rank und schlank und rattenscharf
mehrmals den Fahrpreis aus und kommt jedes Mal auf den gleichen Preis von 60,- Euro. Jetzt schaue ich ihn misstrauisch an. „Mein lieber Mann, das ist aber eine Stange Geld. Und Sie nehmen uns beide mit?“ — „Si.“ — Er hat nur noch Eurozeichen in seinen Augen. „Na, dann wollen wir mal, 60,- Euro sind OK.“ — Er zeigt, ich solle Kira in den Kofferraum sperren. — „Wie bitte?“ — In den Kofferraum! Seit wann kommen denn Fahrgäste in den Kofferraum? — Ich weise das entschieden zurück, auf gar keinen Fall. Entweder fahren wir beide im Auto oder gar nicht. Ich zeige auf Kiras Decke an meinem Rucksack, die würde ich auf den Sitz legen, und er willigt ein. Wir nehmen beide auf dem Rücksitz Platz, meinen Rucksack und Pilgerstab lege ich in den Kofferraum. Die Fahrt geht los.
Zuerst fahren wir durch die belebte Innenstadt, bis wir nach einiger Zeit auf die Autobahn einbiegen. Ich schaue die ganze Zeit träumend aus dem Fenster, Kira liegt absolut ruhig an meiner Seite und hat ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt. Da hinten verläuft, abseits der Autobahn, der Jakobsweg und ich erspare mir drei Tage weitere Quälereien. Nach gar nicht allzu langer Zeit verlassen wir schon wieder die Autobahn. Es geht auf einer breiten, menschenleeren Landstraße weiter. Plötzlich scheint es ein Problem zu geben. Wir werden langsamer und auf einmal stoppt das Taxi abrupt vor einer großen, leeren Kreuzung. — Was ist denn jetzt los? Hier kommt doch keiner. Warum warten wir hier? Mal abwarten was passiert. Bis hierher war er wohl noch nie, vermute ich mal, deshalb stehen wir jetzt an dieser Kreuzung. Er wirft einen suchenden Blick auf seine Karte, dann schaut er nach rechts und links. Wieder studiert er die Karte, liest laut die Verkehrsschilder die vor uns stehen. Mich braucht der nicht zu fragen, ich habe keine Ahnung, wo wir hier sind.
Wir überqueren die Kreuzung und fahren weiter geradeaus. Nach kurzer Fahrt tritt er wieder auf die Bremse und bleibt am Straßenrand vor der nächsten Kreuzung stehen. Ein erneuter Blick auf seine Karte, dann wieder auf die Schilder. Ich sage nichts, blicke geradeaus, auch mal nach rechts, dann nach links. Er dreht sich zu mir um und meint, ob ich eine Karte dabei habe? Ich reiche ihm meine Karte herüber, die ich in der Touristeninformation bekommen habe. Darauf sind nur größere Orte und der Verlauf des Jakobswegs eingezeichnet, aber keine Straßen. Mit meiner Karte kann er nichts anfangen, das habe ich mir gedacht. Wir fahren weiter und keine zwei Minuten später sehe ich im vorbeifahren urplötzlich das Schild mit der Jakobsmuschel. Ich tippe ihm heftig auf die Schulter und zeige ihm, er soll sofort anhalten. Der schaut mich völlig überrascht an und weiß gar nicht, was los ist. „Wo sind wir?“ — „Das weiß ich auch nicht.“ — Wir verlassen das Auto und ich räume meine Sachen an den Straßenrand. Ich zeige mit meinem Pilgerstab auf die Jakobsmuschel. Kira binde ich an einen Pfahl und bezahle den ausgehandelten Preis. Ich weiß nicht, wie weit wir noch von Frómista entfernt sind, aber das ist mir im Moment völlig egal. Da habe ich aber einen Pannemann von Taxifahrer erwischt. Kaum haben wir das Auto verlassen, fängt er sofort an, den Rücksitz abzubürsten. Kira hat doch auf ihrer Decke gelegen, da ist doch gar nichts dran! So ein Blödmann, da ist er aber sehr penibel, er sollte lieber eine gescheite Karte im Auto haben!
Wir laufen wieder auf dem Jakobsweg. Es geht schon nach einigen hundert Metern steil bergauf. Von weitem konnte ich schon den Anstieg erkennen, der auf uns wartete. Immer wieder muss ich stehen bleiben, verschnaufen, ständig große Mengen Wasser trinken. Ich stütze mich bei jeder Pause auf meinen Pilgerstab und blicke zurück. Hinter uns liegt ein Castell auf einem Berg und langsam entfernen wir uns von dem Punkt, an dem wir vorhin aus dem Taxi gestiegen sind. Von hier oben hat man einen weiten Blick ins Umland, auch über die Strecke, die wir nicht gelaufen sind. Mit viel Mühe erreichen wir das
Plateau, wo wir von überquellenden Mülleimern begrüßt werden. So eine wunderschöne Aussicht, und dann so viel herumfliegender Müll!
- Wo so viele Pilger unterwegs sind, fällt auch jede Menge Müll an. Hier oben müsste die Kommune die Mülleimer regelmäßig leeren.
Ein Pilger bricht gerade auf, als wir ankommen, und mehr als ein Buen Camino ist nicht drin. Ich mache hier auch eine längere Pause, bevor ich den Berg wieder herunter
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