit dem Saufen.
    – Ich bin kein Säufer.
    – Nein, du bist kein Säufer, du bist ein Trinker, das ist noch schlimmer.
    – Was ist denn der Unterschied?
    – Man besäuft sich gelegentlich, Trinken ist aber ein Beruf, du trinkst nicht zum Vergnügen, sondern als ob du dafür bezahlt würdest.
    – Du sprichst wie meine Mutter.
    – Halt jetzt die Klappe.
    – Mama.
    – Das ist eben das Perfide, wie du besoffenes Schwein alles ins Lächerliche ziehst. Haußmann schweigt, Lydia: Halt die Klappe.
    – Ich hab doch gar nichts gesagt.
    – Aber gedacht.
    – Ich hab auch nichts gedacht.
    – Ja, typisch, du hast nichts gedacht, du denkst nie was, nur immer an den nächsten Drink.
    – Bist du gar nicht durstig?
    – Durst ist ein

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