rank und schlank und rattenscharf
laufen?“ — „Nein, ich werde heute Nacht hier oben in dieser Herberge bleiben. Und Ihr?“ — „Wir laufen gleich weiter, wir haben Zelte dabei und wollen oben in den Bergen übernachten.“ — Ich trinke einige Flaschen Wasser, denke dabei an Kamele, die auch Vorräte bunkern und nehme noch einige Plastikflaschen mit. Es ist jetzt kurz nach 16.00 Uhr und wir werden uns wieder aufmachen.
Gestärkt und erholt laufen wir bei schönstem Sonnenschein gipfelwärts. Natürlich geht es ständig bergauf, das haben Berge nun mal so an sich, aber irgendwann muss man auch mal oben sein. Wir kommen an ein großes Steinmassiv. Auf einem der Steine steht eine mannsgroße Marienfigur. In diesem Moment fliegen mehrere große Gänsegeier majestätisch an uns vorüber und ich bin schwer beeindruckt von ihren Flugkünsten. Ich schaue ihnen fasziniert hinterher. „Willi, guck mal, ist das nicht klasse?“ — „Hast Du mal gesehen was da ankommt? Burghard, dreh Dich mal um, schau mal nach hinten!“ — Ich drehe mich um und blicke vor eine riesige schwarze Wand. — „Das kann doch nicht wahr sein! Wo kommt die denn her? Die war doch gerade noch nicht da!“ — Ich spüre, da kommt nichts Gutes auf uns zu. Von jetzt auf gleich ein Gewitter, ohne Vorankündigung? So etwas habe ich vorher noch nie erlebt! Mein Gott, wo kommt denn diese schwarze Wand so plötzlich her? Hilfe! — „Was sollen wir machen, Willi?“ schreie ich. „Wir müssen sehen, dass wir so schnell wie möglich unsere Zelte aufbauen.“ Weglaufen geht jetzt nicht mehr. Der nächste Berghof ist zwar in Sichtweite, aber viel zu weit weg, um ihn noch zu erreichen. „Na dann los!“
Vor uns liegt eine tennisplatzgroße Vertiefung. „Willi, sollen wir die Zelte dort aufbauen, dort sind wir windgeschützt!“ — Ich würde mein Zelt da aufbauen. Willi ist da ganz anderer Meinung: „Bloß nicht. Dort wird sich bei Regen jede Menge Wasser sammeln und wir saufen da ab!“ — Da wird er Recht haben. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Wir rennen mit den schweren Rucksäcken so schnell es geht und bauen unsere Zelte neben dem Felsgebilde auf, wo die Mutter Gottes steht, direkt vor einem Abgrund. Es fängt sofort heftig an zu regnen. Klasse! Alles muss jetzt schnell gehen. Aber hier geht nichts mehr. Noch nicht mal ein Baum, an dem ich Kira festbinden könnte. Da wir aus Gewichtsgründen natürlich keinen Hammer mitgenommen haben, drücken wir die Heringe mit den Händen in den steinigen Boden. Es regnet mittlerweile in Strömen. Über meine Brillengläser laufen unaufhörlich Regentropfen. Ich erkenne nichts mehr, mir kommt es vor, als stünde ich mit Brille unter der Dusche.
Ich wickle die Leine um einen Stein, das hält natürlich nicht, weil Kira aufgeregt hin und her läuft. Sie ist sofort wieder los. Kira ist genau so aufgeregt wie Willi und ich. Wir sind fast gleichzeitig mit dem Zeltaufbau fertig und ich schicke Kira, deren Fell völlig durchnässt ist, hinein. Ich schmeiße ihr meinen schweren Rucksack hinterher und krieche wie von allen guten Geistern verlassen kopfüber ins Zelt.
Hauptsache erst einmal raus aus dem Regen. — Aber das war ein fataler Fehler. Ich liege genau verkehrt herum im Zelt. Willi hat ein Iglu-Zelt. Mein Zelt ist dagegen 230 cm lang, flach, an der höchsten Stelle 80 cm und am Fußende gerade mal 30 cm hoch. Ich liege Kopf voran, also falsch herum.
Es schüttet seit Minuten wie aus Kübeln. Kira liegt am Fußende und ich liege immer noch falsch herum im Zelt. Es ist innerhalb von Minuten stockdunkel geworden und ich erkenne nichts mehr. In wenigen Sekunden wurde es finstere Nacht und ich bin völlig orientierungslos in meinem engen Schlauch aus Zeltplane. Der Reißverschluss meines Zeltes ist noch offen und die Plane flattert hin und her.
Plötzlich knistert es. Ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft, es riecht nach Schwefel. Ich spüre, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. Und da ist es auch schon: Es gibt einen wahnsinnig lauten Knall, ein grelles Licht, trotz geschlossener Augen, grell wie ein Feuerball. Blitz und Donner sind eins! Ich zucke zusammen. Sind wir getroffen worden? — Darüber kann ich im Moment nicht weiter nachdenken, denn Kira gerät in Panik. Sie will sofort aus dem noch offenen Zelt flüchten. Ich habe Glück und bekomme ihr nasses Fell gerade noch zu fassen und kann sie zu Boden reißen. „Bleib hier“ schreie ich, „wo willst Du denn hin?“ — Ich kann ihre Angst verstehen. Mir geht es
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