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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wieder in Bewegung.
    »Davey! Du hast deine Kippen vergessen!« Aber Davey Soutar war schon draußen und schrie aus vollem Hals Unverständliches. Rebus zündete sich eine Zigarette an.
    »Dieses Jüngelchen hat mehr Testosteron im Leib, als für ihn gut ist«, sagte er zu Cave.
    »Müssen Sie grad sagen.«
    Rebus zuckte die Achseln. »Reines Theater, Mr. Cave. Method-Acting, wenn Sie so wollen.« Er stieß eine Rauchwolke aus. Cave starrte hinunter auf seine im Schoß verkrampften Hände. »Sie müssen sich endlich klar machen, in was Sie da hineingeraten sind.«
    Cave sah auf. »Sie glauben, ich dulde religiös begründeten Hass?«
    »Nein, meine Theorie ist weit simpler, Mr. Cave. Ich glaube, Sie fahren auf Gewalt und junge Männer ab.«
    »Sie sind krank.«
    »Dann sind Sie, Mr. Cave, vielleicht einfach nur irregeleitet. Steigen Sie aus, solange Sie noch können. Die Langmut eines Polizisten ist nur von kurzer Dauer.« Er blieb vor Cave stehen, beugte sich hinunter und sagte leise: »Die haben Sie mit Haut und Haaren geschluckt. Sie sitzen im Bauch des Gar-B. Sie können immer noch rauskriechen, aber vielleicht haben Sie nicht mehr so viel Zeit, wie Sie glauben.« Rebus tätschelte Caves Wange. Sie war kalt und weich, wie Hühnchenfleisch aus dem Kühlschrank.
    »Schauen Sie bei Gelegenheit in den Spiegel, Rebus. Sie könnten feststellen, dass Sie selbst einen verflucht guten Terroristen abgeben würden.«
    »Die Sache ist bloß, dass ich nie in die Versuchung käme. Wie steht’s mit Ihnen?«
    Cave stand auf, ging an ihm vorbei zur Tür und hinaus. Rebus blies Rauch aus der Nase; dann setzte er sich auf die Kante der Bühne und rauchte seine Zigarette zu Ende. Vielleicht hatte er Soutars Sicherung zu früh ausgelöst. Wenn’s richtig gelaufen wäre, hätte er etwas mehr über den Shield erfahren. Momentan war es nur ein Sammelsurium von Kabeln und Federwindungen, Verbindungsstücken, von denen unterschiedlich gefärbte Drähte abzweigten. Schwer zu entschärfen, wenn man nicht wusste, welches Kabel man sich als Erstes vornehmen musste.
    Die Tür öffnete sich wieder, und er schaute auf. Davey Soutar stand da. Hinter ihm die anderen, mehr als ein Dutzend. Soutar atmete gepresst. Rebus warf einen Blick auf seine Armbanduhr und hoffte, dass sie richtig ging. Am anderen Ende des Saals gab es einen Notausgang, aber wohin hätte sich Rebus anschließend wenden sollen? Deshalb kletterte er auf die Bühne und beobachtete, wie sie näher kamen. Soutar sprach kein Wort. Abgesehen von den Atemgeräuschen und dem Scharren der Füße spielte sich der Vormarsch äußerst ruhig ab. Jetzt standen sie vor der Bühne. Rebus hob eine Latte auf, Teil des demolierten Bühnenbilds. Die Augen auf das Holzstück gerichtet, kletterte Soutar auf die Bühne.
    Er hielt inne, als er die Sirenen hörte und erstarrte für einen Moment, ohne den Blick von Rebus zu wenden. Der Polizist lächelte.
    »Dachtest du, ich tauche hier ohne meine Kavallerie auf, Davey?« Die Sirenen kamen immer näher. »Du bist am Zug, Davey«, sagte Rebus und schaffte es irgendwie, entspannt zu klingen. »Wenn dir wieder nach Randale ist, solltest du die Gelegenheit jetzt ergreifen.«
    Davey Soutar ließ sich jedoch wieder auf den Boden gleiten. Dort blieb er mit weit aufgerissenen, starren Augen stehen, als könnte er Rebus durch reine Willenskraft zur Implosion bringen. Ein letztes Knurren, dann wandte er sich ab und ging. Die anderen folgten ihm. Ein paar von ihnen drehten sich noch nach Rebus um. Er bemühte sich, nicht zu erleichtert zu wirken, und zündete sich eine neue Zigarette an. Soutar war wahnsinnig, eine entfesselte Naturgewalt, aber er schien auch stark zu sein. Rebus begann erst allmählich zu begreifen, wie stark er wirklich war.
    An dem Abend fuhr er erschöpft nach Hause – wobei »nach Hause« mittlerweile eine ziemlich ungenaue Umschreibung für Patience’ Wohnung war.
    Er zitterte noch immer leicht. Als Soutar das erste Mal aus dem Saal gegangen war, hatte er seine Wut an Rebus’ Auto ausgelassen. Die Rostlaube wies frische Beulen auf, einen eingeschlagenen Scheinwerfer, eine gesprungene Frontscheibe. Die Schauspieler in dem Lieferwagen sahen aus, als seien sie Zeugen einer Irrenhausrevolte geworden. Dann hatte Rebus ihnen von ihren Kulissen erzählt.
    Während er mit Polizeieskorte aus dem Gar-B gefahren war, hatte er an die Theatergruppe gedacht. An dem Abend, als er vor dem Dell den Mann aus Ulster traf, hatten sie da geparkt. Er besaß

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