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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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würden sich verlieben, verrückte Sachen machen, verreisen, Rom vielleicht, nein, die Italiener sind ihr zu blöd, Lissabon, auch sie konstruiert sich die Tejometropole als Liebesnest, unabgesprochen, wenn beide wüssten, dass sie eine ähnliche Welle segeln, alles ginge wohl leichter, Lisboa , die Altstadt, aus den Fenstern hängt die Schmutzwäsche, überall braten sie kleine Fische auf der Straße, Sardellen, sie würden sich lieben, Haußmann würde verhüten , sexeln, wie die Afrikaner immer sagen, so hat sie das oft gehört, in ihrem Haus wohnen schwarze Blumenverkäufer, fünf in einer kleinen Wohnung, die fragen sie immer, ob sie sexeln will, sie sagt dann gar nichts, das muss als Antwort reichen, die kommen natürlich als Allerletzte dran mit dem großen M, nach Italien kommen die islamischen Länder und dann Afrika, das wird sie aber nicht mehr erleben, vielleicht 2150, Haußmann und sie in dieser kleinen Pension in der Altstadt von Lissabon, das Zimmer, Fenster offen, am Morgen kräht ein Hahn, sie haben es gemacht, ihr erstes Mal, richtig, hat sich ihre Geduld und ihre Unbeugsamkeit gegen das Drängen der Männer gelohnt, Schubal, der arme Irre, er tut ihr auch leid, aber sie kann ihm keine Mutter sein, ihm die Schuhe zubinden, ihn abputzen, ihn trösten, sie hat selbst so viel geweint, ihre Mutter hat immer nur gelacht, über alles gelacht, Sorgen verlacht, ihre Pubertät verlacht, ihren ersten Freund ausgelacht, ihre Leistungen, selbst die schlechten in der Schule, vergackert, sie hat sich immer gefragt, was in ihrer Mutter vorgeht, was denn so lustig sei an ihr, soll jetzt Schubal froh sein, dass sie nicht gelacht hat, andererseits, wer weiß, vielleicht hat sie was falsch gemacht, sie weiß so wenig, Schubals Reaktion in der Nacht, vielleicht war das eine Art transzendentes Verlieren, nichts kann mehr gehalten werden, alles entspannt, gelöst, alles fließt, alle Schleusen offen, alles kommt, überall. Und da plötzlich bekommt sie einen gewaltigen Schrecken, eben hing sie noch im Mitleid, jetzt sieht sie seine Füße, nicht Schubals, Haußmanns, sie sind klein, richtig klein, das ist entsetzlich, wie soll das gehen, er ist größer als sie, hat aber kleinere Füße, sie sieht sich, sie und ihn von unten, in der Pension in Lissabon, unten ragen ihrer beider Füße aus dem pistaziengrünen Wollüberwurf der dünnen Synthetikbettdecke, weil das Bett zu kurz ist, und das ist kein schönes Bild, diese zarten Puppenfüße, sie kommt sich so grob vor, sie kann ihm das nicht antun, er versucht seine Füße zu verstecken, sie hat zu allem Überfluss auch noch ihre Zehen lackiert, grellrot, signalrot, hier sind wir, und wir sind zehn, Frauenpower für Powerfrauen, und daneben liegen die zwei kleinen Männerfüße, das ist so entsetzlich, und sie versucht, ihrerseits ihre Powerfüße ebenfalls in die Bettdecke einzuwickeln, ein Gerangel jetzt, der Streit, unten beginnt der Kampf der Geschlechter, zwischen den Füßen, die sich im Grün des Überwurfs verrangeln, die Scham beginnt von unten, sie wird sich nach oben vorarbeiten, quasi den umgekehrten Weg des Matriarchats, ein ganz schlechter Gedanke, buchstäblich steht ihre Freundschaft auf einem etwas sehr wackligen Fundament, jetzt wird ihr auch langsam klar, warum sich Haußmann ziert, seine Socken auszuziehen, vollkommen nackt ansonsten, aber Socken anbehalten, wie sieht denn das aus, wie einer, der schnell friert, und zögerlich zieht er sie dann doch aus, als sie auf sie deutet, viel zu große Socken, vorn hängt ein überlappender Stauraum, das stellt sie sich alles vor, eine Panik wandelt sie an, sie muss das hämische Bild verscheuchen, es darf nicht so weit kommen, doch, es soll in Lissabon bleiben, das Bild, ihre Freundschaft, im kleinen Zimmer, sie will sich ihm auch »hingeben«, sich ihm opfern, aber vielleicht gibt es einen geheimen Schalter irgendwo, mit dem man die Füße, seine Füße ausschalten kann, auf keinen Fall darf sie, bevor sie fahren, ihre Nägel lackieren, das ist schon mal sicher, das entmannt ihn, »geht weg, Füße«, denkt sie, jemand soll etwas vorschlagen, es muss jetzt hier etwas geschehen. Aber es geschieht ja etwas, unablässig passiert etwas, viele Mikroschauplätze, inmitten einer amorphen Masse.
    Schlingensief und Aska streiten, Frau Armatage verlangt von Schubal einen Ausweis zu sehen, anders könne sie ihm das Geld nicht aushändigen, Schlingensief schaut sich das scheel von der Seite an, während er den klickend

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