Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
eindeutig schottisch. Sein alljährliches Lammas-Fest war noch nicht zu einer bloßen Erinnerung verblasst, die den Bürgern über den Winter helfen würde. Es hingen noch überall Wimpel herum, die darauf warteten, abgenommen zu werden. Ein paar flatterten auch draußen vor dem Haus, das an die Kirchhofsmauer grenzte. Siobhan las die Adresse noch einmal nach und zuckte die Achseln.
    »Das ist das Pfarrhaus, oder?«, wiederholte Rebus, überzeugt, dass sie etwas falsch verstanden haben mussten.
    »Das ist die Adresse, die ich hier habe.«
    Das Haus, aus langweiligem grauen Stein erbaut, groß und mit mehreren vorstehenden Giebeln ausgestattet, war von einem üppigen und süß duftenden Garten umgeben. Siobhan Clarke drückte das kleine Tor auf. An der Haustür suchte sie nach der Klingel, fand aber keine, also griff sie zum Türklopfer. Er hatte die Form einer offenen Hand. Keine Reaktion. Ganz in der Nähe war ein Handrasenmäher zu hören, hin und her und hin und her – so gleichmäßig wie ein Pendel. Rebus sah durchs Fenster hinein, aber im Haus rührte sich nichts.
    »Wir vergeuden unsere Zeit«, stellte er fest. Und die lange Autofahrt war auch umsonst gewesen. »Lassen wir ein paar Zeilen da, und verschwinden wir.«
    Clarke spähte durch den Briefkastenschlitz und richtete sich dann wieder auf. »Wenn wir schon mal hier sind, könnten wir vielleicht in der Nachbarschaft herumfragen.«
    »Schön«, sagte Rebus, »plaudern wir ein bisschen mit dem Rasenmähermann.«
    Sie gingen zum Kirchhoftor und schlugen den rot bekiesten Pfad ein, der um die Kirche herumführte. An der Rückseite des rußgeschwärzten Gebäudes sahen sie einen alten Mann an einem Rasenmäher, der in Edinburgh eine Zierde für jedes Antiquitätengeschäft der Neustadt gewesen wäre.
    Der Gentleman unterbrach seine Arbeit, als er sie den frisch gemähten Rasen überqueren und auf sich zukommen sah. Es war, als ginge man über einen Teppich. Das Gras hätte nicht kürzer sein können, wenn man es mit einer Nagelschere geschnitten hätte. Der Mann zog ein riesiges Taschentuch heraus und wischte sich damit die sonnengebräunte Stirn. Sein Gesicht und seine Arme waren so braun wie Eichenholz, das Gesicht von Schweiß glänzend. Die Haut saß straff am Schädel, der so blank wie der Rücken eines Käfers war. Er stellte sich als Willie McStay vor.
    »Geht’s um den Vandalismus?«, fragte er.
    »Vandalismus? Hier ?«
    »Sie haben die Gräber geschändet, die Grabsteine mit Farbe beschmiert. Das sind die Skinheads.«
    »Skinheads in Selkirk?« Rebus war skeptisch. »Wie viele Skinheads gibt’s denn hier so, Mr. McStay?«
    McStay dachte eine Weile nach und knirschte dabei mit den Zähnen, als kaute er an einem Priem oder einem besonders zähen Stück Schleim. »Na ja«, sagte er, »da wär schon mal Alec Tunnocks Sohn. Der hat abartig kurze Haare und trägt so Schnürstiefel.«
    » Ah , Schnürstiefel!«
    »Seit er aus der Schule raus ist, hat er noch nie einen Finger gerührt.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht wegen der Grabsteine hier, Mr. McStay. Wir interessieren uns für das Haus da.« Er deutete darauf.
    »Das Pfarrhaus?«
    »Wer wohnt darin, Mr. McStay?«
    »Der geistliche Herr, Reverend McKay.«
    »Wie lang schon?«
    »Grundgütiger, ich weiß nicht. Fünfzehn Jahre vielleicht. Vor ihm war es Reverend Bothwell. Die Bothwells waren ein Vierteljahrhundert hier oder noch länger.«
    Rebus warf Siobhan Clarke einen Blick zu. Zeitvergeudung.
    »Wir suchen nach einem Mann namens Francis Lee«, sagte sie.
    McStay kaute mit hin und her malmendem Kiefer am Namen herum. Er erinnerte Rebus an ein Schaf. Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Ist mir nicht bekannt«, erwiderte er.
    »Na, trotzdem danke«, sagte Rebus.
    »Minute noch«, bat McStay. Was bedeutete, dass er noch eine weitere Minute darüber nachdenken wollte. Schließlich nickte er. »Man hat’s Ihnen falsch rum gesagt.« Er stützte sich mit einer Hand auf den schwarzen Gummigriff des Rasenmähers. »Die Bothwells waren ein prächtiges Paar, Douglas und Ina. Konnten nicht genug für diese Stadt tun. Als sie gestorben sind, hat ihr Sohn das Haus sofort verkauft. Das war nicht recht. Reverend Bothwell hatte mir das oft genug gesagt. Es hätte in der Familie bleiben sollen.«
    »Aber das ist doch ein Pfarrhaus«, meinte Clarke. »Eigentum der Church of Scotland. Wie konnte er es verkaufen?«
    »Den Bothwells war das Haus so ans Herz gewachsen, dass sie es der Kirche abgekauft

Weitere Kostenlose Bücher