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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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ihn mich nicht behalten?«
    Lysistrata murmelte nach kurzem Schweigen: »Ob du bei Mr. Harley bleibst oder gehst, ist deine Entscheidung und die deiner Mutter.«
    Kurz nach dem Morgengrauen sah Lysistrata, daß Harleys Bettzeug feucht und seine Farbe intensiver war. Er bewegte sich leicht, als sie seine Stirn und seinen Puls fühlte. »Was fühlen Sie?« fragte Sein ängstlich.
    Wie das Unbeschreibliche beschreiben? Das Rütteln eines schwebenden Falken, sein Aufstreben zum Himmel? »Seinen Herzschlag«, sagte Lysistrata. »Er wird leben.«
    Sein fiel zu Boden, krallte sich in das Bett und seufzte dann laut: »Er nicht sterben, ihr dummen Nats! Er zu klug für euch!«
    Harley schlug bei dem plötzlichen Geräusch die Augen auf. Allmählich erkannten sie Lysistratas Gesicht und verengten sich dann in einer Wut, die sie nie für möglich gehalten hatte. »Du Närrin!« flüsterte er heiser. »Raus hier, verdammt!«
    Lysistratas Freude explodierte wie unter dem Schuß eines Jägers. Die Wucht schien ihren Schädel zu sprengen. Betäubt vor Schmerz stand sie kurz da und floh dann. Hinter ihr füllten sich Seins Mandelaugen mit Mitleid und Triumph.
    Lysistrata rannte nicht weit. Sie war zu müde. Als sie die Hauptstraße zum Quartier erreicht hatte, wankte sie nur noch. Er hat recht, dachte sie, ich bin eine Närrin. Aber besser das, als ihn tot zu sehen. Sie sackte gegen eine Wand. Vielleicht bin ich noch immer eine Närrin. Was macht's schon, bei ihm zu bleiben.
    Als Lysistrata schließlich Queen Anne's erreichte, ging sie direkt zu Harrys Pritsche. Er hatte die Krise überstanden und befand sich in besserem Zustand als Harley. Müde zauste sic sein Haar. »Wie geht's Queen Vicky's Jungen?«
    »Ausgewrungen«, murmelte er mit einem schwachen Grinsen. »Denke, ich werde eine Woche lang auf der Nase liegen.«
    »Noch viel länger, wenn Sie nicht ruhig liegenbleiben. Ihr Herz ist stark beansprucht worden.« Sie schwieg und fügte dann hinzu: »Tut mir leid, daß ich nicht hier war, Harry.«
    »Sie hätten wohl nicht viel tun können.« Er drehte den Kopf leicht auf dem Kissen. »Lighter sagt, Harley hätte mich hergebracht.«
    »Ja. Er ist auch krank.«
    Er musterte ihr Gesicht. »Waren Sie dort?«
    Sie lächelte. »Eine seiner Geliebten hatte ihm Opium gegeben. Ist ein Wunder, daß er noch lebt.«
    Er nahm ihre Hand. »Tut mir leid, Lysistrata.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er warnte mich. Er warnte mich vor vielen Dingen, aber ich wollte nicht hören.« Sie drückte seine Hand fester und lächelte ihn an. »Sie sollten besser ausruhen. Ich sehe nach Ihnen, bevor ich gehe.«
    Lighter schrieb an seinem Schreibtisch, als Lysistrata eintrat. Er blickte auf. »Nun, wie geht's ihm?«
    »Er wird gesund werden.« Sie erzählte von dem Opium.
    »Guter Gott, in der eigenen Falle gefangen zu werden!« Er beugte sich vor und öffnete seinen Humidor. »Lysistrata, mein Mädchen, nehmen Sie eine Zigarre.«
    »Nein, danke«, erwiderte sie ohne Groll. »Was ich wirklich möchte ist, daß Sie Ihr Amt niederlegen.«
    Der Blitz zerschlug nicht die Decke, als sie ihm erzählte, warum, und ihm weitere Vorschläge machte, aber natürlich legte er sein Amt nicht nieder. Zweiundvierzig Stunden später jedoch brachten zwölf Kulis auf Kosten der verschiedenen Besitzer mehrere Tonnen Holz, Reis und Seide zu den jeweiligen Lagerhäusern, wo sie wie Riesenschweine in Schlamm und Regen abgesetzt wurden.
    Eines Morgens, sechs Tage später, ließ der Monsun mehrere Stunden nach. Als die Sonne fast durch die dunklen Wolken brach, klopfte Masjid an die Schlafzimmertür seiner Mistreß. Lysistrata, erschöpft durch das Erlebnis mit Harley, wochenlange Überarbeitung und heftigen Streit mit der Krankenhausverwaltung über Rassenpolitik, schlief tief. Benommen kam sie zur Tür. »Was ist?«
    »Ein Mann war hier, um ein Pferd zurückzubringen.«
    Sie war sofort alarmiert. »Nimm das Pferd und danke dem Herrn, aber sag ihm, ich sei nicht daheim.«
    Es herrschte Stille. »Er ist fort, aber vielleicht sollten Sie das Tier sehen, Mem.«
    Sie warf einen Morgenmantel über und riß die Tür auf. »Stimmt etwas mit Marian nicht?«
    »Nicht doch«, erwiderte er schnell. »Das heißt... vielleicht sollte ich sagen, daß das Pferd nicht Marian ist.«
    Sie stürmte die Treppe hinunter. »Dieser verdammte Bastard! Ich will meine Marian!« Noch schreiend, riß sie die Eingangstür auf. Nur um ein erschrecktes Wiehern zu hören, als ein Traum von Pferd scheute. Der

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