RAND DER DUNKLEN (EDGE T-FLAC/PSI) (German Edition)
der Stiftung übertragen. Die trauernde Witwe leitet die Stiftung, ergo hat sie die finanzielle Kontrolle. «
»Ergo?« Duncan schüttelte den Kopf. Stellvertretend für Serena war er bereits wütend genug, weil Campbells Söhne sie ständig vor Gericht zerrten, um das Testament ihres Vaters anzufechten oder die Ehe annullieren zu lassen. Sie hatten einen unheimlichen Pressewirbel veranstaltet, und jeder weitere Auftritt vor Gericht zog tags darauf eine neue, schlüpfrige Schlagzeile nach sich, die Serena als geldgierige Opportunistin darstellte.
Trey zuckte die Schultern. »Die machen ihr die Hölle heiß und bringen sie bei jeder möglichen Gelegenheit vor Gericht. «
Und sie genossen es offensichtlich, sie öffentlich in den Schmutz zu ziehen. Mistkerle, dachte Duncan und nippte an seinem Bier. Er erwog, den Campbell-Brüdern mal einen Besuch abzustatten, aber es ging ihn ja nichts an. Und da er Serena kannte, wusste er, sie würde stinksauer auf ihn sein, wenn er sich in ihr Leben einmischte. Er verwarf seinen fehlgeleiteten Ärger und konzentrierte sich wieder auf die Situation im Rat.
»Möchtest du dieses Amt im Rat eigentlich wirklich, Trey? Oder ist das nur ein weiteres Spielchen für dich? «
Sein Freund zog eine Augenbraue hoch. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn es so wäre? «
»Ich werde versuchen zu gewinnen. «
»Wie steht's mit Serena? « Treys Lächeln erreichte seine Augen nicht. Duncan hatte diesen Blick schon früher gesehen, viele Male, auf dem Fußballfeld, auf der Eislaufbahn, über ein Tennisnetz hinweg - und als Trey und Serena Hand in Hand in Duncans Lieblingsrestaurant in Florenz hereinspaziert waren. Manchmal ging es einfach nur ums Gewinnen.
»Was soll mit ihr sein? «, fragte Duncan und schob sein Glas im Kondenswasser herum, das sich auf der schwarzen Marmorplatte gebildet hatte. Der Gedanke an Trey, wie er Serenas »sexy Körper« betatschte, stieß ihn definitiv stärker ab als der an ihren über achtzigjährigen Ehemann, der das Gleiche tat.
»Sie ist nicht ausgestiegen«, erklärte er. »Jetzt ist es zu spät. Sie ist dabei, genau wie wir. Es kann nur einen Sieger geben. «
»Dann wiederhole ich es noch mal. Möge der beste Mann gewinnen. «
»Und was ist mit der besten Frau? «
»Sei nicht so begriffsstutzig, Edge. Sie wurde als Platzhalter nominiert. Der Rat braucht drei Kandidaten. Das hier läuft zwischen dir und mir, Kumpel. Nur zwischen dir und min«
Serena zitterte, als sie zügig durch den langen Gang des Gebäudes marschierte, das in Amerika vermutlich schon vor zehn, wahrscheinlich sogar schon vor zwanzig Jahren zum Abriss freigegeben worden wäre. Obwohl sie drinnen war, trug sie einen dicken Anorak, gefütterte Hosen und schwere Handschuhe. Trotzdem war ihr kalt. So kalt, dass ihre Nase sich taub anfühlte und Atemwölkchen aufstiegen.
Die Gruppe von Spitzenwissenschaftlern, die gemeinsam die Ideenfabrik der Stiftung bildeten, lebten und arbeiteten in dieser alten, verlassenen Aluminiumfabrik im winzigen Staat Schpotistan an der Nordspitze Sibiriens. Das dreistöckige Gebäude war von den Ingenieuren der Stiftung so gut wie möglich instand gesetzt worden, dennoch hatte Serena einen Zauber benutzt, um sicherzugehen, dass die Decke oben und die Stockwerke ganz blieben und die Wände nicht zusammenbrachen. Sie hatte wirklich alles Erdenkliche getan, um zu gewährleisten, dass ihre Leute so sicher und bequem untergebracht waren, wie es ihr in dieser unwirtlichen und provisorischen Unterkunft nur möglich war 一 ohne dabei ihre Fähigkeiten als Zauberin preiszugeben.
Sie hatte die gesamte Expertenkommission aus gutem Grund in dieser Einrichtung an einem der kältesten Orte auf der ganzen Welt zusammengeführt. Wenn dieses Projekt in Sibirien realisierbar war, dann war es das überall. Sie hatte sogar Leute von anderen Vorhaben abgezogen, um das Projekt zu beschleunigen. Nicht dass sich irgendjemand darüber beschwerte. Trotz der Kälte und der Einsamkeit der Anlage fieberte jeder darauf hin, dieses innovative und möglicherweise lebensverändernde Experiment funktionieren zu sehen.
Sie schob sich durch das letzte Paar Doppeltüren hindurch und wurde von einem Schwall warmer Luft begrüßt. »Joanna?«
In den Korridoren war es eiskalt, aber die Arbeitsbereiche waren dank der Propanheizgeräte angenehm warm und gemütlich. Bei ihrer Ankunft hatten sie zunächst Generatoren benutzt, aber diese waren schon in der ersten Nacht gestohlen worden und das,
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