RAND DER DUNKLEN (EDGE T-FLAC/PSI) (German Edition)
keinen Sinn.
Aber er würde die Antwort bald herausfinden.
Er hatte noch nie zuvor die Muße gehabt, Serena so zu betrachten. Ihre Haut war ebenmäßig wie die eines Kindes. Ihre Sommersprossen verteilten sich reizend über ihre kecke Nase und die Wangenknochen. Sie war ihm seit so langer Zeit auf die Nerven gegangen, dass es merkwürdig war, wenn er sich einen Moment lang die Blöße gab und es genoss, sie einfach nur zu betrachten . Seine Brust füllte sich mit überwältigendem Verlangen. Immer noch. Nach all diesen Jahren. Er hatte sie schon immer begehrt. Aber so stark diese Anziehung auch gewesen war, hatte er doch immer gewusst, dass er ihr nie nachgeben durfte.
Eine emotionale Bindung war für ihn nie infrage gekommen. Duncan hatte das seit seiner Kindheit gewusst. Er kannte den Fluch und dessen Folgen in allen Einzelheiten, sodass er nie darüber nachdenken musste.
Es war einfach so.
Im Laufe der Jahre hatte er Serena beobachtet, wie sie von einem schlaksigen kleinen Mädchen zu einer schönen jungen Frau herangewachsen war. Jedes Jahr war es schwieriger geworden, die Anziehungskraft zu ignorieren, die von ihr ausging. Obwohl er wusste, dass eine Beziehung zwischen ihnen beiden unklug, ja, regelrecht gefährlich war, war es ihm bereits schwergefallen, Serena zu widerstehen, als sie noch Teenager gewesen waren.
Aber jetzt...
Er musste ihr widerstehen. Es hatte sich nichts geändert.
Aber Gott im Himmel, er begehrte sie so sehr.
Er verdurstete, und sie war ein ruhiger, kühler Brunnen.
Duncan streichelte ihr mit den Fingern sachte über die warme Wange. So weich. Sie war so zerbrechlich und gleichzeitig auch so verdammt stark. Wenn er ihre frauliche Silhouette unter der Bettdecke betrachtete, fiel es ihm schwer, ihren schlafenden Körper mit der überlebensgroßen Persönlichkeit zu vergleichen, die sie im wachen Zustand war. Sie würde es hassen, zu wissen, wie verletzlich sie aussah, wenn sie schlief. Sie würde es hassen, dachte Duncan ironisch und schlüpfte in seinen Anorak zurück, wirklich hassen, zu wissen, dass sie schnarchte.
Mit einem Grinsen teleportierte er sich zurück nach Schpotistan und in die Vladimirskaya Straße, um sich ein wenig mit den bösen Jungs zu unterhalten.
Sieben
J oanna hörte nur mit einem halben Ohr bei den Gesprächen nach dem Abendessen zu . Macht schneller , Leute, dachte sie mit größer werdender Panik . Das Leben meines Sohnes hängt davon ab, ob wir das Problem hier lösen können. Und zwar jetzt!
Casey musste völlig verängstigt sein. Ich werde diesen Bastarden geben, was sie wollen, Schätzchen. Mama holt dich wieder nach Hause. Schon bald.
Bitte, lieber Gott. Lass es bald sein.
»Man könnte Methoden zur Drucksteigerung benutzen, um die Effektivität zu steigern«, schlug Dr. Stuart Menzies vor und fuhr sich mit den Fingern durch die hellen, zerzausten Haare über seinem linken Ohr. Die gelb-weißen Strähnen standen in alle Richtungen ab, weil er beim Reden ständig daran herumzog.
Wie jeden Abend nach dem Essen versammelten sich die Wissenschaftler um den mit Junkfood beladenen Couchtisch im Gemeinschaftsraum. Serena hatte dafür gesorgt, dass die Mahlzeiten in dieser Einrichtung erstklassig und reichlich vorhanden waren, aber allein der Gedanke an Essen drehte Joanna den Magen um, so gestresst war sie. Die Aussicht, auch noch nutzlose Tischgespräche führen zu müssen, machte alles noch schlimmer. Deshalb hatte sie so lange an ihrem Computer gearbeitet, bis die Essensglocke läutete, dann schlüpfte sie in die Küche und backte einen Zimtkuchen. Der Lieblings Kuchen ihres Sohnes.
Trotz des kalten Wetters draußen war der Aufenthaltsraum dank der beiden Heizgeräte angenehm warm. Der Duft von starkem Kaffee und Zimt hing in der Luft, aber Joanna fand in den vertrauten Gerüchen keinen Trost. Sie ließ sich vom Klang der Stimmen der anderen Teammitglieder einlullen und fragte sich wohl zum tausendsten Mal, ob sie Serena erzählen sollte, wie dringend jemand die Technologie der Heizdecke stehlen wollte.
Ihr Magen verkrampfte sich, und ihr Herz raste.
Nein.
Sie würde Caseys Leben nie aufs Spiel setzen.
Nicht für Geld. Nicht für irgendetwas.
Aber wie lange würden ihn seine Kidnapper am Leben lassen? Sie brauchten auch eine Energiequelle für die Heizdecke, genau wie die anderen. Die Idee war brillant und hatte wahrlich das Potential, die Welt zu retten. Aber sie wollte ihren Sohn zurückhaben. Joanna war voller Angst, dass das Einzige,
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