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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Er hat auch mit dem Mann geredet, der früher die Postagentur betrieb, und mit ein paar Bootseignern. Man braucht ein Boot, um Lebensmittel nach Rousay zu bringen, und der Briefträger kommt mit seinem eigenen Kahn. Cuchullain hatte keinerlei Kontakte zu den Einheimischen, war Selbstversorger. Damals wurde viel geredet, weil im Zabriskie House ein ständiges Kommen und Gehen war, junge Frauen ohne BH, Männer mit Bart und langen Haaren.« »Den Einheimischen muss das ja furchtbar unangenehm gewesen sein.«
    Clarke lächelte. »Die fehlenden BHs wurden mehr als nur einmal erwähnt.«
    »Na ja, wenn man sich an einem solchen Ort amüsieren will, braucht man schon Phantasie.«
    »Da wär außerdem eine Spur, der der Constable noch nachgehen muss. Er ruft mich noch heute zurück.«
    »Meine Nerven werden die Spannung schon aushalten.
    Sind Sie je auf den Orkneys gewesen?«
    »Sie denken doch nicht etwa daran –« Sie wurde vom Klingeln ihres Telefons unterbrochen. »D.C. Clarke. Ja.« Sie sah zu Rebus, zog ihren Notizblock heran und begann mitzuschreiben. Rebus ging mittlerweile im Zimmer auf und ab. Wieder wurde ihm dabei bewusst, wieso er da nicht hineinpasste, warum er für die Laufbahn, die das Leben für ihn ausgesucht hatte, so wenig geeignet war. Das MordZimmer war wie eine Fertigungsstraße. Man hatte eine genau umrissene Aufgabe, und man erledigte sie. Vielleicht würde jemand anders jede Spur, die man entdeckte, weiterverfolgen, und danach würde wieder jemand anders einen Verdächtigen oder einen potenziellen Zeugen vernehmen.
    Man war nur ein kleiner Teil eines sehr großen Apparats.
    Das war nichts für Rebus. Er wollte jeder Spur persönlich nachgehen, sämtliche Querverbindungen selbst herstellen, sie von Anfang bis Ende durchdenken. Man hatte ihn einmal, durchaus wohlwollend, mit einem Terrier verglichen, der, wenn er einmal zugebissen hatte, nicht mehr losließ. Manchen Hunden musste man die Kiefer brechen, um sie von ihrem Opfer wieder loszubekommen.
    Siobhan Clarke kam auf ihn zu.
    »War was?«
    »Mein Freund der Constable hat herausgefunden, dass Cuchullain eine Kuh und ein Schwein hielt, dazu ein paar Hühner. Stichwort Selbstversorgung. Er fragte sich, was aus den Tieren geworden sein könnte, als Cuchullain wegzog.« »Scheint ein heller Kopf zu sein.«
    »Wie sich rausgestellt hat, verkaufte Cuchullain sie an einen anderen Crofter, und dieser Kleinpächter führt Buch.
    Wir haben Glück, Cuchullain musste noch eine Weile auf sein Geld warten und gab dem Crofter eine Nachsendeadresse in den Borders an.« Sie schwenkte einen Zettel. »Werden Sie nur nicht übermütig«, warnte Rebus. »Wir reden noch immer von einer zwanzig Jahre alten Adresse eines Mannes, dessen Namen wir nicht kennen.«
    »Aber wir kennen ihn! Der Crofter hatte sich auch den
    notiert. Er hieß Francis Lee.«
    »Francis Lee?« Rebus klang skeptisch. »Spielte der in den Siebzigern nicht bei Manchester City? Francis Lee … wie Frank Lee? Wie in Frankly, Scarlett, I don’t give a damn ?« »Sie glauben, das ist auch wieder ein Deckname?«
    »Ich weiß nicht. Sollen die Kollegen in den Borders das überprüfen.« Er sah sich im Mord-Zimmer um. »Ach nein, wenn ich’s recht überlege, könnten wir’s auch selbst tun.«
13
    Wann immer Pflicht oder Neigung John Rebus veranlassten, durch ein beliebiges Städtchen der Scottish Borders zu fahren, kam ihm ein Wort in den Sinn.
    Ordentlich.
    Die Städtchen waren schlicht angelegt und fast krankhaft sauber. Die Häuser bestanden aus schmucklosem Stein und hatten etwas Rechtwinklig-Biederes an sich. Die Menschen, die munteren Schritts von der Bank zum Lebensmittelladen oder zur Apotheke gingen, hatten rosige Wangen und platzten schier vor Gesundheit, als schrubbten sie sich jeden Morgen das Gesicht mit Bimsstein, ehe sie sich an ein kerniges Frühstück setzten. Die Männer bewegten sich mit der Anmut von landwirtschaftlichen Maschinen. Und die Frauen hätte man, eine wie die andere, bedenkenlos seiner Mutter vorstellen können. Sie wäre der Meinung gewesen, sie seien viel zu gut für ihren Sohn.
    Um die Wahrheit zu sagen, machten die Borderer Rebus Angst. Er verstand sie einfach nicht. Wohl verstand er aber, dass bei diesen Städtchen und deren Bewohnern, die von jedem größeren schottischen Ballungsgebiet viel weiter entfernt waren als von der englischen Grenze, eine gewisse Schizophrenie unvermeidlich war.
    Selkirk allerdings war, was Charakter, Architektur und Sprache anbelangte,

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